Langzeitstudie: Ultraverarbeitete Lebensmittel erhöhen Risiko für frühzeitigen Tod

Dass ultraverarbeitete Lebensmittel nicht gesund sind, wissen heutzutage die meisten Menschen. Nun stellt eine aktuelle Langzeitstudie einen Zusammenhang zwischen extrem verarbeiteten Lebensmitteln und einer höheren Gesamtsterblichkeit her.
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Wenige Nährstoffe und viele schädliche Zusatzstoffe – ultraverarbeitete Lebensmittel tragen laut einer neuen Studie zu einem erhöhten Risiko für viele Krankheiten bei.Foto: beats3/iStock
Von 4. Juni 2024

Ultraverarbeitete (ultra-processed foods, UPF) erhöhen das Risiko für einen frühzeitigen Tod. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die in der medizinischen Fachzeitschrift „BMJ“ erschien. „Ultraverarbeitete Lebensmittel werden immer mehr erforscht. Genauso gewinnt die Debatte um sie immer mehr an Fahrt“, schrieb Kathryn Bradbury in einem Leitartikel zu der Studie. Sie ist Senior Research Fellow am Fachbereich Gesundheitswesen der University of Auckland, Neuseeland, und war nicht an der Studie beteiligt.

Ihr zufolge dominieren verpackte und verarbeitete Lebensmittel den globalen Nahrungsmittelsektor, weisen aber oft ein schlechtes Nährwertprofil auf. Dies nütze hauptsächlich nur den Unternehmen. Diese verarbeiten „Lebensmittel aus billigen Rohstoffen zu marktfähigen, schmackhaften und haltbaren Lebensmitteln, um Profit zu machen“, so die Forscherin.

Laut der Studie gehören zu den UPF unter anderem „kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke, Süßwaren, knusprig-gepuffte Snacks, destillierter Alkohol (Spirituosen) und massenhaft verpacktes Vollkornbrot“. Sie erhalten in der Regel „viel Energie, Zucker, gesättigte Fette und Salz“, erklärten die Studienautoren.

Besonders schlechte Prognose bei Fertigprodukten aus Fleisch, Geflügel und Meeresfrüchten

An der Studie beteiligten sich zwischen 1984 und 2018 114.064 Mitarbeiter des Gesundheitswesens in den USA. Die Probanden sollten alle vier Jahre einen Fragebogen zum Lebensmittelkonsum ausfüllen. Zudem sollten sie die Gesamtmortalität angeben und die Sterblichkeit nach Ursachen aufschlüsseln wie beispielsweise Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Ursachen (einschließlich Atemwegs- und neurodegenerative Erkrankungen).

Die Studienteilnehmer dokumentierten während der mehr als 30 Beobachtungsjahre 48.193 Todesfälle (30.188 Frauen und 18.005 Männer). Dabei standen verarbeitetes Fleisch (oder Fertigprodukte aus Fleisch, Geflügel und Meeresfrüchten), Zucker und künstlich gesüßte Getränke, Desserts aus Milchprodukten und stark verarbeitete Frühstücksnahrung mit einer höheren Sterblichkeitsrate bei allen Ursachen in Verbindung.

Der Studie nach „war ein höherer Verzehr von ultraverarbeiteten Lebensmitteln mit einer leicht höheren Gesamtmortalität verbunden, die durch andere Ursachen als Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstand“. Nicht alle ultraverarbeiteten Lebensmittel stehen jedoch mit einem gleich hohen Sterblichkeitsrisiko in Verbindung. Der stärkste Zusammenhang besteht allerdings zwischen der Gesamtsterblichkeit und Fertigprodukten aus Fleisch, Geflügel und Meeresfrüchten.

Die Studie stützte sich auf die brasilianische NOVA-Lebensmittelklassifikation. Diese misst den Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln auf einer Skala von eins „minimal verarbeitet“ bis vier „ultraverarbeitet“.

Niedrige Nährwertqualität und schädliche Zusatzstoffe

Laut der Studie machen UPF bis zu 57 Prozent der täglichen Nahrungsaufnahme eines Erwachsenen in den USA aus, bei Jugendlichen sind es 67 Prozent. In Deutschland bezogen Erwachsene bereits Anfang der 2000er-Jahre etwa 50 Prozent ihrer gesamten Energieaufnahme aus stark verarbeiteten Lebensmitteln, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).

