Ursachen von Krankheiten im Verständnis der chinesischen Medizin
Die traditionelle chinesische Medizin ist eine über tausende Jahre alte Heilkunst. Die frühesten Aufzeichnung finden sich im „Shennong Bencao Jing“ (Klassiker des Shennong zur Arzneimittelkunde) und im „Huangdi Neijing“ (Buch des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin), einer ausführlichen Darstellung der Diagnose- und Therapieverfahren, sowie der Akupunktur. Die chinesische Medizin unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der naturwissenschaftlich geprägten westlichen Medizin.
Der taiwanesische Arzt Hu Naiwen begann seine Laufbahn in der westlichen Medizin. Er gehört zu den Spitzenärzten Taiwans. Nach über zehnjähriger Forschung in der westlichen Medizin beschloss er vor 20 Jahren, sich der chinesischen Medizin zuzuwenden. Ihm gelang es als einem von wenigen Ärzten auf der Welt, den schwarzen Hautkrebs mittels seiner Kenntnisse aus der chinesischen Medizin zu behandeln. Außerdem fand er im „Huangdi Neijing“, einer uralten chinesischen Schrift über innere Medizin, Aufzeichnungen zur Bekämpfung von SARS. Seine Erfolge in der Medizin verdankt er dem intensiven Studium der traditionellen chinesischen Medizin. Im Interview mit der Epoch Times erklärt Hu Naiwen die Grundgedanken der chinesischen Medizin.
Epoch Times: Sie haben früher in der naturwissenschaftlichen Medizin geforscht und sich dann der chinesischen Medizin zugewandt. Worin besteht der größte Unterschied zwischen der chinesischen und der westlichen Medizin?
Hu: Eigentlich dürfte es zwischen der chinesischen und westlichen Medizin keine wesentlichen Unterschiede geben. Beide dienen schließlich unserer Gesundheit. Tatsächlich bestehen aber erhebliche Unterschiede, beispielsweise in der Diagnose. Nach der traditionell chinesischen Medizin sind Faktoren wie die innere Hitze, Kälte, Nässe, oder Trockenheit, die Angst, der Ärger, Schock oder Sorgen Ursachen für Erkrankungen. In der westlichen Medizin wird das auf Viren, Bakterien oder Nährstoffmangel zurückgeführt.
Epoch Times: Sie hatten vorher in der westlichen Medizin geforscht. Was hat Sie bewogen, zur chinesischen Medizin zu wechseln?
Hu: Ich hatte damals die Wahl zwischen verschiedenen Medizinzweigen. Im Studium habe ich die Grundlagen der westlichen Medizin erfahren. Eigentlich hatte ich schon vor meinem Wechsel Kenntnisse in der chinesische Medizin.
Während der Forschung habe ich über den Zusammenhang der Neurologie mit der Akupunktur gelesen. Zwischen Neurologie und Akupunktur besteht ein enger Zusammenhang. Da ich meine Kenntnisse in der Akupunktur vertiefen wollte, bin ich schließlich auf Dokumente gestoßen, die von der Heilung vieler Erkrankungen mittels Akupunktur berichteten. Da packte mich der Wissensdurst. Ich wollte unbedingt mehr über die Akupunktur lernen. So entschloss ich mich, das Fach Akupunktur zu studieren. Ich lernte dabei den Kern der chinesischen Medizin kennen und war fortan von diesem Medizinzweig sehr begeistert.
Epoch Times: Manche behaupten, die westliche Medizin heile nur oberflächlich die Krankheiten, sie beseitige also nur oberflächlich die Krankheitssymptome, während die chinesische Medizin Krankheiten von der Wurzel aus bekämpfe.
Hu: Die chinesische Medizin bekämpft die Krankheiten eigentlich auf zwei unterschiedliche Arten. Sie beseitigt sowohl die Krankheitssymptome als auch den Keim, der die Erkrankung verursacht hat. Wenn man nur die Symptome bekämpft, wird eine genaue Analyse der Krankheitsursachen verhindert. Das trägt nicht zu einer wirklichen Heilung bei. Die chinesische Medizin ist sehr fortschrittlich, weil sie die Krankheit sozusagen an zwei Fronten bekämpft.
Epoch Times: Warum passiert es eigentlich so oft, dass man sich nach einem Wechsel der Jahrszeiten erkältet?
Hu: Es stimmt, dass sich viele Menschen nach einem Wechsel der Jahreszeiten erkälten. So kommt es vor, dass man, nachdem man einen kalten Winter ohne jegliche Erkältung überstandenen hat, sich im Frühling plötzlich doch noch erkältet. Nach der chinesischen Medizin liegt das an der mangelnden Anpassung der Menschen an die Jahreszeiten. Der Frühling ist eine Jahreszeit, in der alles zu blühen beginnt, im Sommer wiederum wächst alles. Im Herbst kommt die Ernte und im Winter die Ruhe. Der Winter ist demnach eine Jahreszeit, bei der man sich möglichst von harter Arbeit und Stress schont, ausreichend schläft und sich vor Kälte schützt. Richtet man seinen Alltag entsprechend den Jahreszeiten ein, dann wird das Immunsystem des Menschen nicht übermäßig strapaziert. So kann man sich auf einen gesunden Jahreszeitenwechsel freuen.
Epoch Times: Betreffend Hautirritationen und Allergien stößt die westliche Medizin manchmal an ihre Grenzen. Was schlägt die chinesische Medizin in solchen Fällen vor?
Hu: Heutzutage klagen immer mehr Menschen über Hautirritationen oder Allergien. Einige lassen sich auf die Unverträglichkeit mit bestimmten Lebensmitteln zurückführen. Diese Lebensmittel führen zu starkem Juckreiz, zu Rötungen, Verkrustungen oder Schuppenflechten. Aber zunehmend klagen auch Nicht-Allergiker über Juckreiz an verschiedenen Körperstellen, die nach dem Kratzen zu Rötungen führen. Chinesische Mediziner sehen auch hier als Ursache die mangelnde Anpassungsfähigkeit der Menschen an die Jahreszeiten.
Diese Anpassungsfähigkeit befindet sich zudem immer mehr im Abnehmen, weil die Menschen immer mehr Möglichkeiten finden ihre Umwelt künstlich zu verändern. Das fängt bei aufgeheizten Räumen an und hört bei unterkühlten Räumen auf. Eine Umstellung, die der menschliche Organismus nicht auf Anhieb verkraften kann, ist es, wenn man aus überheizten Räumen in die Kälte kommt oder aus stark unterkühlten Räumen wieder in die Hitze kommt. Heizungen und Klimaanlagen bieten einen bestimmten Grad an Komfort. Bei übertriebenem Einsatz solcher technischer Hilfsmittel kann es zu Reizungen des Körpers kommen, die unter anderem auf der Haut spürbar werden.
Epoch Times: Wir danken herzlich für das Gespräch.
Hu: Bitteschön, gern geschehen.
(mh)
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