Medizinischer Dienst der Krankenkassen bestätigte rund 3300 Behandlungsfehler
Der Medizinische Dienst der deutschen Krankenversicherer (MDK) hat im vorigen Jahr 3337 Behandlungsfehler bestätigt, durch die Patienten geschädigt wurden. Das berichtete der MDK am Dienstag in Berlin. Er kritisierte, es fehle in Deutschland an einer „konsequenten Strategie“ für Patientensicherheit, wie sie „international in vergleichbaren Gesundheitssystemen längst Praxis ist“.
Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der vom MDK bestätigten Behandlungsfehler mit Patientenschädigung demnach um 227 nach 3564 Fehlern im Jahr 2016. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 13.519 Verdachtsfälle durch Expertengutachten überprüft. In jedem vierten Fall (24,7 Prozent) bestätigte sich dabei der Verdacht auf Behandlungsfehler, bei den übrigen wurde er widerlegt.
Der MDK ist nicht die einzige Institution, die eine Statistik über Behandlungsfehler erstellt. Bereits im April hatte die Bundesärztekammer ihre Daten für 2017 veröffentlicht. Ihre Schlichtungsstellen und Gutachter zählten 2213 Behandlungsfehler.
MDK-Vizegeschäftsführer Stefan Gronemeyer nannte die neueste Bilanz seiner Organisation „ernüchternd“. Es passierten „immer wieder die gleichen Fehler – und zwar auch solche, die nie passieren dürften“. Dazu zählten nach Operationen im Körper vergessene Tupfer, falsche Eingriffe und verwechselte Patienten.
Es sei von einer „hohen Dunkelziffer“ auszugehen, erklärte der MDK. Er forderte verstärkte Anstrengungen zu Vermeidung. Trotz „aller engagierten Bemühungen“ für mehr Patientensicherheit sei die „Transparenz über Art und Umfang von Fehlern“ unzureichend.
Die Linke im Bundestag forderte die Einrichtung eines offiziellen Behandlungsfehlerregisters, das auch Ursachen erfasse. Nur so könnten Verantwortliche „auch für die Zukunft lernen“, teilte Patientenrechtsexpertin Sylvia Gabelmann am Dienstag mit.
Sie verlangte zudem einen unbürokratischen Entschädigungsfonds und sprach von einer hohen Dunkelziffer. Realistisch sei eine Zahl von „500.000 bis einer Million“ Fehlern pro Jahr. Schuld seien auch der Personalmangel und der Druck in deutschen Krankenhäusern.
Die Bundesärztekammer hatte bei der Vorlage ihrer Zahlen vor rund zwei Monaten dagegen vor „Panikmache“ gewarnt. Jeder Fehler sei „einer zu viel“, aber bei 19,5 Millionen Klinikbehandlungen und einer Milliarde Arztkontakten pro Jahr bewege sich die Zahl „im Promillebereich“. Ärzte steuerten außerdem durch verschiedene Maßnahmen wie Qualitätssicherung und anonymen Meldesysteme gegen.
Etwa ein Drittel der Vorwürfe und Verdachtsfälle entfiel laut MDK auf den Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie. Dies sage jedoch nichts über die tatsächliche Zahl der Behandlungsfehler oder das Risiko in dem Bereich aus, betonte dieser. Generell seien Fehler etwa nach chirurgischen Eingriffen von Patienten oftmals leichter zu erkennen als Fehler, die bei Medikamentenverordnung passierten.
Die Statistik des Medizinischen Diensts erfasst Behandlungen in Krankenhäusern und bei niedergelassenen Ärzten. Zwei Drittel der Vorwürfe bezogen sich dabei auf Kliniken, ein Drittel auf Ärzte. (afp)
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