Der Garten als Glücksort: Gutes Gefühl wissenschaftlich bestätigt

Einen Garten kultivieren und umsorgen ist nützlich, fördert die Gesundheit und macht glücklich. Dass Säen, Gießen und Pflegen positiv auf Körper und Geist wirkt, bestätigen auch die neuesten Forschungsergebnisse.
Titelbild
Unkraut jäten, Gießen und Ernten sorgt nicht nur für gesunde Lebensmittel.Foto: John MacDougall /afp/Getty Images
Von 23. Juli 2022

Nachdem der geeignete Standort gefunden ist, heißt es graben, säen, wässern, Unkraut jäten und schließlich ernten. Dabei folgen die Pflanzen – nicht nur im Garten – unbeirrbar ihrem eigenen Rhythmus.

Jeder, der schon einmal Säcke mit Mulch getragen oder hartnäckige Stauden ausgegraben hat, weiß, dass Gartenarbeit auch anstrengend sein kann. Doch während der Arbeit erleben Gärtner das Wunder der Natur, vom Wachstum bis zur Reife. Der Geschmack einer Erdbeere und der Duft einer Rose sind süßer, der Genuss vollkommener.

Fitnessstudie im Freien

Die Arbeit in der Natur und mit ihren Elementen fördert unsere körperliche und geistige Gesundheit, wie nur wenige andere Tätigkeiten es vermögen. Laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde (CDC) verbrennt eine 70 kg schwere Person selbst bei leichter Gartenarbeit, wie beim Unkrautjäten und der Bewässerung, etwa 330 Kalorien pro Stunde. Regelmäßige Gartenarbeit trägt somit zu körperlicher Fitness bei.

Eine Studie von Forschern der Universität von Arkansas ergab, dass Gartenarbeit die Knochendichte erhöhen kann. Die im Journal of Women and Aging veröffentlichten Ergebnisse zeigen auch, dass Gärtnern das Osteoporoserisiko bei Frauen über 50 deutlich senken kann. Gartenarbeit stärkt die Knochendichte sogar wirksamer als Schwimmen oder Joggen. Ausschlaggebend dafür sind die gewichtstragenden Arbeiten, wie Erde schaufeln oder Gießkannen tragen.

Die leitende Forscherin der Studie, Lori Turner, erklärte gegenüber University of Arkansas News: „Wir haben nicht erwartet, dass die Gartenarbeit eine so große Rolle spielen würde. Sie wird für eine so leichte Tätigkeit gehalten. Aber im Garten wird eine Menge Gewicht getragen. Löcher graben. Unkraut jäten. Rasenmäher schieben.“

Nützliche Keime und die Bauernhofhypothese oder „Dreck reinigt den Magen“

Die gesundheitlichen Vorteile der Gartenarbeit gehen jedoch weit über körperliche Fitness hinaus. Auch der Kontakt mit verschiedenen Bodenmikroben – mikroskopisch kleinen Bakterien, Pilzen und Viren, die unter der Erde leben – wirkt sich positiv auf das Mikrobiom unseres Körpers aus.

Nicht alle Keime sind schlecht und müssen mit Desinfektionsmitteln bekämpft werden. Die überwiegende Mehrheit der Billionen von Bakterien, die sich ständig auf, in und um uns herum befinden, ist entweder gutartig oder nützlich.

In diesem Zusammenhang sprechen Mediziner von der sogenannten Bauernhofhypothese. Sie besagt, dass der frühe Kontakt mit Keimen das Immunsystem eines Kindes stärkt. Somit kann ein Mangel an mikrobieller Belastung ein Faktor sein, der zu Allergien beiträgt, bestätigt die Forschung.

Epidemiologen der Universität Melbourne entdeckten, dass Kinder auf Bauernhöfen weitaus seltener an Allergien und Asthma erkranken als Stadtkinder. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass dies auf die größere mikrobielle Vielfalt auf Bauernhöfen zurückzuführen ist, wo Kinder mehr Kontakt mit Schmutz und Tieren haben.

Macht uns also zu viel Sauberkeit krank? Könnte es sein, dass der Anstieg von Asthma und Allergien bei Kindern in den letzten Jahrzehnten auf einen „zu sauberen“ Lebensstil zurückzuführen ist? Ausgeschlossen ist es nicht, im Gegenteil.

„Lassen sie ihre Kinder im Dreck spielen und sogar essen, wenn nicht gerade Tierexkremente in der Erde herumliegen“ schreiben Jack Gilbert und Rob Knight in ihrem Buch „Dirt is Good“. „Der Boden ist ein mikrobielles Paradies. Er enthält mehr als eine Milliarde Bakterienzellen pro Gramm, und auch viele Pilze und Viren. Er enthält nur sehr wenige Organismen, die ihr Kind krank machen könnten. Es ist eine gute Gelegenheit, Kinder mit einer komplexen mikrobiellen Gemeinschaft in Kontakt zu bringen, die ihr Immunsystem trainieren wird.“

Naturtherapie: Garten lindert Ängste und Depressionen

Abgesehen von den körperlichen Vorteilen ist die Gartenarbeit auch gut für die geistige Gesundheit. Die psychologischen Vorteile des Aufenthalts im Freien und der Interaktion mit der Natur sind weithin anerkannt. Es gibt bereits Ärzte, die eine „Naturtherapie“ verschreiben. Dieses „Rezept“ verordnet den Aufenthalt im Grünen, um psychische Erkrankungen wie Angstzustände und Depressionen zu lindern.

Auch in der Wissenschaft ist der Effekt bekannt, dass Grünflächen in der Nachbarschaft einen signifikanten Einfluss auf die Gesundheit haben. So fanden Forscher in einer 2014 in Wisconsin durchgeführten und im „International Journal of Environmental Research and Public Health“ veröffentlichten Studie, eine Verringerung von Angstzuständen, Depressionen und Stress.

Es gibt sogar ein Bakterium im Boden, „Mycobacterium vaccae“, das nachweislich eine ähnliche Wirkung auf die psychische Gesundheit hat wie ein Antidepressivum – ohne negative Nebenwirkungen, wie eine in „Neuroscience“ veröffentlichte Studie zeigt. Es ist also nicht verwunderlich, dass Gartenarbeit unsere Stimmung hebt und uns besser fühlen lässt.

Das Anlegen und Pflegen eines Gartens kann also nicht nur die Gesundheit fördern. Ein Garten kann – sowohl gefühlt als auch wissenschaftlich belegt – die geistige Gesundheit verbessern. Und ganz nebenbei können wir mit den „Früchten“ unserer Arbeit den Tisch decken und sie genießen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: How Gardening Is Good for Your Microbes, Muscles, and Mood (deutsche Bearbeitung bs)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 54, vom 23. Juli 2022.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion