Unterschätzter Held: Wie der Darm unseren gesamten Organismus beeinflusst
Eine breite Palette von chronischen Krankheiten steht in Verbindung mit einem Ungleichgewicht im Darmmikrobiom (Darmflora). Dieses Darmmikrobiom umfasst Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen im Darm. Sie sind viel zahlreicher als unsere Körperzellen; sie interagieren mit dem menschlichen Körper und unterstützen ihn.
Probiotika (Lebensmittel mit lebensfähigen Mikroorganismen wie zum Beispiel Joghurt) können dazu beitragen, ein ausgewogenes Gleichgewicht des Darmmikrobioms und eine gesunde Darmfunktion aufrechtzuerhalten. Es gibt allerdings Lebensmittel, die diese Probiotika im Darm zerstören können.
Lebensmittel, die die Darmgesundheit beeinträchtigen
Zu solchen Lebensmitteln gehören:
Hochverarbeitete Lebensmittel
Ultra-verarbeitete Produkte enthalten in der Regel hohe Mengen an gesättigten und trans-Fettsäuren, zugesetztem Zucker, Salz, Zusatzstoffen, Konservierungsmitteln, Farbstoffen und so weiter. Diese Inhaltsstoffe können sich negativ auf die Mikrobiota des Magen-Darm-Trakts auswirken. Zudem liefern ultra-verarbeitete Lebensmittel nicht die notwendigen Nährstoffe – wie zum Beispiel Ballaststoffe – für unsere Darm-Probiotika.
Eine Übersicht von Studien, die 2023 in der Fachzeitschrift „Food Research International“ erschien, legt nahe, dass ultra-verarbeitete Lebensmittel die Zusammensetzung des Darmmikrobioms und mikrobielle Stoffwechselprodukte direkt verändern. Das kann Entzündungen und metabolische Erkrankungen verursachen.
Die schädlichen Bestandteile in diesen Produkten wirken sich auch auf das Nervensystem aus und können die Gesundheit des Gehirns über die Mikrobiota-Darm-Gehirn-Achse (Kommunikationssystem zwischen Darmflora und Gehirn) beeinträchtigen. Dies könnte potenziell Auswirkungen auf die Denkleistung und das Verhalten haben, heißt es in einer Studie.
Ein 2019 in „Nutrients“ veröffentlichter Artikel besagt ebenfalls, dass der hohe Konsum von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln das Darmmikrobiom verändert und Entzündungen verursacht. Dies kann sogar dazu führen, dass Veränderungen in den genetischen Merkmalen, die an die Nachkommen weitergegeben werden, auftreten.
Zucker und künstliche Süßstoffe
Ein übermäßiger Konsum von zuckerhaltigen Snacks kann den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen lassen und das Gleichgewicht der Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt beeinflussen. Zu viel Zucker fördert das Wachstum schädlicher und hemmt das Wachstum nützlicher Bakterien. Das führt zu einem relativen Rückgang der Anzahl dieser nützlichen Bakterien. Dieses Ungleichgewicht im Darmmikrobiom kann zu vielen Gesundheitsproblemen wie chronische Darmentzündungen, Stoffwechselerkrankungen, Bluthochdruck, hoher Blutzucker und Blutcholesterinspiegel führen.
Eine im Jahr 2022 in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Cell“ veröffentlichte Studie zeigte, dass das Darmmikrobiom vor einer Entstehung von Fettleibigkeit und Stoffwechselerkrankungen schützt, die oft durch eine ungesunde Ernährung bedingt sind. Dies verdeutlicht, dass das Darmmikrobiom eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie unser Körper auf bestimmte Nahrungsmittel reagiert und unsere Gesundheit beeinflusst.
Des Weiteren senkt eine zucker- und fettreiche Ernährung die Anzahl von Mikroben, die die Bildung von Th17-Zellen fördern. Das sind spezielle Immunzellen, die eine Rolle in der Immunantwort des Körpers spielen und bei der Entzündungsreaktion beteiligt sind. Das kann wiederum das Risiko von Stoffwechselerkrankungen erhöhen.
Zusätzlich dazu kann der menschliche Körper künstliche Süßstoffe wie Aspartam und Sucralose nicht verarbeiten oder aufnehmen. Das bedeutet, dass sie länger im Darm verbleiben, was sich negativ auf die Vielfalt des Darmmikrobioms auswirkt.
Fettreiche Lebensmittel
Sowohl gesättigte als auch ungesättigte Fette sind lebenswichtige Nährstoffe. Transfette hingegen sind schädlich für den menschlichen Körper.
