Versteckte Chemie: Technische Hilfsstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln

Sie tauchen auf keinem Etikett auf: technische Hilfsstoffe, die bei der Verarbeitung von Lebensmitteln zum Einsatz kommen. Sie gelten allgemein als sicher, doch es gibt auch Bedenken.
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In der industriellen Verarbeitung wird Apfelsaft oft mit technischen Hilfsstoffen gefiltert. Das hat Auswirkungen auf seine Zusammensetzung.Foto: Liudmila Chernetska/iStock
Von 23. Juli 2024

Verarbeitete Lebensmittel sind voller Zusatzstoffe. Konservierungsstoffe, Trägerstoffe, Trennmittel, Säureregulatoren, Schaummittel, Stabilisatoren – die Liste ist meist lang und muss auf dem Etikett aufgeführt werden. Doch es gibt „unsichtbare“ Zusatzstoffe, die auf keinem Etikett erscheinen: die sogenannten Verarbeitungshilfsstoffe oder technischen Hilfsstoffe.

Diese erleichtern den technischen Prozess bei der Verarbeitung von Lebensmitteln. Sie können beispielsweise Zutaten einweichen und säubern, Getränke wie Wein oder Saft filtern, um sie klarer zu machen, oder die Textur von Brot verbessern, damit es weicher und elastischer wird.

Die technischen Hilfsstoffe bedürfen in Deutschland keiner Zulassung, schreibt das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Allerdings dürfen sie laut dem Lebensmittelgesetzbuch (LFGB) im Endprodukt nicht oder nur in minimalen, gesundheitlich unbedenklichen Mengen enthalten sein und sich nicht auf das Lebensmittel auswirken.

Doch Studien deuten darauf hin, dass einige technische Hilfsstoffe auch in kleinen Mengen negative Wirkungen auf die Gesundheit haben könnten.

Alkohol, Saft und Schwermetalle

Ein Beispiel sind Kieselgur (auch Diatomeenerde genannt; besteht aus Schalen fossiler Kieselalgen) und die Mineralerde Bentonit. Sie werden üblicherweise zum Filtern von Säften und alkoholischen Getränken wie Bier, Brandy und Wein verwendet. 

Da Kieselgur und Bentonit aus abgebauten Materialien gewonnen werden, können sie eine Vielzahl von Zusätzen enthalten, darunter Schwermetalle wie Arsen, Blei und Aluminium.

Laut einer Studie der US-Lebensmittelbehörde FDA und der University of Maryland erhöhte Kieselgur den Arsengehalt in Traubensaft um 67 Prozent. Im Apfelsaft gab es einen Anstieg von mehr als 500 Prozent.

Ferner fanden deutsche Forscher von der Universität Geisenheim heraus, dass die Zugabe von Bentonit den Vanadiumgehalt (Vanadium gilt als giftig und krebserregend) in Apfelsaft von etwa drei Mikrogramm pro Kilogramm (μg/kg) auf bis zu 200 μg/kg erhöhen kann. Diese seien zwar keine toxischen Werte, aber der Anstieg ist beachtlich.

Auch sind Verarbeitungshilfsstoffe nicht immer von gleicher Qualität, was sich unterschiedlich auf das Endprodukt auswirkt. Das stellten ungarische Forscher in einer Studie aus dem Jahr 2023 fest. Im Rahmen der Studie fügten sie Weißwein 21 Arten handelsüblicher Bentonitprodukte hinzu. Dabei entdeckten sie, dass sich der Bleigehalt nach der Zugabe einiger Produkte nicht wesentlich veränderte, während er nach der Zugabe anderer erheblich anstieg.

Versteckte Bedenken bei entkoffeiniertem Kaffee

Ein weiteres Verarbeitungshilfsmittel ist Methylenchlorid. Es kommt zum Einsatz, um Koffein, Bitter- und Reizstoffe in Kaffeebohnen und Tee zu entfernen. Laut dem Deutschen Zusatzstoffmuseum sind im entkoffeinierten Kaffee Restgehalte von zwei Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) zulässig, in Tee fünf mg/kg.

Methylenchlorid ist ein hochwirksames Lösungsmittel und nicht ungefährlich. Der Körper wandelt es in der Leber um und es entstehen erhebliche Mengen von Kohlenmonoxid und Formaldehyd, wobei letzteres ein bekanntes Karzinogen ist. In Tiermodellen zeigte Methylenchlorid schädigende Wirkung auf die Leber und das Nervensystem und potenziell krebserregende Wirkung.

Im Allgemeinen verdunstet Methylenchlorid schnell, was das Entfernen seiner Rückstände erleichtert. Sie können allerdings verbleiben und in einigen Produkten relativ hoch sein.

Hexan und Pflanzenöl

Herkömmliche mechanische Pressverfahren zur Extraktion von Pflanzenöl erreichen in der Regel bei Ölsaaten Extraktionsraten von 60 bis 80 Prozent. Im Gegensatz dazu kann die chemische Lösungsmittelextraktion, die heute überwiegend eingesetzt wird, eine Ausbeute von nahezu 100 Prozent erreichen. Das ist vorwiegend Hexan zu verdanken.

Hexan, ein in diesem Verfahren häufig verwendetes Lösungsmittel, ist ein Kohlenwasserstoff, der aus Rohöl gewonnen wird. Er bleibt bei Raumtemperatur flüssig, ist aber sehr flüchtig.

Bei der Extraktion von Pflanzenölen wie Raps und Sonnenblumen werden die Ölsaaten gereinigt, zerkleinert, gedämpft und getrocknet. Danach werden sie in Hexan getaucht, wobei Lipide aus den Kernen freigesetzt werden. Dann kommt Hitze zum Einsatz, wobei das Hexan verdampft. Das extrahierte Öl wird anschließend weiter raffiniert, während das Hexan aufgefangen und wiederverwendet wird.

Neben Pflanzenölen wird Hexan auch zur Gewinnung von Aromen, Farbzusätzen und anderen bioaktiven Inhaltsstoffen verwendet.

Zahlreiche Studien ergaben, dass Hexan für den Menschen neurotoxisch ist, das heißt, es schädigt das Nervensystem. Nach Angaben der US-Umweltschutzbehörde kann eine kurzfristige Exposition gegenüber Hexan zu Reizungen, Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen führen. Eine längere Exposition kann hingegen Nervenschäden verursachen.

Die Europäische Union legten den zulässigen Rückstand an Hexan in Speiseölen, Kakaobutter und Aromen auf 1 mg/kg fest.

Missbräuchliche Verwendung unwahrscheinlich

Allgemein seien technische Hilfsstoffe nur dazu gedacht, die Produktion zu unterstützen und diente keinem anderen Zweck. Das meinte Martin Bucknavage gegenüber Epoch Times. Er ist leitender Spezialist für Lebensmittelsicherheit an der Abteilung für Lebensmittelwissenschaften der Penn State University in den USA. Wenn man allerdings zu viele hinzufüge, könne das zu Problemen führen. Er verglich es mit der Zubereitung von Spiegeleiern: Eine dünne Schicht Öl in der Bratpfanne ist ausreichend, aber mit zu viel Öl gelinge kein leckeres Gericht.

„Soweit ich weiß, gab es keinen Missbrauch von Verarbeitungshilfsstoffen“, so Bucknavage. Er räumte jedoch ein, dass diese Stoffe Gegenstand von Kontroversen seien.

Des Weiteren seien „die Rückstände zu gering, um sie zu erkennen“, meinte dazu Tim Bowser gegenüber Epoch Times. Er ist Lebensmittelingenieur am Robert M. Kerr Food and Agricultural Products Center der Oklahoma State University in den USA.

Er wies jedoch darauf hin, dass einige Unternehmen dank der kontinuierlichen Entwicklung von Analysetechnologien heute in der Lage seien, Stoffe in sehr geringen Konzentrationen wie einer Größenordnung von einem Milliardstel oder sogar noch geringeren Mengen nachzuweisen. 

Darüber hinaus würden die Behörden die Sicherheit von Verarbeitungshilfsstoffen ständig bewerten. Mit zunehmendem Wissen könnten die Vorschriften für ihre Verwendung angepasst oder „etwas könnte von der Liste der allgemein als sicher geltenden Stoffe gestrichen werden“, so der Lebensmittelingenieur.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Many Substances Used for Food Processing Are Never Listed on Ingredient Labels“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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