Studie: Anbieter nutzen TikTok, um E-Zigaretten an Kinder zu verkaufen

Der Kauf und Konsum von E-Zigaretten ist für unter 18-Jährige offiziell verboten. Dennoch gelingt es Kindern und Jugendlichen, an die verbotenen Substanzen heranzukommen. Einer dieser Wege führt versteckt über soziale Medien wie TikTok und Co, wie eine neue Studie aus den USA zeigt.
Eine Studie zeigt, wie Jugendliche über TikTok an E-Zigaretten kommen
Eine Studie aus den USA zeigt, wie Jugendliche über TikTok problemlos und unerkannt an E-Zigaretten kommen.Foto: Kunlathida Petchuen/iStock
Von 3. Juni 2024

Soziale Medien wurden ursprünglich dafür gemacht, damit Menschen in Kontakt treten und bleiben können. Während einige von ihnen – wie Facebook oder Instagram – inzwischen aufgerüstet und offiziell den Verkauf von Waren ermöglicht haben, sind andere Plattformen wie TikTok eigentlich nicht für diesen Zweck gemacht.

Nun haben US-amerikanische Forscher aber gezeigt, dass selbsternannte Kleinunternehmen sehr wohl über TikTok ihre Waren an Nutzer verkaufen – und das auf zunächst unsichtbare, diskrete Weise. Konkret handelt es sich dabei um E-Zigaretten und andere Vaping-Produkte, die verschleiert an Kinder und Jugendliche verkauft werden. In Anbetracht der steigenden Konsumzahlen stellt dies eine ernst zu nehmende Gefahr dar.

So zeigte eine Umfrage unter 9- bis 17-Jährigen in Deutschland, dass mehr als jeder Fünfte der fast 15.000 Befragten bereits zu E-Zigaretten griff. Rund sieben Prozent der Minderjährigen gaben zudem an, dies mindestens einmal im Monat zu tun, obwohl der Verkauf von E-Zigaretten und anderen Vaping-Produkte an Minderjährige verboten ist. Auch in Deutschland.

Illegale Verkäufe auf TikTok

Forscher der Universität von Arkansas (USA) haben in ihrer Studie eine Reihe von Anbietern auf TikTok entdeckt, die mit dem Verkauf von Tabakprodukten wissentlich gegen die Gesetze verstoßen. Dabei umgehen die Verkäufer mit ihren Inhalten bestimmte Barrieren teilweise trickreich und gezielt, um nikotinhaltige Produkte an Minderjährige zu bringen. So betonten beispielsweise Anbieter von 45 Prozent der Videos, dass sie keinen Altersnachweis der Käufer verlangen.

Prof. Page Dobbs und Kollegen analysierten 475 Videos, die zwischen Juni 2022 und August 2023 bei TikTok erschienen. Von diesen enthielten 367 Videos auffällige Inhalte, indem sie mit den Hashtags „discreetshipping“, „puffbundle“ oder „hiddennic“ versehen waren. Insgesamt hatten diese Videos rund 55,8 Millionen Aufrufe.

Die Videos „zeigen Menschen aus aller Welt, die E-Zigaretten verkaufen. Für diejenigen, die in den USA verkauft werden, haben wir eindeutige Beweise für illegale Verkäufe auf TikTok gefunden“, erklärte die leitende Forscherin.

Ein genauerer Blick auf die Videos und den darin beworbenen Waren zeige, dass etwa die Hälfte beliebte Vaping-Marken oder Cannabis-Produkte bewarben.

E-Zigaretten versteckt in Haargummis oder Hausschuhen

Mehrere Verkäufer beschrieben, dass sie die E-Zigarette mit anderen Produkten zusammen als „Bundle“, also gebündelt verschickten (28,6 Prozent). Am häufigsten unter den Begleitprodukten waren Süßigkeiten oder Körperpflegeprodukte, einschließlich falscher Nägel, falscher Wimpern, Wimperntusche, Gesichtsmasken und Lipgloss.

Weitere 8,7 Prozent warben sogar damit, die Produkte in anderen Gegenständen zu versteckten. Mit dieser Methode verschicken die Verkäufer ihre Waren diskret, sodass beim Öffnen des Paketes durch den Versanddienstleister oder einen Erziehungsberechtigten die verbotenen Produkte nicht sofort zu sehen sind.

Mehr als die Hälfte (57,5 Prozent) der Videos leiteten die Nutzer schließlich zu Instagram oder einer anderen Plattform weiter, um den Verkauf abzuschließen. Andere für den Verkauf von E-Zigaretten genutzte Plattformen waren Telegram, persönliche Websites und Geldtransferdienste. Um den Kauf noch attraktiver zu machen, warb jedes fünfte Video zudem mit Rabatten oder anderen Aktionen.

E-Zigaretten werden in den sozialen Medien getarnt unter Körperpflegeprodukten an Minderjährige verkauft

Diese Bildschirmfotos zeigen zwei Suchergebnisse, in denen Anbieter unter dem Hashtag „puffbundles“ ein Paket aus nikotinhaltigen E-Zigaretten und Körperpflegeprodukten verkaufen. Foto: ger | Epoch Times, Bildschirmfotos | Instagram

„Eltern müssen sich darüber im Klaren sein, dass Jugendliche möglicherweise E-Zigaretten über TikTok kaufen“, warnt Dobbs. „Wenn Ihr Kind ein Paket mit künstlichen Fingernägeln, Wimpern, Lipgloss oder sogar etwas Untypisches – wie beispielsweise Hausschuhe – erhält, dann untersuchen Sie alles gründlich. Das Gesuchte könnte sich in einem Haargummi mit Reißverschluss oder in der Sohle von Hausschuhen befinden.“

Gezielte Ausnutzung der Lücken

In ihren Richtlinien versichern Plattformen wie TikTok zwar, die Gesetze zum Verkauf von Tabakprodukten zu achten, allerdings zeigt die Studie, dass dies nicht immer gelingt. So markierten einige Anbieter ihre Videos als „Fake“, um TikTok-Algorithmen zur Erkennung von illegalen Aktivitäten zu umgehen.

„Alle in unserer Studie identifizierten Inhalte verstießen gegen diese Richtlinien. Dies zeigt, dass selbst diese Einschränkungen niemanden davon abhalten, illegal E-Zigaretten an Kinder und Jugendliche zu verkaufen“, so Dobbs.

Die Forscher schlagen vor, dass Kontrollbehörden enger mit den Plattformen zusammenarbeiten sollten, um derartige Verstöße zu identifizieren und die illegalen Aktivitäten zu unterbinden.

Die Studie erschien am 23. Mai 2024 in der Fachzeitschrift „Nicotine and Tobacco Research“.



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