Rohmilch schützt Kinder vor Infektionen – kein Effekt bei H-Milch

Säuglinge, die rohe Kuhmilch bekommen, werden seltener krank als H-Milch-Trinker, wie eine Studie von Allergologen der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) zeigt.
Titelbild
Rohe und unbehandelte Milch stärkt die GesundheitFoto: JEAN-PIERRE CLATOT/AFP/Getty Images
Epoch Times27. Januar 2016

Rohe Kuhmilch schützt Kinder vor Atemwegsinfekten, Fieber und Mittelohrentzündung. Das zeigt eine europaweite Studie unter der Leitung von Professor Erika von Mutius, Professorin für Pädiatrische Allergologie an der LMU und Leiterin der Asthma- und Allergieambulanz am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU, über die in der Fachzeitschrift Journal of Allergy and Clinical Immunology berichtet wurde.

Im Rahmen der Langzeitstudie PASTURE hielten rund 1000 Mütter Ernährung und Gesundheit ihres Kindes bis zum ersten Lebensjahr wöchentlich fest. „Kinder, die unbehandelte Kuhmilch tranken, hatten ein deutlich niedrigeres Risiko für Schnupfen, Atemwegsinfekte, Fieber und Mittelohrentzündungen als Kinder die kommerziell hocherhitzte Milch tranken“, sagt Dr. Georg Loss vom Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU und Erstautor der Publikation. Ihr Risiko, etwa an Atemwegsinfektionen zu erkranken, sank um bis zu 30 Prozent. Dieser Effekt schwächte sich etwas ab, wenn die Milch von den Eltern erwärmt wurde. Pasteurisierte Milch, die industriell erhitzt wird, schützte noch vor fieberhaften Erkrankungen, während dieser Effekt bei H-Milch gar nicht mehr bestand. Die Ergebnisse sind der Studie zufolge unabhängig von anderen möglichen Einflussfaktoren wie der Ernährung der Kinder.

Schutz im Blut nachweisbar

„Die unterschiedlich schützenden Effekte der Milchtypen beruhen vermutlich auf bestimmten hitzeempfindlichen Inhaltsstoffen der Milch. Vor allem bei Atemwegsinfekten und Mittelohrentzündung scheinen Inhaltsstoffe, die in Rohmilch vorkommen, aber nicht in erhitzter Milch, eine tragende Rolle zu spielen“, sagt Loss.

Im Alter von zwölf Monaten wurde den Kindern Blut abgenommen, das immunologisch untersucht wurde. Säuglinge, die Rohmilch tranken, hatten niedrigere Normalwerte des Entzündungsparameters CRP (C-reaktives Protein), der Ärzten Auskunft über Entzündungen im Körper gibt. „Höhere Entzündungswerte hängen mit der Entwicklung chronischer Erkrankungen wie Asthma und Übergewicht zusammen, wie aus anderen Studien bekannt ist. Der Konsum von Rohmilch könnte also das Risiko senken, später an Asthma zu erkranken“, sagt Loss.

Bei der industriellen Verarbeitung wird Milch erhitzt, beim Pasteurisieren auf Temperaturen zwischen 72 und 75 Grad Celsius, bei der Herstellung von H-Milch auf Temperaturen um 135 Grad Celsius. Zudem wird die Milch homogenisiert, damit sich das Fett verteilt und sich kein Rahm bildet. Diese Verarbeitungen entwerten die Milch sehr stark.

Vorteile des Landlebens

Kuhmilch liefert neben Fett und Kohlenhydraten Proteine, die das Immunsystem beeinflussen können. „Die Zusammensetzung von Kuhmilch und Muttermilch ist in vielen Aspekten sehr ähnlich“, sagt Loss. Es ist schon länger bekannt, dass Stillen Kinder vor Infektionen schützt. Die Mechanismen, wie Mutter- oder Kuhmilch das Immunsystem des Kindes beeinflussen, um vor Infektionen zu schützen, sind noch ungeklärt. Möglich ist zum Beispiel, dass Inhaltsstoffe direkt mit Viren agieren oder dass sie einen Einfluss auf die Darmflora haben, wodurch sich das Immunsystem positiv entwickelt.

Die Gabe von Kuhmilch ist heute umstritten, weil Säuglinge und Kleinkinder auch allergisch darauf reagieren können. In der PASTURE-Studie hatten bis zum ersten Geburtstag nur zwei Prozent aller Kinder Allergien auf Kuhmilch oder andere Nahrungsmittel.

Die positiven Effekte des Landlebens auf die Immunabwehr wurden bereits in mehreren Untersuchungen bestätigt. „Kinder, die auf einem traditionellen Bauernhof mit Milchvieh aufwachsen, sind am besten vor allergischen Reaktionen geschützt“, fasst Erika von Mutius die bisherigen Ergebnisse zusammen.

An der PASTURE Studie nahmen 1000 schwangere Frauen aus ländlichen Regionen in Bayern, Finnland, Frankreich, der Schweiz und Österreich teil, etwa die Hälfte lebt auf Bauernhöfen. Ihre Kinder werden bis zu ihrem zehnten Lebensjahr wissenschaftlich begleitet, um die Umwelteffekte bei der Entstehung von Asthma und Allergien zu untersuchen. Auch die Ernährung der Mütter während der Schwangerschaft wurde berücksichtigt. Neben der LMU sind das Deutsche Zentrum für Lungenforschung und die Universitäten in Ulm, Marburg, Basel, Helsinki, Kuopio (Finnland), und Besançon (Frankreich) beteiligt sowie Wissenschaftler der Kinderspitäler in St. Gallen und Schwarzach (Österreich).

Quellen:

 ω-3 fatty acids contribute to the asthma-protective effect of unprocessed cow’s milk

Authors: Erika von Mutius u.a.

(mh)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion