Neue Studie: Wie Stresshormone das Tumorwachstum vervierfachen
Stresshormone begünstigen die Ausbreitung von Krebs um das Vierfache. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift „Cancer Cell“ erschien. Diese Entdeckung wirft ein Licht auf die Frage, warum Krebspatienten, die unter starkem Stress stehen, häufig eine geringere Überlebenschance haben.
„Es gibt wahrscheinlich nur sehr wenige Situationen, die so stressig sind wie die Diagnose Krebs und die Krebsbehandlung“, sagte Mikala Egeblad, Krebsforscherin und Hauptautorin der Studie, gegenüber Epoch Times.
Wenn wir den Zusammenhang zwischen Stress und Krebs verstehen, könnte es neue Wege eröffnen, um Patienten vor den negativen Auswirkungen von Stress im Rahmen der Krebsbehandlung zu schützen, so die Wissenschaftlerin.
Eine zufällige Entdeckung veranlasst weitere Forschung
Die Studienautoren aus den USA fanden heraus, dass Glukokortikoide – eine Art Stresshormon – eine Rolle bei der Schaffung eines metastasenfreundlichen Umfelds spielen.
Das Labor der Hauptautorin untersucht normalerweise, wie die Kommunikation zwischen Tumoren und dem Immunsystem das Tumorwachstum und die Metastasierung bei Mäusen beeinflusst. Doch einmal mussten die Forscher Mäuse in einen anderen Käfig verlegen. Dabei stressten sie sie unbeabsichtigt – die Folge war ein schnelleres Tumorwachstum.
Laut Xue-Yan He, Erstautorin der Studie, hat das Phänomen die Wissenschaftler dazu veranlasst, mehr über chronischen Stress zu forschen und darüber, wie dieser die Ausbreitung von Krebs begünstigen kann.
He untersuchte diesen Zusammenhang, indem sie chronischen Stress bei Mäusen verursachte. Dabei stellte sie fest, dass die Ausbreitung von Krebs um das Vierfache anstieg und die Anzahl der Tumorläsionen zunahm.
„Spinnennetz“-Strukturen begünstigen Krebszellen
Der Studie zufolge wuchsen die Brusttumore ungefähr um das Doppelte. Außerdem stieg die Metastasierungsrate in die Lunge im Vergleich zu Kontrollmäusen, die keinem Stress ausgesetzt waren, um das Zwei- bis Vierfache.
Des Weiteren fanden die Studienautoren heraus, dass sich chronischer Stress auf die Neutrophilen, eine Unterart der weißen Blutkörperchen, auswirkt. Er führt zu einer erhöhten Aktivierung der Neutrophilen in den Geweben, in die die Krebszellen wandern.
Bei der Untersuchung von Lungengewebe entdeckten die Forscher, dass chronischer Stress das körpereigene Milieu in einer Weise verändert, die das Krebswachstum fördern könnte. Das bewirkt er, indem er die Neutrophilen vermehrt und die T-Zellen – Immunzellen, die Krebszellen abtöten – reduziert.
„Wir haben auch mehr extrazelluläre Matrizen gefunden; das [eine extrazelluläre Matrix] ist ein Proteinnetzwerk, das das Wachstum von Krebszellen unterstützen kann“, sagte He gegenüber Epoch Times. Die extrazelluläre Matrix hilft den Zellen, sich mit benachbarten Zellen zu verbinden, und spielt eine wichtige Rolle für ihr Wachstum und ihre Bewegung.
Der Hauptautorin Egeblad zufolge bilden die Neutrophilen in den Geweben spinnennetzartige Strukturen, die als neutrophile extrazelluläre Fallen (Neurophil Extracellular Traps, NETs) bezeichnet werden. Diese Fallen sind im Wesentlichen klebrige Netze aus DNA, die Krankheitserreger abfangen sollen. Im Falle von Krebs erfüllen die NETs jedoch nicht ihre übliche Schutzfunktion.
Stattdessen, so Egeblad und He, scheinen die durch Stress ausgelösten NETs das Wachstum von Brustkrebszellen zu fördern, die die Lunge erreichen.