Unser Darm verfügt über eine Schleimhautbarriere, die nützliche Substanzen aufnehmen und schädliche Substanzen daran hindern kann, in den Körper zu gelangen. Wenn diese Barriere beschädigt ist, kommen schädliche Bakterien, Toxine und Allergene über den Darm in den Körper. Dies wird auch als „Leaky-Gut-Syndrom“ (durchlässiger Darm) bezeichnet und kann zu vielen Gesundheitsproblemen führen.
Viele verarbeitete und frittierte Lebensmittel enthalten trans-Fettsäuren, die das Gleichgewicht des Darmmikrobioms beeinflussen, Entzündungen verursachen und die Funktion der Darmschleimhaut stören.
Ein ähnliches Problem besteht bei übermäßigem Konsum von gesättigten Fettsäuren. Daher ist es wichtig, den Verzehr von gesättigten Fetten zu überwachen und Transfette in der täglichen Ernährung zu vermeiden. Ungesättigte Fettsäuren zeigen indes entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen, die zur Erhaltung der Darmgesundheit beitragen. Diese gesunden Fette finden sich in Wildfisch, Oliven, Avocados und Nüssen.
Alkohol
Alkohol wirkt sich nicht nur auf das Gehirn und die Leber aus, sondern auch erheblich auf die Funktion des Magen-Darm-Trakts. Das größte Problem besteht darin, dass Alkohol die Schleimhautbarriere des Darms zerstört, die Darmfunktion beeinträchtigt und zu einer Vielzahl von Krankheiten führt.
Laut einer umfassenden Studie, die 2022 in „Frontiers in Microbiology“ erschien, kann Alkohol die Zusammensetzung des Darmmikrobioms verändern. Das führt zu einem Rückgang nützlicher und einem Anstieg schädlicher Bakterien. Die Folge sind Störungen der Darmflora und ein erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Erkrankungen, Immunstörungen und Stoffwechselerkrankungen.
Schutz des Darmtrakts: Ernährung als Schlüssel zur Gesundheit
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gilt der Verdauungstrakt als das fundamentale Element für das Wachstum und die Gesundheit des menschlichen Körpers. Wenn Probleme mit Milz und Magen auftreten, können diese nicht nur die Gesundheit gefährden, sondern auch die Arbeit der Ärzte erschweren. Denn die praktischste Methode zur Erhaltung der Magen-Darm-Funktion besteht darin, gesunde Essgewohnheiten zu kultivieren.
„Man ist, was man isst“ heißt die altbekannte Devise. Denn die Ernährung hat einen erheblichen Einfluss auf das Gedeihen der Darmmikroorganismen, die wiederum unsere Gesundheit beeinflussen.
Die TCM empfiehlt, ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte in die tägliche Ernährung einzubeziehen. Ballaststoffe sind die Energielieferanten für die Probiotika im Verdauungstrakt und fördern deren Wachstum. Das wirkt sich äußerst positiv auf die Darmgesundheit aus.
Neben ballaststoffreichen Lebensmitteln ist auch die Vielfalt in der Ernährung von entscheidender Bedeutung. Verschiedene Nahrungsmittel liefern verschiedene Nährstoffe und schaffen so die optimale Umgebung für eine Vielzahl von Bakterienarten im Darm.
Einer Studie aus der Fachzeitschrift „Molecular Metabolism“ zufolge senkt eine Ernährung, die entweder tierische oder pflanzliche Lebensmittel ausschließt, die Artenvielfalt des Darmmikrobioms. Dies unterstreicht die Bedeutung einer abwechslungsreichen Ernährungsweise. „[Je] vielfältiger die Ernährung, desto vielfältiger das Mikrobiom und desto widerstandsfähiger ist es bei Störungen“, heißt es dazu in der Studie.
Durch den Konsum einer breiten Palette von Nahrungsmitteln wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Proteinen, Nüssen und Samen können wir unseren Darmmikroorganismen eine reiche Nährstoffquelle bieten und somit die Vielfalt und das Gleichgewicht der Darmbakterien fördern. Dies ist für die Gesundheit des Darms sowie für den gesamten Organismus entscheidend.
Über den Autor
Dr. Jingduan Yang ist Neurologe, Psychiater und Experte für Akupunktur sowie chinesische und integrative Medizin. Er gründete das Yang-Institut für Integrative Medizin, die Tao-Klinik für Akupunktur und das American Institute of Clinical Acupuncture. Außerdem ist er Leiter des Northern Medical Center in Middletown, New York.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Guarding Your Gut: Foods That Harm It and Ways to Protect the Intestinal Tract“ (Deutsche Bearbeitung kr)
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