Teufelskreis: Warum Ihr Lieblingssnack Sie in den Suchtstrudel ziehen könnte

Zucker und Fett könnten Ihr Gehirn stärker beeinflussen, als Sie denken. Doch es gibt Wege, diesem Kreislauf zu entkommen. Finden Sie heraus, welche einfachen Methoden Ihr Verlangen zähmen können.
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Kampf gegen den Heißhunger: So können Sie Ihr Gehirn umprogrammieren.Foto: sasirin pamai/ iStock
Von 14. August 2024

Der Einsatz von Medikamenten zur Gewichtsreduktion ist weit verbreitet, wobei einige dieser Präparate auch zur Unterstützung bei der Behandlung von Abhängigkeiten eingesetzt werden.

Vor der Einführung industriell verarbeiteter Lebensmittel wurden Nahrungsmittel in der Natur angebaut, geerntet und zum Stillen des Hungers verzehrt. Heutzutage jedoch enthalten viele unserer Lebensmittel künstliche Zusatzstoffe und Zucker, die nicht nur ein Sättigungsgefühl hervorrufen, sondern auch das Verlangen nach mehr anregen.

Forschung: Intensive Süße übertrumpft Kokain

Ein Experiment der Universität Bordeaux zeigte, dass Ratten lieber süßes Zuckerwasser als Kokain wählten, selbst wenn die Dosis der Droge erhöht wurde. Diese Vorliebe deutet darauf hin, dass die Belohnungsmechanismen des Gehirns stärker auf Zucker reagieren als auf eine der stärksten süchtig machenden Substanzen. Weitere Forschungen bestätigen, dass die neuronalen Reaktionen auf Zucker und Süßes robuster sind als die auf Kokain, was erklären könnte, warum viele Menschen Schwierigkeiten haben, den Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln zu reduzieren.

Zwei Dopamin-Peaks: Die Wirkung von Nahrung auf unser Gehirn

Nahrung liefert uns nicht nur Energie, sondern hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf unser Gehirn. Beim Essen steigt der Dopaminspiegel in unserem Gehirn an, was uns ein Gefühl des Glücks vermittelt. Das Dopaminsystem spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung unseres Essverhaltens.

In einer in „Cell Metabolism“ veröffentlichten Studie untersuchten Forscher des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung und der Yale University, wie Nahrung das Dopaminsystem beeinflusst. Dabei erhielten 13 gesunde Teilnehmer entweder einen fettreichen, zuckerhaltigen Milchshake oder eine geschmacklose Lösung.

Die Ergebnisse zeigten, dass der Milchshake eine doppelte Dopaminausschüttung im Gehirn auslöste: Zunächst unmittelbar nach dem Trinken und erneut 5 bis 10 Minuten später, wobei die Reaktion deutlich stärker ausfiel als bei der geschmacklosen Lösung.

Sobald Nahrung den Mund erreicht, wird der Geschmack über Nervenbahnen an bestimmte Gehirnregionen weitergeleitet, was eine erhöhte Dopaminausschüttung auslöst. MRT-Scans zeigten, dass fettreiche und zuckerhaltige Lebensmittel die Dopaminfreisetzung im Gehirn um bis zu 120 Prozent steigern können. Die Forscher schlussfolgerten, dass diese Lebensmittel nicht nur das Dopaminsystem intensiv aktivieren, sondern auch die Gehirnfunktion dauerhaft verändern können.

Außerdem löst das Essen die Freisetzung von Opioiden im Gehirn aus, die für ein gutes Gefühl sorgen und das Essverhalten beeinflussen. Studien zeigen, dass besonders schmackhafte Mahlzeiten diese Reaktion verstärken können. Zudem führen Diäten, die stark verarbeitete Lebensmittel mit zugesetztem Zucker und Fett enthalten, oft dazu, dass das Sättigungsgefühl erst verzögert eintritt. Dies kann zu übermäßigem Essen und letztlich zu Gewichtszunahme und Fettleibigkeit führen.

Das wachsende Suchtverhalten gegenüber fettreichen und zuckerhaltigen Lebensmitteln zur Bewältigung von Stress wird zunehmend in der Gesellschaft beobachtet. Diese Abhängigkeit führt zu gesundheitlichen Schäden und könnte durch Medikamente wie Bupropion und Naltrexon behandelt werden, die Heißhunger und Essverlangen reduzieren. Es bleibt jedoch die Frage, ob es auch natürliche, ganzheitliche Methoden gibt, um diese Art von Abhängigkeit zu überwinden.

Linderung von Verlangen

In den letzten Jahrzehnten haben wissenschaftliche Studien die Vorteile von Sitzmeditation und Achtsamkeitstraining hervorgehoben, sowohl für das Gehirn als auch den Stoffwechsel. Eine systematische Analyse, veröffentlicht in „Obesity Reviews“, untersuchte 18 Studien über achtsamkeitsbasierte Interventionen (MBIs) und fand heraus, dass Teilnehmer durchschnittlich 3,1 Kilogramm nach der Behandlung und weitere 3,4 Kilogramm während der Nachbeobachtung verloren. Die Forscher kamen so zu dem Schluss, dass achtsamkeitsbasierte Methoden dabei helfen können, Gewicht zu verlieren und ungesunde Essgewohnheiten zu reduzieren.

Außerdem hat eine europäische Studie untersucht, wie sich Meditation auf das Gehirn auswirkt. Acht erfahrene Meditationslehrer aus Kopenhagen, die seit vielen Jahren täglich meditieren, nahmen daran teil. Die Wissenschaftler scannten ihre Gehirne zweimal – einmal während der Meditation und einmal, wenn sie nicht meditierten.

Während der Meditation stieg der Dopaminspiegel im Gehirn um beeindruckende 65 Prozent an, speziell in einem Bereich, der als „ventrales Striatum“ bekannt ist. Dieser Teil des Gehirns ist dafür verantwortlich, dass wir Freude empfinden und motiviert werden. Man nennt ihn deshalb auch das „Freudenzentrum“ des Gehirns.

Zusätzlich zeigten Messungen der Gehirnaktivität, dass die Meditierenden in einen tief entspannten Zustand versetzt wurden. Dies äußerte sich durch eine Zunahme von langsamen, beruhigenden Theta-Wellen und eine Abnahme von schnelleren Alpha-Wellen.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2013, geleitet von Michael Hagerty an der University of California, Davis, zeigte, dass Meditation das Dopamin-Belohnungssystem unseres Gehirns aktivieren kann – ganz ohne Drogen oder äußere Reize.

Diese Wirkung der Meditation könnte besonders für Menschen nützlich sein, die mit Sucht oder Stress zu kämpfen haben. Während Medikamente zur Behandlung von Nahrungsmittelsucht oft unerwünschte Nebenwirkungen haben, bietet Meditation eine risikoarme Möglichkeit, das Gehirn zu stärken und gleichzeitig den Umgang mit Stress und Entzugserscheinungen zu erleichtern.

Darüber hinaus hat sich Achtsamkeitstraining als wirksam erwiesen, um das Verlangen bei Drogenabhängigen zu reduzieren, den Missbrauch von Substanzen einzudämmen, chronische Rückenschmerzen und sogar Opioidsucht zu behandeln. Auch das Verlangen nach Alkohol kann durch Achtsamkeitspraxis gemildert werden.

Stressbedingtes Essen reduzieren

Eine deutsche Studie untersuchte 66 Personen, die bei Stress zu Überessen neigen. Eine Gruppe erhielt Achtsamkeitstraining, die andere ein allgemeines Gesundheitstraining. Die Achtsamkeitsgruppe berichtete danach von weniger Essverlangen und stressbedingtem Essen, während die andere Gruppe keine solchen Veränderungen erlebte. Gehirnscans zeigten zudem, dass sich bei den Achtsamkeitsteilnehmern neuronale Verbindungen in Bereichen veränderten, die Belohnung, Emotionen und Selbstwahrnehmung steuern.

Meditation hat darüber hinaus positive Effekte auf negative Emotionen. Eine weitere Studie, veröffentlicht in „CNS Neuroscience & Therapeutics“, untersuchte die Wirkung eines achtwöchigen Achtsamkeitsmeditationstrainings sowohl bei gesunden als auch bei depressiven Menschen. Alle 15 Teilnehmer mit depressiven Symptomen verzeichneten eine signifikante Reduktion ihrer Depressions- und Angstwerte.

Zudem verbesserte sich bei den Studienteilnehmern der Stoffwechsel und es wurde ein Rückgang des Harnsäure-, Gesamtcholesterin- und Blutzuckerspiegels festgestellt.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „When Food Hijacks Your Brain, There Are Ways to Get It Back“. (deutsche Bearbeitung kr)



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