„Ultraverarbeitete Lebensmittel enthalten in der Regel unverhältnismäßig viel Zucker, Natrium, gesättigte Fette und Transfette sowie raffinierte Kohlenhydrate und wenig Ballaststoffe“, schreiben die Studienautoren. Zudem enthalten sie wenige Proteine und Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe, heißt es auf der Seite der DGE. 

Darüber hinaus können UPF schädliche Stoffe wie Zusatzstoffe und Verunreinigungen enthalten, die bei der Verarbeitung entstehen. Dazu gehöre Texturgeber, Lebensmittelfarben und Aromastoffe. Diese Zusatzstoffe können aus natürlich vorkommenden pflanzlichen und tierischen Quellen oder aus künstlicher Herstellung stammen, heißt es auf der Website der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

„Im Laufe der Zeit wurden viele verschiedene Lebensmittelzusatzstoffe entwickelt, um den Anforderungen der großangelegten Lebensmittelverarbeitung gerecht zu werden“, schreibt die Organisation. Diese Zusatzstoffe erhöhen zwar die Haltbarkeit der Produkte, verändern aber auch ihre sensorischen Eigenschaften wie Geschmack, Geruch, Konsistenz und Aussehen.

Wissenschaftler bringen Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Darmkrebs, Typ-2-Diabetes sowie Depressionen und Brustkrebs nach der Menopause immer häufiger mit UPF in Verbindung, heißt es in der Studie weiter.

Auch nicht-ultraverarbeitete Lebensmittel können ungesund sein

Laut Bradbury komme die Studie logischerweise zu dem Schluss, „dass nicht alle ultraverarbeiteten Lebensmittel generell eingeschränkt werden müssten“. Es müsse sorgfältig überlegt werden, ob Empfehlungen zu UPF in die Ernährungsrichtlinien aufgenommen werden sollten.

„Die meisten Ernährungsrichtlinien betonen bereits implizit den Konsum von weniger verarbeiteten Lebensmitteln“, sagte sie. Außerdem gebe es Länder, in denen erschwingliche, massenhaft produzierte Vollkornprodukte wie Brot ein empfohlenes Grundnahrungsmittel und eine wichtige Quelle für Ballaststoffe seien. Deswegen sei eine pauschale Aussage in den Ernährungsrichtlinien über die Vermeidung von extrem verarbeiteten Lebensmitteln nicht hilfreich, so die Forscherin.

Solche pauschalen Aussagen könnten auch den falschen Eindruck erwecken, dass alle Lebensmittel, die nicht ultraverarbeitet sind, gesund seien und frei verzehrt werden könnten. Dies wäre „problematisch“. Denn sowohl die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) als auch der Weltkrebsforschungsfonds (WCRF) hätten erklärt, dass beispielsweise der erhöhte Verzehr von rotem Fleisch, obwohl es kein UPF sei, zu einem erhöhten Darmkrebsrisiko führen kann, so Bradbury weiter.

Bemühungen gegen UPF und multinationale Lebensmittelkonzerne

Einige Länder begannen damit, das Bewusstsein für die Gefahren von UPF zu schärfen. Zu diesen Bemühungen gehören unter anderem: 

  • die Einschränkung der Vermarktung ungesunder Lebensmittel an Kinder,
  • das Anbringen von Warnhinweisen auf Lebensmitteln mit schlechtem Nährwert, 
  • Steuern auf zuckerhaltige Getränke,
  • das Verbot von teilgehärteten Ölen, die eine Quelle für industrielle Transfette sind.

Bradbury rief dazu auf, diese Strategien weltweit zu übernehmen. Auch riet sie dazu, ehrgeizigere Maßnahmen zu ergreifen und die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. Damit möchte sie verhindern, „dass die Politik von multinationalen Lebensmittelkonzernen beeinflusst wird, deren Interessen nicht mit denen der öffentlichen Gesundheit oder der Umwelt übereinstimmen.“

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Ultra-Processed Foods Pose Greater Risk for Early Death: Study“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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