Krebsmedikamente: Fast 70 Prozent ohne bewiesenen Nutzen für Patienten

Krebsmedikamente werden mitunter schneller auf den Markt gebracht, als ihre langfristige Wirksamkeit für die Patienten beurteilt werden kann. Auch Jahre später fehlen oft wissenschaftliche Beweise, so eine schwedische Studie.
Der Nutzen vieler Krebsmedikamente bleibt auch Jahre nach ihrer Einführung unklar.
Der Nutzen vieler Krebsmedikamente bleibt auch Jahre nach ihrer Einführung unklar.Foto: iStock
Von 4. September 2023

Krebsmedikamente sind ein dominierender Bereich in der pharmazeutischen Industrie. Ständig werden neue Behandlungen oder Medikamente entwickelt und auf den Markt gebracht. Ob ein Medikament schließlich zugelassen wird, liegt hierzulande zunächst in der Entscheidungsgewalt der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Erst anschließend erfolgen die nationale Prüfung sowie Abstimmungen von Preisen mit den Herstellern und darüber, in welcher Höhe Krankenkassen die Kosten erstatten, bevor Medikamente eingeführt werden.

Um die Patienten schneller zu erreichen, werden Krebsmedikamente immer häufiger auf der Grundlage von Studien zugelassen, die eine Wirkung auf Basis von Biomarkern zeigen – beispielsweise, ob bestimmte Stoffe im Körper gebildet werden oder nicht. Ob diese jedoch das Leben verlängern oder dessen Qualität verbessern, könne damit nicht eindeutig nachgewiesen werden, so ein Forscherteam um Gabriella Chauca Strand von der Universität Göteborg.

Im Rahmen ihrer Ende Juli in der Fachzeitschrift „Clinical Drug Investigation“ erschienenen Studie zeigten sie zudem, dass es für viele neue Krebsmedikamente auch mehrere Jahre nach ihrer Markteinführung noch immer an solchen Beweisen mangelt.

Unklare Wirkungen vieler Krebsmedikamente

Die Studie von Strand und Kollegen umfasst 22 Krebsmedikamente, die in den letzten zehn Jahren in Schweden zur Erstattung zugelassen wurden. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit für diese Arzneimittel betrug 6,6 Jahre.

Für sieben der 22 Arzneimittelindikationen zeigte mindestens eine Studie eindeutig, dass die Behandlung entweder die Lebensqualität verbessert oder die Lebenserwartung erhöht. Darunter sprachen wissenschaftliche Belege nur bezüglich eines einzigen Medikaments für eine erhöhte Lebenserwartung und eine verbesserte Lebensqualität. Für die anderen 15 (68,2 Prozent) konnte weder das eine noch das andere nachgewiesen werden, oder derartige Studien lagen nicht vor.

Die Ergebnisse bestätigen damit frühere Studien, welche die Wirksamkeit von Krebsmedikamenten infrage stellen. Epoch Times berichtete.

Begrenzte Mittel besser einsetzen

„Wir haben gezeigt, dass für die Mehrzahl der Medikamente, die […] auf den Markt gebracht wurden, noch keine eindeutigen Beweise dafür vorliegen, wie sie sich tatsächlich auf das Überleben und die Lebensqualität der Patienten auswirken“, sagte Strand, Doktorandin an der Sahlgrenska Academy der Universität Göteborg und Hauptautorin der wissenschaftlichen Veröffentlichung.

Den Forschern zufolge bedeutet die Tatsache, dass die Krebsbehandlung immer mehr begrenzte Ressourcen in den Gesundheitssystemen in Anspruch nimmt, dass weitere Diskussionen darüber erforderlich sind, welche Medikamente zur Erstattung zugelassen werden sollten.

„Der Mangel an bestätigenden Beweisen für wichtige Patientenresultate ist problematisch und schafft Unsicherheit darüber, wie diese Medikamente tatsächlich zu einem sinnvollen Nutzen für die Patienten beitragen und wie effektiv die Ressourcen im Gesundheitswesen eingesetzt werden“, fast die Doktorandin die Erkenntnisse zusammen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion