Schicksalsschlag: Wie man einem geliebten Menschen Trost spenden kann

„Geteiltes Leid ist halbes Leid“, sagt der Volksmund. Doch wie genau kann man einen geliebten Menschen dabei unterstützen, sein Leid zu teilen und seinen Schicksalsschlag zu verarbeiten? Ein Psychotherapeut gibt Tipps dazu.
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Jeder kann andere dabei unterstützen, emotional zu heilen.Foto: seb_ra/iStock
Von 18. September 2024

Das Leben ist voller Herausforderungen – jeder macht irgendwann einmal schwierige Zeiten durch. Ob es sich um den Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer Beziehung, den Verlust des Arbeitsplatzes, eine finanzielle Katastrophe oder einen anderen bedeutenden Stressfaktor handelt, diese Erfahrungen können sehr schmerzhaft und isolierend sein.

In solchen Zeiten sind enge Beziehungen und soziale Unterstützung sehr wichtig. Denn sie spielen eine wesentliche Rolle bei der emotionalen Heilung und für das allgemeine Wohlbefinden.

Doch wenn ein geliebter Mensch leidet, weiß man oft nicht, wie man ihm helfen kann. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine betroffene Person, der man nahesteht, zu unterstützen, zu trösten und ihr mit Ratschlägen zur Seite zu stehen. 

Durch Unterstützung Kraft schöpfen

Einer der wertvollsten Aspekte sozialer Unterstützung liegt darin, sein Gegenüber emotional zu bestätigen. Wenn jemand eine schmerzhafte Zeit durchmacht – ob körperlich, emotional oder psychisch –, fühlt er sich oft unverstanden, isoliert oder schämt sich sogar für seine Gefühle. Wenn diese Person Unterstützung durch einen Freund findet, heißt das, Gefühle offen ausdrücken zu können, ohne Angst vor Verurteilung. Diese Form der Aufmerksamkeit ist für die emotionale Heilung besonders wichtig. Denn sie hilft der leidenden Person, sich gehört und gesehen zu fühlen.

Enge Freunde, die Ähnliches erlebt haben, können eher verstehen und sich einfühlend verhalten, wozu andere vielleicht nicht in der Lage sind. Dieses gemeinsame Verständnis für eine Situation kann eine tiefe Verbundenheit schaffen und in schwierigen Zeiten Trost spenden.

Diese Art der Unterstützung stärkt außerdem die emotionale Stabilität und die psychische Gesundheit der leidenden Person. Laut einer Studie der McGill University aus dem Jahr 2020 erleben Menschen, die ein hohes Maß an sozialer Unterstützung erfahren, 47 Prozent weniger schwere Depressionen und 22 Prozent weniger Angstzustände als diejenigen, die keine starke soziale Unterstützung haben. Ferner ist bei Personen, die über ein höheres Maß an wahrgenommener sozialer Unterstützung verfügen, das Risiko für Selbstmordgedanken und -versuche um 40 Prozent geringer.

Die Unterstützung durch eine nahestehende Person erhöht auch die eigene Resilienz und die Fähigkeit, sich von anstrengenden Situationen zu erholen. Einer anderen Studie aus dem Jahr 2007 zufolge ist soziale Unterstützung „außerordentlich wichtig für die Aufrechterhaltung einer guten körperlichen und geistigen Gesundheit. […] positive soziale Unterstützung von hoher Qualität kann die Belastbarkeit gegenüber Stress erhöhen, vor der Entwicklung einer traumabedingten Psychopathologie schützen, die funktionellen Folgen von traumabedingten Störungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) verringern und die medizinische Morbidität und Mortalität reduzieren.“

Strategien, einer leidenden Person zu helfen

Wenn man sich um eine leidende geliebte Person kümmern möchte, sollte man sich dafür entscheiden, ihr Fels in der Brandung zu werden. Was auch immer die Ursache für den Schmerz der Person ist, man kann sie unterstützen und ermutigen. Und so geht es:

Für die Person da sein

Manchmal möchten wir jemandem, der Probleme hat, wirklich helfen, aber wir denken, wir seien unbeholfen und nicht gut genug dafür. Wir haben Angst, dass unsere Worte banal oder oberflächlich klingen, also sagen wir nichts. Aber einfach nur da zu sein, präsent, verfügbar, verlässlich, ist oft das größte Geschenk, das wir machen können. Auch wenn man nichts sagt, zeigt man durch seine physische Anwesenheit, dass einem die andere Person wichtig ist.

Die Person bei jeder Gelegenheit ermutigen

Wenn es an der Zeit ist, seine Unterstützung mit Worten auszudrücken, sollte man nicht denken, dass man etwas Tiefgründiges oder Poetisches sagen müsse.