Um zu bestätigen, dass Glukokortikoide die Bildung von NETs vorantreiben, was eine verstärkte Metastasierung verursacht, führten die Forscher drei Tests durch, die jeweils in diesen Signalweg eingreifen.
- Sie entfernten mithilfe von Antikörpern die Neutrophilen aus den Mäusen.
- Sie injizierten ein NETs-auflösendes Enzym.
- Sie verwendeten Mäuse, deren Neutrophile nicht auf Glukokortikoide ansprechen konnten.
Nach Hes Angaben führte jeder Test zu ähnlichen Ergebnissen: Das Dezimieren der Neutrophilen stoppte die stressbedingte Metastasierung.
Chronischer Stress bereitet den Körper auf die Entstehung von Krebs vor
„Zusammengenommen zeigen unsere Daten, dass Glukokortikoide, die bei chronischem Stress freigesetzt werden, die Bildung der NETs verursachen und eine metastasenfördernde Mikroumgebung schaffen“, schreiben die Studienautoren.
Unerwarteterweise zeigte die Studie auch, dass chronischer Stress bei Mäusen ohne Krebs zur Bildung von NETs und zur Veränderung des Lungengewebes führen kann. Dadurch wird der Körper im Wesentlichen auf Krebs vorbereitet.
Diese Studie macht deutlich, warum es bei einer Krebsbehandlung entscheidend ist, schweren Stress zu bewältigen. Außerdem verweisen die Forscher auf mögliche Therapeutika hin, die die Bildung von NETs behindern oder die Rezeptoren für Glukokortikoide blockieren könnten.
Tipps für mehr Gelassenheit
Stress ist für jemanden, der mit einer Krebsdiagnose konfrontiert ist, unvermeidlich. Eine Quelle von Stress ist, wenn die Patienten Entscheidungen über ihre Krebsbehandlung treffen müssen. Damit gehen andere Stressfaktoren wie Ungewissheit, Angst und sogar Bedauern einher, wie es in einer Studie aus dem Jahr 2023 heißt.
Techniken zur Stressreduzierung können allerdings den Behandlungserfolg für Krebspatienten verbessern, heißt es in einer Übersichtsarbeit aus dem gleichen Jahr. Zu den Techniken zur Stressbewältigung gehören:
- Atemarbeit: Man atmet tief und langsam. Dabei konzentriert man sich darauf, die Lungen zu füllen und die Muskeln zu entspannen.
- Progressive Muskelentspannung: Bei dieser Technik werden die Muskeln erst angespannt und dann entspannt. Man beginnt entweder mit den Zehen oder dem Kopf und entspannt nach und nach alle Muskeln im Körper.
- Meditation: Mit dieser Technik lernt man, seinen Geist zu entspannen und sich auf ein inneres Gefühl der Ruhe zu konzentrieren.
- Yoga: Bei Yoga konzentriert man sich auf Atmung und Körperhaltung, um die Entspannung zu fördern und die Müdigkeit zu verringern.
Viele der Ergebnisse in der Übersichtsarbeit basierten auf einer kognitiven Verhaltenstherapie mit einem Psychotherapeuten. Bei ihr konzentriert man sich aktiv darauf, seine Gedanken und sein Verhalten zu ändern. Ferner lernen die Patienten, zu unterscheiden, welche Stressfaktoren sie kontrollieren können und welche nicht.
Zu den Stressfaktoren, die sich der eigenen Kontrolle entziehen, gehört beispielsweise die Ungewissheit, die mit einer Krebstherapie einhergeht. Damit die Patienten ihre Ängste bewältigen können, helfen bei solchen Faktoren Entspannungstechniken gemeinsam mit sozialer Unterstützung.
Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen und der Kontakt zu Personen, die ähnliche Schwierigkeiten durchmachen, bilden ein unterstützendes soziales Netzwerk. Ferner schafft der Austausch von Erfahrungen ein Gefühl der Zugehörigkeit und mindert die Isolation, die mit einer Krebserkrankung einhergehen kann.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Stress Creates a 4-Fold Increase in Spread of Cancer: Study“. (redaktionelle Bearbeitung as)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion