Neue Forschungen: Muskulatur übertrifft Haut als größtes Organ des Körpers

Mehr als Bewegung: Muskeln sind Schlüsselorgane für Stoffwechsel, Immunsystem und psychische Gesundheit. Laut Forschern übertrifft die Skelettmuskulatur die Haut als größtes Organ des Körpers.
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Neue Erkenntnisse: Muskeln als Schlüssel zu Wohlbefinden.Foto: Carles Iturbe Ferre/ iStock
Von 16. August 2024

Muskeln gelten traditionell als Quelle unserer körperlichen Stärke, während Organe wie Herz und Leber als unverzichtbar für lebenswichtige Funktionen wie Blutzirkulation und Verdauung betrachtet werden. Doch diese Ansicht greift zu kurz.

Denn unsere Muskeln leisten weit mehr als nur die Bewegung des Körpers. Sie regulieren den Stoffwechsel, unterstützen das Immunsystem und beeinflussen die psychische Gesundheit. Laut Dr. Sandeep Palakodeti, Chefarzt der Rebel Health Alliance, sollten Muskeln daher als eigenständige Organe stärker wahrgenommen werden. „Indem wir Muskeln als Organe klassifizieren, beginnen wir, all ihre Rollen zu schätzen, nicht nur in der Bewegung, sondern auch in der systemischen Regulierung der Gesundheit unseres Körpers“, sagt Dr. Palakodeti.

Diese erweiterte Sichtweise könnte unser Verständnis der Muskulatur grundlegend verändern und ihre zentrale Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden neu definieren. Seit Jahren wird die Haut als das größte Organ des Körpers betrachtet. Neuere Forschungen stellen diese Auffassung jedoch infrage. Dr. Bente Pedersen, Professorin für integrative Medizin am Kopenhagener Universitätsklinikum, betont, dass „die Skelettmuskulatur das größte Organ im Körper ist“.

„Die Muskulatur ist eines der dynamischsten und anpassungsfähigsten Gewebe des menschlichen Körpers“, erklärt Dr. Walter Frontera, Experte für Muskelphysiologie. Er erläutert, dass Muskeln die Körpertemperatur regulieren, den Energieverbrauch steuern und weitere lebenswichtige Funktionen erfüllen. Besonders bemerkenswert ist die Funktion der Skelettmuskulatur als Speicher für Aminosäuren. Diese Bausteine sind notwendig, um Proteine für unter anderem die Haut, das Gehirn und das Herz herzustellen.

Eine Studie im Journal of Pharmacological Studies bestätigt, dass die Skelettmuskulatur als hormonproduzierendes Organ fungiert, ähnlich wie die Schilddrüse oder die Hypophyse. Muskeln produzieren Myokine, das sind hormonähnliche Substanzen, die zahlreiche Funktionen im Körper regulieren. Diese Myokine können Entzündungen reduzieren, den Fettstoffwechsel fördern und die Gehirngesundheit unterstützen.

Muskeln regulieren den Blutzuckerspiegel

Ein stabiler Blutzuckerspiegel ist entscheidend, um Energie zu bewahren und Müdigkeit sowie Reizbarkeit, welche mit Blutzuckerspitzen einhergeht, zu verhindern. Eine in der Zeitschrift „Cells“ veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass die konstante Kontrolle des Blutzuckers das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich reduzieren kann.

Während die Bauchspeicheldrüse üblicherweise für die Regulierung des Blutzuckers verantwortlich gemacht wird, spielen auch die Muskeln eine wichtige Rolle. Bei körperlicher Aktivität verwenden sie Glukose als Hauptenergiequelle, was den Blutzuckerspiegel senkt und die Effizienz von Insulin verbessert. Insulin ist ein Hormon, das dem Körper hilft, Glukose aus dem Blut in die Zellen aufzunehmen. Wenn die Muskeln Glukose als Energietreibstoff nutzen, hilft das Insulin, diese effizienter zu verarbeiten.

Eine Studie aus dem Jahr 2020, die in „Comprehensive Physiology“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Skelettmuskulatur nach den Mahlzeiten mehr als 80 Prozent der Glukose aufnimmt. Dieser Prozess erhöht die Insulinsensitivität und hilft, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Mehr Muskelmasse führt zu einer besseren Glukoseverwertung sowohl während als auch nach dem Training.

Muskeltraining verbessert Herz-Kreislauf-Gesundheit

Muskeltraining kann ebenso wichtig für die Herzgesundheit sein wie kardiovaskuläre Übungen. Krafttraining erhöht den Sauerstoffbedarf, was das Herz zu stärkerem Pumpen anregt und den Blutfluss verbessert. Regelmäßiges Krafttraining reduziert zudem arterielle Steifheit, senkt den Blutdruck und verbessert das Lipidprofil.

Studien zeigen, dass Erwachsene mit höherer Muskelmasse ein deutlich geringeres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse haben. Zudem bleiben Muskeln auch in Ruhe metabolisch aktiv. Das führt dazu, dass eine größere Muskelmasse auch in Ruhephasen den Kalorienverbrauch erhöht, zur Gewichtskontrolle beiträgt und das Herz entlastet.

Regelmäßige Bewegung stärkt Immunsystem

Im Gegensatz zum Herz-Kreislauf-System, das von der Pumpleistung des Herzens profitiert, ist das Lymphsystem vollständig auf Muskelbewegungen angewiesen, um Lymphflüssigkeit zu transportieren. Diese Flüssigkeit spielt eine entscheidende Rolle für die Immunfunktion, da sie weiße Blutkörperchen im Körper verteilt und Toxine sowie Abfallstoffe des Stoffwechsels entfernt.

Eine Studie aus dem Jahr 2023, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Frontiers in Cardiovascular Medicine“, betont die Bedeutung von körperlicher Aktivität für die Gesundheit des Lymphsystems. Die Studie stellt fest, dass „kräftige Muskelübungen den Fluss der Lymphflüssigkeit und deren Abfluss im gesamten Körper verbessern“.

Laut einer in der Fachzeitschrift „Brain, Behavior, and Immunity“ veröffentlichten Studie besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen unseren Muskeln und dem Immunsystem. Regelmäßige körperliche Aktivität trägt dazu bei, die Immunzellen jung und die Muskeln stark zu halten – und das sogar bis ins hohe Alter.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2020, veröffentlicht in „Frontiers in Physiology“, betont die wichtige Rolle der Muskeln in der Immunregulation. Während des Trainings produzieren die Muskeln Glutamin, eine Aminosäure, die als essenzielle Energiequelle für Immunzellen dient und ihre Fähigkeit zur Infektionsbekämpfung stärkt.

Die Vorteile regelmäßiger Bewegung gehen jedoch weit über das Immunsystem hinaus. Eine 2022 im „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlichte Studie zeigt, dass muskelstärkende Aktivitäten das Risiko für chronische Erkrankungen sowie Krebs und Diabetes um 10 bis 17 Prozent senken können.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Muscle: The Unexpected Feats of Your Body’s Largest Organ“. (deutsche Bearbeitung kr)



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