Transgender: Schwedische Klinik stellt Verwendung von Pubertätsblockern für unter 16-Jährige ein
Minderjährige unter 16 Jahren, die an einer Geschlechtsdysphorie leiden, erhalten seit 1. April 2021 im Karolinska Universitätskrankenhaus in Schweden keine „pubertätshemmenden“ Medikamente oder Geschlechtshormone mehr. Dies hatte das Krankenhaus im März angekündigt, wie die „Catholic News Agency“, am 6. Mai berichtete.
So macht das Krankenhaus in einer Presseerklärung seine Bedenken über langfristige Auswirkungen publik, die die Medikamente und Hormonverfahren auf die Jugendlichen hätten. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob Patienten unter 16 Jahren wirklich eine informierte Einwilligung geben können.
Als Transgender-Personen werden Menschen bezeichnet, die aufgrund einer Geschlechtsdysphorie, dem Gefühl des extremen Unbehagens mit ihrem biologischen Geschlecht, als das andere Geschlecht leben wollen.
Was unter ICD-10 (F64) bislang noch als psychische Störung aufgelistet wird, wird von Betroffenen oder Befürwortern der Gender-Ideologie als diskriminierend empfunden. Die Gender-Ideologie propagiert, dass es mehr als nur zwei Geschlechter geben sollte – sie will die Geschlechterdifferenz abschaffen. Demnach soll sich jeder sein Geschlecht aussuchen können.
Vor der Einführung der neuen Richtlinien bot Karolinska sogenannte „geschlechtsangleichende“ Operationen für Kinder und Erwachsene an. Eine schwedische investigative TV-Reportage hatte im Oktober 2019 aufgedeckt, dass das Krankenhaus doppelte Mastektomien (Brustentfernungen) an Kindern im Alter von nur 14 Jahren vorgenommen hatte.
Anderson: „Geschlechtsangleichungen sind völlig experimentell“
Ryan Anderson, Präsident der amerikanischen Denkfabrik „Ethics and Public Policy Center“, begrüßte die Änderungen und forderte weitere Schutzmaßnahmen für Kinder mit Geschlechtsdysphorie.
Anderson ist Autor eines Buches, das sich kritisch mit der Transgender-Bewegung auseinandersetzt: „When Harry Became Sally: Responding to the Transgender Moment“.
„Eine umsichtige Gesetzgebung ist notwendig, um Erwachsene daran zu hindern, in die normale, natürliche körperliche Entwicklung eines Kindes einzugreifen. Verfahren zur ‚Geschlechtsangleichung‘ verstoßen gegen eine gesunde medizinische Ethik“, sagt Anderson gegenüber „CNA“.
„Diese Verfahren sind völlig experimentell. Es gibt keine einzige prospektive Langzeitstudie über die langfristigen Folgen, wenn ein ansonsten körperlich gesundes Kind daran gehindert wird, eine normale pubertäre Entwicklung zu durchlaufen“, sagte er.
Irreversible Folgen durch Blockierung der Pubertätsentwicklung
Das Krankenhaus definierte insbesondere entwicklungshemmende Behandlungen für Jugendliche mit Geschlechtsdysphorie als „umstritten“ und potenziell verbunden mit „weit verbreiteten und irreversiblen nachteiligen Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose, Unfruchtbarkeit, erhöhtes Krebsrisiko und Thrombose.
Seit einiger Zeit stellen schwedische Wissenschaftler und Ärzte Fragen. Einer der führenden schwedischen Experten für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Professor Christopher Gillberg, hat sich in die Schusslinie begeben, indem er eine experimentelle geschlechtsangleichende Behandlung anprangerte.
Anfang des Jahres sagte er vor dem schwedischen Parlament, dass die Behandlung minderjähriger Frauen, die zu Männern werden wollen, „einer der größten Skandale in der Geschichte der Medizin“ sei.
Zusammen mit Kollegen schrieb er in einem offenen Brief: „Es ist beängstigend, sich vorzustellen, wie das geschichtliche Urteil über diese experimentellen Kinderaktivitäten im großen Stil (mit chemischer Hirnveränderung und physischer Genitalverstümmelung) im Bereich der ‚rapid onset gender dysphoria‘ in 20 Jahren aussehen wird,“ wie mercatornet berichtet.
In einem langen Protestbrief, der beim schwedischen Gesundheitsministerium eingereicht wurde, argumentieren er und eine Reihe anderer Ärzte, Forscher, Politologen und Lehrer, dass es „nicht im Einklang mit der Wissenschaft und bewährten Erfahrungen steht und daher nicht mit einer guten medizinischen Ethik vereinbar ist, sofort eine geschlechtsangleichende Behandlung anzubieten“.
Zahlen in Schweden wieder rückläufig
So wie in anderen Ländern auch hat es in Schweden eine regelrechte Explosion von Menschen mit Geschlechtsdysphorie gegeben. Im Jahr 2003 wurden nur etwa zehn Kinder diagnostiziert, im Jahr 2018 waren es schon 500.
Der Münchener Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte vermutete schon 2019, dass der enorme Anstieg der Patientenzahlen an einer “besseren Aufklärung und einem größeren Problembewusstsein in der Bevölkerung für Geschlechtsrollen“ liege, wie „die Tagespost“ berichtete.
Diese seien „zweifellos eine Folge der medialen Verbreitung von Informationen“. Eine große Rolle würde aber auch der sich zunehmend in der Medizin durchsetzende ‚Machbarkeitsgedanke‘“ spielen, so Korte. Eben die möglichen aber umstrittenen Behandlungsmethoden wie der Einsatz von frühzeitigen pubertätsblockierenden und gegengeschlechtlichen Hormonbehandlungen.
Unterdessen ist in Schweden landesweit die Zahl der jungen Menschen, die zur Behandlung von Geschlechtsdysphorie in Kliniken überwiesen werden, seit einigen Jahren rückläufig. Dies zeigt, dass sich in Schweden seit einiger Zeit eine Haltung der extremen Vorsicht durchgesetzt hat. (aa)
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