Kräuterspezialist: Diese vier Heilpflanzen gehören in jede Hausapotheke

Welche Kräuter helfen wirklich? Ein Experte mit über 40 Jahren Erfahrung klärt auf: Spitzwegerich, Ringelblume, Schafgarbe und Johanniskraut sind die wahren Helden der Naturmedizin. Erfahren Sie, wie diese Heilpflanzen Infektionen bekämpfen, Schmerzen lindern und die Wundheilung beschleunigen können.
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Von der Natur inspiriert: Kräuterwissen für Ihre Gesundheit.Foto: Marina Lohrbach/iStock
Von 5. August 2024

In einer Zeit, in der die Regale der Apotheken und Reformhäuser vor Kräuterprodukten überquellen, ist es eine echte Herausforderung, die geeignetsten für die gut sortierte Hausapotheke auszuwählen. Trotz der Vielfalt und Verfügbarkeit stellt sich die Frage: Welche Kräuterprodukte sind wirklich nützlich und wie können wir ihre Wirksamkeit beurteilen? Mit über 40 Jahren Erfahrung in der Kräuterkunde möchte ich Ihnen eine fundierte und praxisnahe Anleitung bieten, um diese Fragen zu beantworten.

Der erste Schritt auf dem Weg zum Kräuterwissen besteht darin, sich auf eine kleine Anzahl von Kräutern zu konzentrieren. Es ist entscheidend, die verschiedenen Symptome zu kennen, die den Einsatz eines bestimmten Krauts erfordern, um zu wissen, wann welches verwendet werden sollte. Ebenso wichtig ist es, den Umgang mit den Kräutern so einfach und sicher wie möglich zu gestalten, um Fehler zu vermeiden. Wenn uns dies gelingt, gewinnen wir eine der wichtigsten Zutaten, die wir je benötigen werden: Vertrauen. Dieses Vertrauen spiegelt sich in dem Moment wider, wenn wir denken: „Wow, das hat wirklich funktioniert!“

Unser Einstieg in die Welt der Kräuter beginnt mit Erste-Hilfe-Kräutern, die äußerlich bei Schnitten und Wunden angewendet werden können. Diese Kräuter sind leicht in einem lokalen Reformhaus oder in der Apotheke erhältlich oder können im eigenen Garten, Hof oder auf der Weide gepflückt werden.

Es gibt eine Vielzahl von Schnittarten: Schnitte, bei denen das Blut frei fließt, und solche, bei denen es nur sickert; Schnitte mit sauberen Kanten oder gezackten Rändern; schmutzige, infizierte oder noch nicht infizierte Schnitte. Wenn wir in der Lage sind, basierend auf den spezifischen Symptomen das genau passende Mittel zu finden, erleben wir diesen „Wow“-Moment und unser Vertrauen wächst.

Spitzwegerich

Spitzwegerich (Plantago lanceolata) ist das Kraut für verschmutzte oder infizierte Wunden. Er wirkt als „ziehendes Mittel“, ähnlich wie Bentonit-Ton. Spitzwegerich ist adstringierend (ziehend), aber gleichzeitig feuchtend und schmierend, sodass er Verunreinigungen wie Eiter, Splitter und Schmutz herauszieht. Er kann auch leicht schmerzlindernd sein, obwohl er nicht spezifisch für sehr schmerzhafte Wunden geeignet ist.

Nicht nur ist Spitzwegerich weit verbreitet, sondern auch einfach zu verwenden: Man kaut ihn und legt ihn auf die Wunde. Man kann auch das getrocknete Kraut oder eine Zubereitung aus dem Kräuterladen verwenden. Dieses Kraut wirkt auch gut bei Insektenstichen, aber man muss es innerhalb von zehn Minuten auftragen.

Ebenfalls ist Spitzwegerich gut geeignet bei infizierte Zahnwurzeln. Ich erinnere mich an einen Abend vor vielen Jahren, als mich eine Frau im Kräuterladen anrief.

„Ich habe gerade zwei Backenzähne im Oberkiefer gezogen bekommen und sie sind infiziert. Die Infektion breitet sich in meine Nebenhöhlen aus. Was soll ich tun?“

„Warum gehen Sie nicht in die Notaufnahme? Das könnte ins Gehirn gehen und tiefgehende Infektionen verursachen“, sagte ich. Ich scherzte nicht, aber sie dachte, ich würde es tun.

„Nun“, sagte sie sarkastisch, „was soll ich auf dem Weg zur Notaufnahme tun?“

Ich sagte: „Kauen Sie ein bisschen Spitzwegerich und legen es an die Stelle des Zahnsockels.“ Sie kam herein, kaufte das getrocknete Kraut und legte es an den Zahnsockel. Nach ein paar Stunden fing es an, dass „große Mengen Eiter wie Raupen“ abflossen. Es war schließlich keine Notaufnahme nötig.

Im Sommer wächst der große Spitzwegerich (Plantago major, Plantago borysthenica) wild. Foto: Orest Lyzhechka/ iStock

Im Sommer wächst der große Spitzwegerich (Plantago major, Plantago borysthenica) wild. Foto: Orest Lyzhechka/iStock

Ringelblume: Allzweckheilpflanze für Erste Hilfe

Die Ringelblume (Calendula officinalis) ist eine weithin bekannte Erste-Hilfe-Pflanze, die oft in Verbindung mit Spitzwegerich verwendet wird. Sie wird kommerziell verkauft, kann aber auch im heimischen Garten angebaut oder wild gepflückt werden. Die Heilkraft der Ringelblume liegt im klebrigen Teil unter der Blütenkrone.

Die Ringelblume eignet sich hervorragend für die Behandlung infizierter Wunden oder um Infektionen vorzubeugen. Wissenschaftler bezeichnen sie als bakteriostatisch, was bedeutet, dass sie die Bakterienpopulation in der Wunde in Schach hält, während diese heilt. Während der Spitzwegerich Verunreinigungen an die Oberfläche zieht und durch die Wunde austreten lässt, wirkt die Ringelblume von innen und entwässert über die Lymphbahnen. Daher ist sie unter anderem besonders geeignet, wenn man schon länger unter geschwollenen Lymphknoten leidet.

Allerdings bei frischen Infektionen ist die Ringelblume weniger geeignet. Hier empfiehlt sich eher das Labkraut (Galium aparine). Beide Kräuter können äußerlich angewendet werden, und im Zweifelsfall können sie auch kombiniert werden.

Die Vielseitigkeit und einfache Anwendung machen die Ringelblume zu einer wertvollen Ergänzung jeder Hausapotheke. Sie kann zudem bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt werden:

  • Kleinere Schnittwunden und Kratzer: Beschleunigt die Wundheilung und verringert Narbenbildung.
  • Verbrennungen: Lindert Schmerzen und unterstützt die Heilung.
  • Insektenstiche und Hautirritationen: Reduziert Schwellungen und Juckreiz.
  • Ekzeme und Hautausschläge: Beruhigt gereizte Haut und fördert die Regeneration.

Ob als Salbe, Tinktur oder frisch aus dem Garten – die Ringelblume bietet eine natürliche und effektive Methode, um eine Vielzahl von Hautproblemen zu behandeln und die Heilung zu unterstützen.

Foto: HansJoachim/ iStock

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Schafgarbe: Ein Allheilmittel bei starken Blutungen

Was tun, wenn es sich nicht um eine schmutzige Wunde handelt, sondern um einen scharfkantigen Schnitt, der blutet? Auch dafür gibt es ein Kraut: die Schafgarbe (Achillea millefolium).

Die Schafgarbe, benannt nach Achilles und bekannt als „Zimmermannskraut“ oder „Soldatenwundkraut“, ist auf der gesamten nördlichen Halbkugel heimisch und wird dort auch verwendet. Die Lakota-Indianer nennen sie „Medizin für die Verwundeten“. Sie wächst überall, jedoch weniger in heißen Klimazonen.

Einer meiner Schüler schnitt sich im Wald mit einer Kettensäge. Er ging zur Straße – die Pflanze gedeiht in der Sonne –, pflückte etwas Schafgarbe, legte sie auf die Wunde und stoppte die Blutung, wodurch die Heilung begann.

Einmal schnitt ich mir mit einer Kappsäge in meinen linken Zeigefinger – überall war Blut. Ich rannte ins Haus zu meinem Kräuterschrank, der vom Boden bis zur Decke reicht, griff nach der Schafgarben-Tinktur und trug sie auf. Die Blutung stoppte und es gab keinen Schmerz. Schafgarbe stoppt den Schmerz von Schnitten, jedoch nicht von anderen Arten von Schmerzen. Nach 20 Minuten begann es wieder zu bluten, aber ich trug erneut Schafgarbe auf, und die Wunde heilte in den folgenden zwei Wochen.

Ein anderes Mal hatte ich einen Schnitt, trug die Schafgarbe auf, und ich konnte direkt in den Schnitt sehen und die beiden inneren Flächen ohne Blutung erkennen. Das ist die Wirkung der Schafgarbe.

Es heißt, dass man einen frischen Zweig Schafgarbe um eine Werkstatt legen soll, um Verletzungen vorzubeugen. Ihr Geruch soll wachsamer machen, jedoch verfliegt dieser Duft nach ungefähr sechs Monaten.

Schafgarbe kann auch bei starken Menstruationsblutungen zur inneren Anwendung eingenommen werden.

Foto: ALLEKO/ iStock

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Johanniskraut: Das Wunderkraut gegen starke Schmerzen

Was tun, wenn extreme Schmerzen auftreten, etwa durch einen durchtrennten Nerv? Hier kommt das Johanniskraut (Hypericum perforatum) ins Spiel.

Die Geschichten über dieses Kraut sind oft dramatisch. Mein 56-jähriger Cousin schnitt sich zwei Finger ab, die nur noch an der Haut hingen. Er trug Ringelblume und Johanniskraut auf und begab sich in die Notaufnahme.

„Wir können die Finger wieder annähen, aber in Ihrem Alter regeneriert sich das Gewebe möglicherweise nicht so gut wie bei einem jungen Menschen. In drei Tagen werden Sie es wissen“, sagten ihm die Ärzte. Und siehe da, er konnte wieder Mandoline spielen.

Foto: vesmil/ iStock

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Die Frau eines Freundes stach sich mit einer Ahle unter den Fingernagel. Ein roter Streifen zog sich den Arm hinauf.

„Was sollen wir tun?“, fragten sie.

„Warum geht ihr nicht in die Notaufnahme?“, antwortete ich.

„Nun, das werden wir nicht tun.“

Ich riet ihnen, Johanniskrautöl – die beste Anwendungsform der Pflanze – zu verwenden. Am nächsten Tag war der rote Streifen verschwunden.

Einmal rief mich eine Schülerin an. Ein Freund hatte sich mit einer Kreissäge zwischen den Fingern tief in die Hand bis zu den Handgelenkknochen geschnitten. Es folgten Krankenhaus, Verbände, Opioide. Sie trug schließlich Johanniskraut auf seinen Arm auf, und der Schmerz ließ stark nach.

Sie stellte auch fest: „Weißt du, wie du sagst, dass Knochenheilkraut (Eupatorium perfoliatum) den Knochen hilft, sich zu finden und zu verbinden? Ich glaube, Johanniskraut macht das für die Nerven.“

Johanniskraut ist also nicht nur ein wirksames Mittel gegen Schmerzen, sondern unterstützt auch die Heilung von Nervenverletzungen. Ob als Öl, Tinktur oder Salbe – dieses Kraut sollte in keiner Hausapotheke fehlen.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „I’m an Herbalist, and These Are the 4 Essential Herbs in My First-Aid Kit“. (deutsche Bearbeitung kr)



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