Kinderarzt: „Für die meisten Kinder verläuft die Infektion harmlos“

Platzprobleme in Kinderkliniken, Ansturm auf Kinderärzte. Seit Tagen werden Eltern durch Medienberichte verunsichert. Grund dafür ist das RSV, ein Atemwegsvirus, das vor allem für kleine Säuglinge, ganz besonders für Frühgeborene und Kinder mit Herzerkrankungen, gefährlich sein kann.
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Frische Luft und viel Trinken sind die besten Mittel gegen RSV.Foto: iStock
Von 27. Oktober 2021

„Alarm in bayerischer Kinderklinik“, meldet der „Merkur“. Die Kinderklinik Erlangen habe kein Bett mehr frei. Das Krankenhaus stünde kurz vor einer Überlastungssituation, weil das Respiratorische Synzytial-Virus (kurz RSV), ein Atemwegsvirus, vermehrt auftrete. Ähnliche Meldungen kommen auch aus anderen Krankenhäusern. Doch wie gefährlich ist das RSV wirklich?

Wie Dr. Sven Armbrust, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg, gegenüber Epoch Times bestätigte, hat ganz Deutschland momentan „überproportional“ viel mit RSV zu tun.

„Besonders dabei ist, dass die Saison völlig untypisch dieses Jahr bereits im August begann“, erklärt der Chefarzt.

Üblicherweise verbreite sich das Virus meist Ende Oktober. Die Ansteckung erfolge meist als Tröpfcheninfektion, das Virus sei aber auch luftgängig. Die Verläufe können mild sein, aber auch bis zur Beatmung führen, so Armbrust. Nach Abheilung der Erkrankung könne eine „Narbe“ an der Lunge verbleiben, was diese für nachfolgende Infektionen empfindlicher mache. Eine dauerhafte Immunität sei nach durchgemachter Infektion leider nicht gegeben.

Nicht selten stellt es sich laut dem Mediziner so dar: „Die Eltern haben etwas Schnupfen, das größere Kind hustet etwas und der Säugling in der Familie erkrankt schwer.“

Aus dem Bericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza, angesiedelt am Robert Koch-Institut, kann man für die 41. Kalenderwoche entnehmen, dass vor allem in der Altersgruppe der bis zu Vierjährigen die Anzahl der RSV-Infektionen vergleichsweise hoch liegt, während SARS-CoV-2 im Vergleich durch alle Altersgruppen eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Auszug aus dem ARE-Wochenbericht des RKI für KW 41. Foto: Screenshot

Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte spricht von „Nachholeffekt“

Der Pressesprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Jakob Maske, teilte gegenüber Epoch Times mit, dass im Vorjahr ungewöhnlich wenige RSV-Erkrankungen aufgetreten seien. Nun gebe es einen „Nachholeffekt“, der sich zu einem unerwarteten Zeitpunkt einstellt.

Bei Kita- und Schulkindern verläuft eine RSV-Infektion wie eine Erkältung. Eine Gefahr sieht er vor allem bei den Frühgeborenen und bis zu drei Monate alten Säuglingen. „Wirklich schwere Fälle gibt es nur bei kleinen Frühgeborenen – und nur sehr selten“, so Maske.

Von besorgten Eltern, die aufgrund der Berichterstattung Kinderärzte aufsuchen, kann der Pressesprecher ein Lied singen. Dann sei die Enttäuschung der Eltern oft groß, denn behandelt wird das RSV-Virus im milden Verlauf nicht. „Für die meisten Kinder verläuft die Infektion tatsächlich harmlos“, beruhigt Maske die Eltern.

Für Eltern ist es nach Angaben des Mediziners ebenso wie für Ärzte schwierig, überhaupt eine RSV-Infektion zu erkennen. Es gebe zwar eine besondere Art des Hustens und Anzeichen für eine solche Erkrankung, aber 100-prozentig erkennen könne man die Erkrankung nur durch einen Schnelltest. Dieser werde in der Regel aber nur bei wirklich schwer erkrankten Kindern durchgeführt.

Wenn es Kindern also nicht extrem schlecht geht, werden die Ärzte ihre kleinen Patienten wieder nach Hause schicken und gar nichts weiter tun. Nicht einmal ein Hustensaft werde verordnet. Stattdessen werde viel Trinken und frische Luft angeraten. Symptomatisch könne Fiebermittel verabreicht werden, aber auch darauf werde nur in seltenen Fällen zurückgegriffen, damit die Krankheit durchläuft.

Einen 100-prozentigen Schutz vor RSV gibt es nicht. Armbrust empfiehlt Eltern daher, dass sich die Familie vor Betreten ihres Heims einmal die Hände wäscht, um zumindest den Keimeintrag von den Orten, wo viele Menschen zusammenkommen (Supermarkt, Arbeit, ÖPNV, Schule, etc.), zu reduzieren. Eine Maskenverwendung in der Schule schütze „natürlich vor Atemwegsinfektion unterschiedlicher Art“, so Armbrust. Sie führe aber in Verbindung mit Isolierungsmaßnahmen (wie dem Lockdown) auch dazu, dass das Immunsystem sich nicht weiterentwickeln könne, da der Kontakt mit Erregern fehle.

Aus Sicht des BVKJ-Pressesprechers sind die um sich greifenden RSV-Infektionen kein Grund, dass Kinder eine Maske tragen müssten. „Das ist einfach eine normale Infektion“, so Maske.



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