Migränerisiko im Fokus: Studie beleuchtet Zusammenhang mit Säureblockern
Wenn der Magen zu viel Säure produziert, greifen viele Menschen zu Magensäureblockern. Allerdings könnten diese Medikamente das Migränerisiko erhöhen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift „Neurology Clinical Practice“ erschien.
Die Studie beweist zwar nicht, dass säurehemmende Medikamente Migräne verursachen, sie deutet jedoch auf einen Zusammenhang zwischen beiden hin.
Migränepatienten sollten vor Einnahme mit Arzt sprechen
Säureblocker kommen üblicherweise bei Sodbrennen zum Einsatz. Bei diesem Leiden funktioniert oft der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen nicht richtig, wodurch die Magensäure nach einer Mahlzeit oder im Liegen in die Speiseröhre zurückfließt.
Darüber hinaus verwendet man Säureblocker häufig bei Erkrankungen des oberen Magen-Darm-Trakts, bei denen die Magensäure gehemmt werden muss. Dazu gehören solche Leiden wie die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), der Barrett-Ösophagus und die peptische Ulkuskrankheit.
In diesem Zusammenhang untersuchte die Studie Medikamente mit Arzneistoffen aus den Gruppen der Protonenpumpenhemmer (PPI) und H2-Rezeptor-Antagonisten (H2-Blocker). Beide Arzneimitteltypen hemmen die Sekretion von Magensäure.
Obwohl sie als gut verträglich gelten, stellten die Forscher fest, dass diese Medikamente wahrscheinlich zu oft verschrieben werden. Neuesten Zahlen zufolge nehmen über neun Millionen Bundesbürger über 14 Jahre mindestens einmal monatlich Säureblocker ein. Rund 1,25 Millionen von ihnen verwenden diese Mittel täglich oder fast täglich, heißt es auf der Seite des Statistischen Bundesamtes. 16,4 Millionen Menschen nutzen Magensäureblocker seltener als einmal im Monat und nur zu besonderen Anlässen.
„Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass viele Menschen säurereduzierende Medikamente benötigen, um ihren Säurereflux oder andere Erkrankungen in den Griff zu bekommen“, sagte Dr. Margaret Slavin in einer Pressemitteilung. Sie ist Ernährungswissenschaftlerin an der University of Maryland in College Park und Hauptautorin der Studie.
Wer diese Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel einnehme und unter Migräne oder starken Kopfschmerzen leide, sollte seinen Arzt fragen, ob er sie weiter einnehmen sollte, rät sie.
Einige Säureblocker erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Migräne um 70 Prozent
In der Studie analysierten Slavin und ihr Team die Daten von fast 12.000 Personen, die säurereduzierende Medikamente einnahmen. Sie wollten feststellen, ob die Studienteilnehmer innerhalb der dreimonatigen Anwendungszeit unter Migräne oder schweren Kopfschmerzen gelitten hatten.
Fast 25 Prozent der Teilnehmer, die PPI einnahmen, gaben an, unter Migräne oder starken Kopfschmerzen zu leiden. Unter Personen, die diese Mittel nicht einnahmen, lag die Zahl bei 19 Prozent. Was Migräne anbelangt, so war die Wahrscheinlichkeit, an ihr zu erkranken, bei Teilnehmern, die PPI einnahmen, um 70 Prozent höher als bei Probanden, die das nicht taten.
In der Gruppe der H2-Blocker berichteten 25 Prozent der Teilnehmer über starke Kopfschmerzen. Bei der Kontrollgruppe waren es 20 Prozent. Ferner war in der H2-Blocker-Gruppe die Wahrscheinlichkeit, an Migräne zu erkranken, um 40 Prozent höher als in der Kontrollgruppe.
Sogar einfache Mittel gegen Magensäure erhöhten das Risiko. Laut den Forschern hatten Personen, die diese Mittel einnahmen, ein 30 Prozent höheres Migränerisiko als Personen, die das nicht taten.
Des Weiteren gab es den Studienautoren zufolge Unterschiede, was Alter, Geschlecht und soziale Schicht angeht. So neigten jüngere Frauen mit einem niedrigeren Einkommen eher zu Migräne oder schweren Kopfschmerzen.
Auch die Ernährung wirkte sich auf die Ergebnisse aus: Personen, die minderwertige Lebensmittel aßen, litten häufiger unter Migräne und starken Kopfschmerzen. Entsprechend litten Teilnehmer, die wenig oder keinen Alkohol konsumierten, weniger an Migräne und schweren Kopfschmerzen.
Darmflora und Migräne
Während das Forschungsteam nicht den genauen Wirkmechanismus zwischen Migräne und der Einnahme von Säureblockern finden konnte, deuten indessen erste Forschungsergebnisse darauf hin, dass das Darmmikrobiom in diesem Prozess eine Rolle spielen könnte.
Einige Studien brachten bestimmte Darmbakterien mit einer erhöhten Häufigkeit von Migräne und Magen-Darm-Beschwerden in Verbindung. Ferner stellten zahlreiche Studien einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Erkrankungen fest.
Wenn der pH-Wert des Darms durch ein säurereduzierendes Medikament verändert wird, funktionieren Teile des Darmmikrobioms, die Proteine verarbeiten, nicht mehr richtig. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass dieser Prozess Migräne verursacht, schrieben die Studienautoren.
Sind sie das Risiko wert?
Darüber hinaus erhöhen Säurehemmer nicht nur das Risiko für Migräne. So gebe es einen Zusammenhang zwischen der Langzeiteinnahme von Protonenpumpenhemmern und einem erhöhten Demenzrisiko, meinte Slavin in der Presseerklärung weiter.
Außerdem steht eine längere Einnahme von PPI mit weiteren potenziellen Gesundheitsrisiken in Verbindung. So erhöht sie laut der Studie das Risiko für
- Knochenbrüche,
- Nierenerkrankungen,
- Magen-Darm-Infektionen und
- Magnesiummangel.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Common Acid Reflux Drugs Linked to Higher Migraine Risk: Study“. (redaktionelle Bearbeitung as)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion