Gentherapie oder Impfstoff: Debatte über die Klassifizierung von mRNA-Impfstoffen
Nach dem Ende der COVID-19-Pandemie fordern Forscher eine genauere Prüfung der Sicherheitsaspekte bei der schnellen Zulassung von Impfstoffen. Sie argumentieren, dass mRNA-Impfstoffe, welche eine genbasierte Technologie nutzen, als Gentherapieprodukte (GTPs) klassifiziert werden sollten. Dies würde verhindern, dass Pharmaunternehmen die strengen Vorschriften umgehen, die für solche Produkte gelten.
In einem kürzlich im International Journal of Molecular Sciences veröffentlichten Artikel argumentieren die Pharmazeutin Dr. Banoun, dass mRNA-Impfstoffe aufgrund ihrer Wirkungsweise als Gentherapieprodukte betrachtet werden sollten. Dies würde bedeuten, dass sie strengeren regulatorischen Standards unterliegen müssten. Sowohl in den USA als auch in Europa wurden diese mRNA-Impfstoffe jedoch nicht als Gentherapieprodukte eingestuft. Daher wurden sie wie herkömmliche Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten behandelt und unterlagen weniger strengen Vorschriften.
Bekanntermaßen wurde für die mRNA-COVID-19-Impfstoffe ein „Rolling Review“-Verfahren angewendet. Ein sogenannter „Rolling Review“ ist ein Prozess, der normalerweise in Gesundheitsnotfällen genutzt wird, um die Bewertung von Daten für Medikamente oder Impfstoffe zu beschleunigen. Dabei werden einzelne Datensätze geprüft, sobald sie verfügbar sind, ohne dass Datenvollständigkeit gefordert wird.
In ihrem Review kritisiert die mittlerweile pensionierte Forscherin, dass dieser Ansatz zu einer breiten Anwendung von mRNA-COVID-19-Impfstoffen geführt hat, die nicht ausreichend untersucht wurden. Sie warnte, dass Pharmaunternehmen planen könnten, traditionelle Impfstoffe durch mRNA-Impfstoffe zu ersetzen – beginnend mit Grippeimpfstoffen – und fordert daher eine Überprüfung der regulatorischen Vorgehensweise.
Sind mRNA-Impfstoffe Gentherapien?
Gemäß der Definition der amerikanischen Gesundheitsbehörde, das Centers for Disease Control and Prevention (CDC), welches vergleichbar mit dem Robert Koch-Institut in Deutschland ist, bezeichnet man einen „Impfstoff“ als eine Substanz, die dazu dient, die Immunreaktion des Körpers gegen Krankheiten zu aktivieren. Allerdings wurde diese Definition 2021 angepasst, da Befürchtungen laut wurden, sie sei nicht passend für die neuen COVID-19-Impfstoffe.
Traditionelle Impfstoffe enthalten ein Antigen, um die natürliche Immunantwort des Körpers auszulösen. Die mRNA-Impfstoffe enthalten jedoch keine solchen Antigene. Stattdessen wird in diesen Impfstoffen mRNA eingesetzt. Diese mRNA enthält Anweisungen für den Körper zur Herstellung der Spike-Proteine, welche als Antigene fungieren.
Das bedeutet, dass nicht die mRNA selbst eine aktive Immunisierung auslöst. Vielmehr wird die mRNA in den körpereigenen Zellen des Geimpften in Spike-Protein des Virus übersetzt. Das Immunsystem des Geimpften soll als daraufhin eigene Antigene gegen das produzierte Spike-Protein herstellen, um schließlich eine Immunantwort auszulösen.
Die U.S. Food and Drug Administration (FDA), definiert Gentherapie als einen Prozess, der darauf abzielt, „die Aktivität eines Gens zu verändern oder die biologischen Eigenschaften von lebenden Zellen so zu beeinflussen, dass sie zu therapeutischen Zwecken genutzt werden können“.