Man sollte einfach aus dem Herzen sprechen und der Person vor allem versichern, dass man sich um sie kümmert. Jeder Mensch auf der Welt braucht Ermutigung, und diejenigen, die leiden, brauchen sie umso mehr.

An das Beste glauben

Optimismus ist ansteckend. Ganz gleich, welchen Kampf die geliebte Person gerade durchmacht, man kann ihr die Einstellung vermitteln, dass es immer Hoffnung gibt. Dabei geht es nicht darum, Klischees – „Auf Regen folgt Sonnenschein“ – zu wiederholen, die in der Regel nicht viel dazu beitragen, jemanden aufzumuntern.

Aber die eigene optimistische Einstellung und der eigene Glaube daran, dass man alles überwinden kann, können die Stimmung der leidenden Person aufhellen. Mit einfachen, aber herzlichen Worten wie „Ich glaube an dich, und ich weiß, dass du es schaffen wirst“ kann man der Person Mut machen.

Unterstützung auf eine greifbare Art zeigen

Einige der wirkungsvollsten Formen der Unterstützung fallen unter die Rubrik „Taten sagen mehr als Worte“. Man kann für den geliebten Menschen, der sich in Schwierigkeiten befindet, eine Ladung Kekse backen, ihm Essen vorbeibringen, für ihn Besorgungen machen, Medikamente in der Apotheke für ihn abholen, sein Auto waschen lassen, eine Reinigungskraft für ihn organisieren oder ihm einen Geschenkgutschein für sein Lieblingsrestaurant schicken. Eine kleine, greifbare Geste kann in schweren Zeiten eine große Wirkung haben.

Ein Zuhörer, kein Berater sein

Am besten kann man eine Person unterstützen, indem man zuhört, zuhört und zuhört. Man sollte ganz aufmerksam sein und die andere Person ermutigen, so viel wie nötig zu reden.

Wenn die Person einem von einem großen Rückschlag bei der Arbeit oder einer Zwangsversteigerung ihres Hauses erzählt, will sie wahrscheinlich nicht hören, wie sie das Problem lösen kann. Vielmehr möchte sie ihre Gefühle verarbeiten und ihre Sorgen in Worte fassen. Die meisten Menschen wünschen sich Verständnis, Mitgefühl und Anteilnahme – und keine Ratschläge.

Die Person zu gesunden Bewältigungsmechanismen ermutigen

Auch wenn man der anderen Person ihren Schmerz nicht nehmen kann, kann man sie doch zu Aktivitäten ermutigen, die ihr helfen, damit fertig zu werden. Man kann Aktivitäten vorschlagen, die Entspannung, Freude oder ein Gefühl der Erfüllung vermitteln, wie beispielsweise:

Sport treiben: Selbst wenn es nur ein kurzer Spaziergang ist, körperliche Betätigung kann ein starker Stimmungsaufheller sein.

Kreative Betätigung: Man kann die Person ermutigen, sich durch Kunst, Schreiben, Musik oder eine andere kreative Tätigkeit auszudrücken.

Achtsamkeit und Entspannungstechniken: Praktiken wie Meditation, tiefe Atemübungen oder Yoga können helfen, Stress zu bewältigen.

Soziale Interaktion: Man kann die Person dazu ermutigen, Zeit mit Freunden oder der Familie zu verbringen. Ein kurzes Gespräch oder ein Treffen zum Kaffee reichen schon.

Die Person bei Bedarf auf professionelle Hilfe hinweisen

Es gibt Zeiten, in denen professionelle Hilfe notwendig ist, besonders wenn die geliebte Person unter schweren emotionalen Problemen, Depressionen, Angstzuständen oder Traumata leidet. Man kann sie dazu ermutigen, sich an einen Therapeuten, Berater oder Arzt zu wenden. Man kann ihr auch anbieten, ihr bei der Suche nach einem Fachmann zu helfen, sie zu den Terminen zu begleiten oder sie bei der Durchführung der Behandlung zu unterstützen.

Wenn der geliebte Mensch zögert, Hilfe in Anspruch zu nehmen, kann man ihn daran erinnern, dass es ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche ist, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Manchmal kann es einen großen Unterschied machen, wenn er dies von jemandem hört, dem er vertraut.

Über den Autor

Dr. Gregory Jantz ist Psychotherapeut mit den Schwerpunkten Essstörungen, Depressionen, Angststörungen, Sucht und vielen mehr. Er ist der Begründer und Leiter von The Center: A Place of Hope, einer Klinik für psychische Gesundheit in Edmonds im US-Bundesstaat Washington. Außerdem ist er der Autor von „Healing Depression for Life“, „The Anxiety Reset“ und vielen anderen Büchern.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „How to Help a Hurting Loved One“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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