RKI verschickt 5-Euro-Scheine an 180.000 Bürger – Bund der Steuerzahler irritiert

Das Robert Koch-Institut (RKI) verschickt derzeit 5-Euro-Scheine an 180.000 ausgewählte Bürger. Diese will man damit für die Teilnahme an einem Panel „Gesundheit in Deutschland“ anwerben. Weitere monetäre Anreize sollen folgen – dafür will das RKI jedoch Daten sehen.
Das Robert Koch-Institut hat seinen Influenza-Wochenbericht vorgelegt.
Das Robert Koch-Institut in Berlin.Foto: Philipp Znidar/dpa
Von 20. März 2024

Derzeit dürfen sich 180.000 Personen ab 16 Jahren aus 300 Städten und Gemeinden in Deutschland über ein Geldgeschenk des Robert Koch-Instituts (RKI) freuen. Sie können sich sogar noch weitere zehn Euro verdienen. Dazu müssen sie auf das im gleichen Brief einliegende Begleitschreiben antworten und sich zur Teilnahme am Panel „Gesundheit in Deutschland“ bereit erklären.

Während die Aktion, die eine siebenstellige Summe in Euro kostet, beim Bund der Steuerzahler (BdSt) für Irritationen sorgt, verteidigt die Einrichtung ihr Vorgehen. Gegenüber der „Bild“ äußerte eine Sprecherin, der Einsatz sogenannter „Incentives“ (Anreize) zur Förderung der Teilnahme an Studien sei gängige Praxis. Die methodische Forschung habe deren Wirkung umfangreich untersucht.

RKI: wissenschaftlich fundierte Grundlage für Entscheidungen

Wie das RKI selbst in einer Erklärung ausführt, will man mithilfe der Panel-Studie einen umfangreichen Eindruck über den Zustand und die Entwicklung der Gesundheit der Bevölkerung erhalten. Dazu will man über einen langen Zeitraum Daten ausgewählter Teilnehmer erhalten. Mit Panelstudien arbeiten bereits jetzt Marktforschungsinstitute wie das GfK, die unter anderem Haushaltspanel zum Einkaufsverhalten betreiben.

Die Studie soll noch in diesem Jahr starten. Die Erhebung wird nicht das RKI selbst durchführen, sondern in dessen Auftrag das Meinungsforschungsinstitut infas. Die Teilnahme an den einzelnen Erhebungen ist freiwillig und kostenlos.

Das Panel „Gesundheit in Deutschland“ soll eine „kontinuierliche, umfassende und verlässliche Datenbasis für die Gesundheitsberichterstattung“ schaffen. Diese soll „eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen“ schaffen.

Anonymisierte Daten für die Forschung

Dabei soll die Erhebung auf breiter Basis erfolgen und mehrere Bereiche umfassen. So soll es um die körperliche Gesundheit und die allgemeine körperliche Entwicklung mit akuten und chronischen Erkrankungen ebenso gehen wie um die psychische. In diesem Kontext soll es auch um Wohlbefinden, Lebensqualität oder psychosoziale Schutz- und Risikofaktoren gehen.

Ein weiterer Themenkomplex sollen soziales Umfeld, Familie und Lebensbedingungen sein. Dazu kommen noch Faktoren wie Gesundheitsverhalten und Risiken, weshalb das RKI Daten zu Ernährung, Suchtverhalten, Alkoholkonsum oder körperliche Aktivität erheben will.

Abgefragt werden sollen jedoch auch Impfstatus, Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, Medikamenteneinnahme oder die Krankenversicherungssituation. Auch prophylaktische Untersuchungen sollen eine Rolle spielen.

Mithilfe der Ergebnisse soll die Politik ein klareres Bild darüber erhalten, ob ihre Maßnahmen im Gesundheitsbereich die anvisierten Ziele tatsächlich erreichen. Auch für die Erarbeitung zielgerichteter Präventionsmaßnahmen sollen die Erkenntnisse einen Nutzen stiften. Die erlangten Daten sollen auch „in anonymisierter und gruppierter Form für andere wissenschaftliche Einrichtungen verfügbar gemacht“ werden.

Sechsstellige Zahl an Teilnehmern mobilisieren

Bis Ende April will das RKI einen Rücklauf von mindestens 30.000 Panel-Teilnehmern erhalten. Bei den Angeschriebenen handelt es sich um einen repräsentativen Querschnitt aus der Bevölkerung. Um auch Personen zu erreichen, die nicht oder selten das Internet nutzen, hat man sich für den Weg der Briefpost zur Ansprache entschieden. Bereits im Januar seien die ersten Einladungen verschickt worden – allerdings nur an eine kleine Anzahl von Empfängern.

Es wird zu Beginn eine kurze Willkommensbefragung geben. Anschließend sollen sich die Teilnehmer für regelmäßige Befragungen registrieren, die etwa alle drei Monate stattfinden sollen. Für die Zukunft sei geplant, auch konkrete Untersuchungsdaten und Laboranalysen zu integrieren sowie Gesundheitsinformationen aus Fitnessarmbändern und Smartwatches.

Neben der vom RKI selbst ausgewählten Zufallsstichprobe soll es perspektivisch auch ein Freiwilligenpanel mit weiteren 70.000 Teilnehmern geben, die das RKI auf deren Meldung hin auswähle. Die Ergebnisse der Untersuchungen würden in anonymisierter Form veröffentlicht – beispielsweise in Studien, Fachblättern oder auf der Studien-Seite www.gesundheit-in-deutschland.de.

„Mit dem Panel wird es möglich, schnell und regelmäßig aktuelle Daten zur Gesundheit zu erheben“, erklärte dazu RKI-Chef Professor Dr. Lars Schaade. Auch in einer Krise sei damit zukünftig die Infrastruktur vorhanden, um sehr schnell Antworten auf gesundheitliche Fragen zu erhalten, fügte er hinzu.

„Das Panel ist ein wichtiges Instrument, um die Gesundheit der Menschen im Land zu verbessern.“

Lauterbach: Geld für Forschung mit großen Datenmengen

Bereits im Juli des Vorjahres hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein mit insgesamt 41 Millionen Euro ausgestattetes Programm zur Forschungsförderung angekündigt. Inwieweit das Panel des RKI Teil dieser Bemühungen ist, ist bislang offen.

Allerdings hatte der Minister im Vorjahr auch Maßnahmen angekündigt, um es der Forschung zu erleichtern, mit großen Datenmengen Modellrechnungen durchzuführen. Die Daten, die das RKI durch sein Panel gewinnt, können zweifellos dazu beitragen, eine entsprechende Basis zu schaffen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion