Studie zeigt: Depressionssymptome schmelzen in der Hitze dahin
Könnte ein uraltes Heilmittel gegen Depressionen als moderne natürliche Behandlungsmethode einen Aufschwung erleben?
Für viele von Depressionen Betroffene bieten Standardtherapien nur teilweise Erleichterung und medikamentöse Behandlungen sind oft mit Nebenwirkungen verbunden. Darüber hinaus wird bei einem Drittel der Patienten eine therapieresistente Depression diagnostiziert, wie eine Studie aus den USA zeigt.
Es ist wohlbekannt, dass Ärzte in der Antike an die heilende Kraft der Wärme zur Behandlung der „Melancholie“ – dem altgriechischen Begriff für Depression – glaubten. Galen von Pergamon, der Leibarzt von Marcus Aurelius, verordnete heiße Bäder gegen Schwermut. Hippokrates, den man als den Vater der Medizin ansieht, war der Überzeugung, dass Hitze viele Krankheiten kurieren könnte.
Obwohl Depressionen auf weit komplexere Ursachen zurückgehen, als die alten Griechen annahmen, weist eine moderne Entdeckung darauf hin, dass ihre Idee, die Körpertemperatur zu erhöhen, tatsächlich ein Weg zur Behandlung sein könnte.
Körpertemperatur als Spiegel der psychischen Gesundheit
Wissenschaftler der amerikanischen University of California San Francisco (UCSF) haben herausgefunden, dass Menschen, die an einer schweren depressiven Störung (MDD) leiden, im Vergleich zu Personen ohne Depression höhere Körpertemperaturen aufweisen.
Frühere Studien deuteten bereits auf eine mögliche Verbindung zwischen Körpertemperatur und Depression hin. Aber diese neue in Scientific Reports veröffentlichte Studie ist die bisher größte ihrer Art. Die Forscher untersuchten minutengenaue Daten von mehr als 20.000 Personen aus 106 Ländern, die über sieben Monate hinweg mit tragbaren Sensoren gesammelt wurden.
Sie fanden auch heraus, dass ein Anstieg der Schwere der Depression mit einem zunehmenden Anstieg der Körpertemperatur einherging.
Diese neue Forschung untermauert frühere klinische Studien über Wärmebehandlung und Depression.
„Paradoxerweise kann die Erwärmung von Personen tatsächlich zu einer Absenkung der Körpertemperatur führen, die länger anhält als die direkte Abkühlung durch ein Eisbad“, sagte Ashley Mason, die leitende Autorin der Studie und außerordentliche Professorin für Psychiatrie am UCSF Weill Institute for Neurosciences, in einer Pressemitteilung.
Mit Schwitzen würde die erhöhte Körpertemperatur wieder normalisiert werden, erläuterte Chris Minson, Umweltphysiologe und Professor an der Universität von Oregon. Durch die Aufnahme der Körperwärme und die anschließende Verdunstung kühlt der Schweiß die Haut und senkt so die Körpertemperatur, ergänzte er.
Die Autoren der Studie stellten fest, dass die Körpertemperatur das Ergebnis eines Gleichgewichts zwischen den Erwärmungsmechanismen des Körpers, die beispielsweise durch Bewegung ausgelöst werden können, und seinen Abkühlungsmechanismen ist. Störungen in einem dieser Prozesse können ebenfalls zu einer erhöhten Körpertemperatur führen.
Heilende Wärme
Es ist gut dokumentiert, dass bestimmte Arten von Depressionen mit chronischen Entzündungen einhergehen, bei denen die entzündliche Reaktion des Körpers dysreguliert wird und trotz fehlender Infektion oder Verletzung fortbesteht.
Forscher vermuten, dass anhaltende, niedriggradige Entzündungen bei einigen Menschen Depressionen auslösen oder verschlimmern können. Allerdings bleibt unklar, ob Depressionen Entzündungen antreiben oder umgekehrt.
Doch seit vielen Jahrtausenden profitieren verschiedene Kulturen von den stimmungsaufhellenden Effekten wiederholter Ganzkörper-Hyperthermie durch heiße Quellen und Spas. Mehrere kleine Studien zur Wärmetherapie haben anhaltende antidepressive Effekte durch wärmebasierte Behandlungen festgestellt, einschließlich Hot Yoga, hyperthermischen Bädern und Infrarotlicht.
Eine Studie aus April 2023 ging der Frage nach, ob die stimmungsaufhellende Wirkung von Hyperthermie mit Veränderungen bei Entzündungsprozessen zusammenhängt. Die Wissenschaftler überprüften die Konzentrationen von Zytokinen bei Patienten mit schweren Depressionen vor und nach Anwendungen eines Infrarot-Ganzkörperwärmegeräts, das auch zur Behandlung von Krebs verwendet wird. Zytokine sind wichtige Eiweiße im Körper, die bei der Steuerung von Entzündungsreaktionen eine Rolle spielen.
Die Untersuchung ergab, dass die Ganzkörper-Hyperthermie vorübergehend die Menge an Zytokinen bei den Patienten steigerte, vor allem die Bildung von Interleukin-6. Dies führte zu einer Verringerung der Entzündung und bewirkte eine sofortige und anhaltende Minderung der depressiven Symptome der Studienteilnehmer.
Die Forscher stellten fest, dass die Beziehung zwischen Hyperthermie, dem Immunsystem und Depression darauf hinweist, dass Ganzkörper-Hyperthermie eine vielversprechende Therapie darstellen kann.
Wie Hitze und Immunsystem sich beeinflussen
Minson erklärte, dass der Körper bei extremer Hitze das Immunsystem aktiviert und einen entzündungshemmenden Mechanismus in Gang setzt. „Indem wir diesen wiederholten Anstieg unserer Körpertemperatur durchführen, imitieren wir ein Körpertraining und erlangen ähnliche Vorteile. Wenn Sie trainieren, erzeugen Ihre Muskeln viel Wärme, Ihre Körpertemperatur steigt, der Blutfluss nimmt zu, das Schwitzen beginnt, Ihre Atemfrequenz ändert sich, entzündungshemmende Marker steigen, und das Gleiche passiert bei der Wärmetherapie“, sagt er.
Glücklicherweise sind therapeutische Wärmebehandlungen nicht auf teure medizinische Geräte beschränkt. In einer anderen kürzlich veröffentlichten Studie fanden Forscher heraus, dass sogenanntes heißes Yoga, das in einem beheizten Raum praktiziert wird, Symptome der Depression um 50 Prozent oder mehr reduzieren kann.
Die Studie umfasste 80 Freiwillige mit mäßiger bis schwerer Depression. Die Forscher teilten die Teilnehmer über einen Zeitraum von acht Wochen in zwei Gruppen ein. Einer Gruppe wurde vorgeschrieben, mindestens zwei 90-minütige Sitzungen Hot Yoga pro Woche zu absolvieren. Die andere Gruppe wurde auf eine Warteliste gesetzt.
Etwa 60 Prozent der Yoga-Gruppe berichteten über eine signifikante Abnahme ihrer Depressionssymptome.
Für Patienten, die vielleicht noch nicht für die körperlichen Anforderungen einer Yoga-Sitzung bereit sind, legen Forschungen nahe, dass auch heiße Bäder wirksam sind.
In einer 2020 durchgeführten Studie mit 45 Personen, die unter Depressionssymptomen leiden, reduzierten sich diese bei denjenigen, die zweimal pro Woche ein 20-minütiges Bad bei einer Temperatur von ungefähr 40 Grad Celsius nahmen. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass hyperthermische Bäder eine schnell wirkende, sichere und leicht umsetzbare Methode darstellen können, die zu einer klinisch relevanten Verbesserung bei Depressionen führt.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Heat Therapy: ‘Counterintuitive’ Depression Treatment Has Potential, Study Shows“. (deutsche Bearbeitung kr)
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