Rauchschwaden: Sind Zusatzstoffe in Zigaretten giftig?
Die Zigarettenindustrie reagierte aufgrund einer Studie, die die Unschädlichkeit von Zigarettenzusatzstoffen bewiesen haben will, mit dem Ausbau ihres Marktes. Unabhängige Wissenschaftler von der Universität von Kalifornien, USA, haben die Zigarettenzusatzstoffe nun noch einmal kritisch unter die Lupe genommen. Auf welche Untersuchungsergebnisse ist Verlass?
Dass rauchen der Gesundheit schadet, ist erwiesen. Bekannt ist auch, dass Zigaretten aus mehr als nur Tabakblättern bestehen. Gemäß zurückhaltenden Schätzungen aus Forschungsergebnissen enthalten herkömmliche Zigaretten etwa 600 Chemikalien und Zusätze wie Ammoniak, DDT, Chloroform, Benzol, Arsen und Blei. Einige Komponenten sind zweifellos giftig, doch Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit anderen Zigarettenzusatzstoffen wie Menthol, Zucker und verschiedenen Kräutern sind nicht eindeutig nachzuweisen. Diese Inhaltsstoffe tragen zu dem einzigartigen Charakter einer bestimmten Zigarette bei und ermöglichen den Herstellern, die sensorischen und pharmakologischen Eigenschaften ihrer Produkte zu ändern.
Im Jahr 2009 nahm die „US Food and Drug Administration“ (die US-behördliche Lebensmittelüberwachung) diese Zusatzstoffe bezüglich ihrer Unbedenklichkeit und möglicher Beschränkungen unter die Lupe. Im Hinblick auf eine mögliche bevorstehende Regelung für Zusatzstoffe führte die Tabakindustrie in den späten 90´er Jahren mehrere Studien durch. Das MIX-Projekt von Philip Morris untersuchte drei Kombinationen in Bezug auf 333 Zusatzstoffe in Zigaretten auf einen möglichen Giftgehalt. Im Jahr 2002 veröffentlichten Analysten einen Bericht in „Food and Chemical Toxicology“ mit dem Ergebnis, dass es keine Hinweise auf eine signifikante Toxizität der Zusatzstoffe gäbe.
Eine Studie, die letzte Woche in der „Öffentlichen Bibliothek der Wissenschaften“ (PLoS Medicine) veröffentlicht wurde, zieht eine andere Bilanz. Die Analyse der gleichen Daten, die im MIX-Projekt gesammelt wurden, zeigte den Forschern von der Universität Kalifornien in San Francisco, dass diese Zusätze sehr viel zum Giftgehalt in Zigaretten beitragen.
Nach Stanton Glantz, Professor für Medizin an der Universität von Kalifornien in San Francisco, basierte Philip Morris Arbeit auf einem bestimmten Motiv: Die Zigarettenlobby sollte von der Politik die Regulierungen bekommen, die sie wollte. „Wenn man einfach ihre eigenen Daten [der Studie] nimmt und gründlich interpretiert, erhält man eine hohe Evidenz, dass die Beigabe von Zusatzstoffen in den Zigaretten die Toxizität des Rauchens erhöht.“ sagt Glantz in einem Video-Clip für SciVee (ein Internet-Forum für Wissenschaftler).
In der PLoS-Studie untersuchten Glantz und seine Kollegen zuvor geheime Dokumente der Industrie, die Änderungen in den Analyseprotokollen zeigten, nachdem erste Ergebnisse klar auf eine durch Zusatzstoffe steigende Toxizität der Zigaretten verwiesen hatten. Sie fanden heraus, dass die Industrie-Analysten absichtlich Labordaten in ihrer Präsentation verschleierten, um die Ergebnisse zu erhalten, die sie haben wollten. „Dies ist eine sehr wichtige Schlussfolgerung aus regulatorischer Sicht, denn wenn Phillip Morris die FDA davon überzeugen könnte, dass die Zugabe dieser Zusatzstoffe in Zigaretten keine Toxizität auslösen würde, gäbe es keinen Grund, diese Zusatzstoffe zu beschränken oder zu verlangen, dass sie ganz herausgenommen werden sollten“, schlussfolgerte Glantz.
Zusätzlich zur verdächtigen Präsentation der Daten fanden die Forscher andere methodische Warnhinweise im MIX-Projekt. Ein Beispiel: Im MIX-Projekt verwendete man Screening-Tests, die nur qualitativ mit ja oder nein reagieren konnten, aber keine quantitativen Aussagen hergaben, um die Dosis-Wirkungs-Messungen zu beschreiben. Zusätzlich wurden in ihren Toxikologie-Studien mit Tieren die MIX-Tests mit einem so geringen Stichprobenumfang durchgeführt, dass sie laut Glantz von keiner Aufsichtsbehörde verwendet werden könnten, um deren Unbedenklichkeit zu beurteilen.
Forscher sind der Ansicht, dass größere Stichproben wahrscheinlich ein viel breiteres Spektrum an Nebenwirkungen aufzeigen würden, die den Zusatzstoffen zugeschrieben werden könnten, als man in dem veröffentlichten Artikel identifiziert hatte und sie weisen daraufhin, dass der Bericht „im Wesentlichen das toxische Potenzial aus der Kombination von Zigarettenrauch und Zusatzstoffen unterschätzt“.
Warum hat also das Begutachtungsverfahren so auffällige Probleme nicht erfasst? Glantz ist der Meinung, dass die Nahrungs- und Chemieindustrie eine sehr starke Bindung zu den großen Tabakkonzernen pflegt und die Industrie wusste, dass dieser Artikel deren Interessen schützt. „Es war ein Insider-Job“, erklärte Edward Carmiens, leitender Wissenschaftler des MIX-Projekts in einer E-Mail im Jahr 2001. „Wir gingen zu einer Zeitschrift, dessen Editoren uns kannten. Die Kommentare waren technische Kleinigkeiten.“
Der PLoS-Bericht empfiehlt der FDA und ähnlichen Behörden, ihre eigenen, unabhängigen Analysen der Projekt-MIX-Daten durchzuführen und Glantz rät den Regulierungsbehörden, Zusatzstoffe in Zigaretten so lange zu verbieten, bis die Tabakunternehmen „gut durchdachte und konzipierte Studien zum Nachweis der Unbedenklichkeit“ vorlegen. Angesichts der Daten aus dem MIX-Projekt vertreten Forscher die Ansicht, dass dies höchst unwahrscheinlich sein wird. „Aussagen von Zigarettenunternehmen kann man tatsächlich nicht für bare Münze nehmen“, sagte Glantz.
Den Originalartikel auf englisch finden Sie hier: http://www.theepochtimes.com/n2/health/blowing-smoke-are-cigarette-additives-toxic-166682.html
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