In einem Bericht, den Moderna im zweiten Quartal 2020 bei der US-Börsenaufsichtsbehörde einreichte, wird bestätigt, dass mRNA von der FDA als „Gentherapieprodukt“ betrachtet wird. Ähnlich äußerte sich der BioNTech-Gründer Uğur Şahin in einem Artikel aus dem Jahr 2014. Darin schrieb er, dass mRNA basierte Arzneimittel eine neue „Arzneiklasse“ seien und man erwarten könne, dass „mRNA-basierte Arzneimittel als biologisches Arzneimittel, Gentherapie oder somatische Zelltherapie eingestuft wird“.
Laut FDA sind mRNA-Impfstoffe vergleichbar mit Prodrugs vom Typ IA. Diese Substanzen werden nach ihrer Verabreichung im Körper in pharmakologisch aktive Medikamente umgewandelt.
Diese Charakteristik von Prodrugs könnte nahelegen, dass neben den Standardüberprüfungen für Impfstoffe weitere Überwachungsmaßnahmen notwendig sein könnten. Weder die FDA noch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) haben jedoch solche Anforderungen für mRNA-COVID-19-Impfstoffe festgelegt.
„Bei einem herkömmlichen Impfstoff injiziert man das Antigen in eine Person und das Immunsystem erkennt dieses und sagt: ‚Aha, wir müssen Antikörper, T-Zellen und andere Komponenten des Immunsystems gegen das injizierte Antigen produzieren’“, erklärt Dr. David Wiseman, der seit nahezu 40 Jahren im pharmazeutisch-medizinischen Fachbereich tätig und CEO der medizinischen Organization Synechion ist.
Ein mRNA-Impfstoff funktioniert nicht auf diese Weise, sondern ist mit einem Bauplan vergleichbar. Er gibt dem Körper die Anweisung, das benötigte Antigen selbst herzustellen. Dies erinnere an das Prinzip von sogenannten „Prodrugs“. Prodrugs sind Medikamentenvorstufen, die erst im Körper in die eigentliche wirksame Medizin umgewandelt werden. Hierbei ist die verabreichte Substanz nicht direkt aktiv, sondern wird erst im Körper in die Wirksubstanz umgewandelt. Ähnlich verhält es sich mit dem mRNA-Impfstoff: Die injizierte Substanz verwandelt sich ebenfalls nicht selbst in das Antigen, sondern bringt die Körperzellen dazu, es zu produzieren.
Dr. Wiseman fügt hinzu, dass sowohl die FDA als auch die EMA Gentherapien in ihren Leitlinien und Vorschriften „mehr oder weniger“ auf die gleiche Weise definieren. Vor einigen Jahren allerdings hat die FDA beschlossen, Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten – einschließlich solche, die auf der Gentherapietechnologie basieren – von diesen Leitlinien auszunehmen. Im Wesentlichen bekamen Impfstoffe ihre „eigenen Regeln“.
Trotzdem, so Dr. Wiseman, können die FDA und andere Regulierungsbehörden „ändern oder ausschließen, was sie wollen, aber das ändert nicht die biologische Definition des Produkts“. Da die COVID-19-Impfstoffe von Pfizer und Moderna eigentlich die Definition der Gentherapie erfüllen, sollten sie seiner Meinung nach gemäß den Richtlinien für Gentherapie behandelt werden.
mRNA-COVID-19-Impfstoffe umgingen Vielzahl von Untersuchungen
Laut der Publikation von Dr. Banoun, wurden bestimmte Tests, die normalerweise für Gentherapie-Produkte (GTPs) vorgeschrieben sind, bei mRNA-COVID-19-Impfstoffen nicht durchgeführt. Diese Impfstoffe wurden nicht als Gentherapeutika klassifiziert, wodurch folgende Untersuchungen übersprungen wurden:
- Genotoxizität (schädliche Veränderungen im Erbgut)
- Integration des Impfstoffes in das menschliche Genom
- Übertragung des Impfstoffes auf die Nachkommen
- Insertion von Mutationen in die DNA
- Kanzerogenität
- Toxizität für Embryos, Föten und Neugeborene
- Langzeitwirkung des Impfstoffes im Körper
- Wiederholte Toxizität
- Ausscheidung des Impfstoffes in die Umwelt, etwa durch Samenflüssigkeit oder Muttermilch
„Normalerweise wird die Langzeitsicherheit von GTPs über mehrere Jahre hinweg überwacht. Bei Impfstoffen geschieht dies jedoch meist nur über einige Wochen“, sagte Dr. Helene Banoun. Sie fügte hinzu, dass dies angesichts der Langlebigkeit des Impfstoffes und des von ihm produzierten Proteins nicht akzeptabel sein sollte.
In der Europäischen Union müssen Gentherapieprodukte (GTPs) zahlreiche Tests und Studien durchlaufen. Dabei werden Risiken wie die Integration des Gens in das menschliche Erbgut und die mögliche Vererbung dieser Gene, auch wenn solche Ereignisse selten sind, beurteilt. Ferner sind Untersuchungen notwendig, die das Potenzial dieser Produkte bewerten, Mutationen in der DNA zu verursachen, Tumore zu erzeugen, schädliche Auswirkungen auf Embryos, Föten und Neugeborene zu haben und langfristige Effekte im Körper zu hinterlassen.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) stellt hohe Anforderungen an solche Produkte. Sie fordert detaillierte Studien, die sowohl die genetischen Komponenten als auch das Transportsystem (den sogenannten Vektor) des Medikaments betrachten. Ziel dieser Studien ist es, die Verbreitung des Medikaments im Körper zu verfolgen, die richtige Dosierung zu bestimmen, mögliche Toxizität gegenüber bestimmten Zielzellen zu identifizieren und die Auswirkungen von veränderten Proteinen, die durch das Medikament ausgelöst werden könnten, zu bewerten.
Pharmakokinetische Studien sind Untersuchungen, die aufzeigen, wie ein verabreichter Wirkstoff im Körper interagiert und wie er sich über die gesamte Zeit der Exposition verhält. Für gewöhnlich sind solche Studien für Impfstoffe nicht vorgeschrieben, es sei denn, es handelt sich um eine neue Rezeptur oder der Impfstoff beinhaltet neuartige Zusatz- oder Hilfsstoffe – inaktive Substanzen wie beispielsweise Konservierungsmittel.
Es sind zudem Studien erforderlich, die zeigen, wie und wo im Körper der Wirkstoff ausgeschieden wird und wie er sich im Körper verteilt. Sie sollen veranschaulichen, wohin injizierte Verbindungen wie die zur Verabreichung von mRNA verwendeten Lipid-Nanopartikel im Körper transportiert werden und in welchen Geweben oder Organen sie sich ansammeln.
Dr. Wiseman bemerkte nach Durchsicht der Unterlagen zu den COVID-19-Impfstoffen von Pfizer und Moderna, die durch das Informationsfreiheitsgesetz zugänglich gemacht wurden, dass viele dieser Studien, die seiner Einschätzung nach eigentlich hätten durchgeführt werden müssen, fehlen.
„Wir benötigen Gesetze, die klarstellen, dass Produkte nicht einfach von Vorschriften ausgenommen werden können, nur weil es bequem erscheint. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei noch immer um Gentherapien“, betonte er. „Wir programmieren die Zellen unseres Körpers dazu, Spike-Proteine auf eine nicht kontrollierte und nicht exakt definierte Weise zu produzieren. Es gibt noch viele Fragen, auf die wir bisher keine Antworten haben.“, so Dr. Wiseman
Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „mRNA COVID-19 Vaccines Should Be Labeled Gene Therapy Products: Peer-Reviewed Paper“ (Deutsche Bearbeitung kr)
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