Datenverzerrung: Wurde die Wirksamkeit von Pfizers COVID-Booster überschätzt?
In einem Brief an den Herausgeber der renommierten medizinischen Zeitschrift „New England Journal of Medicine“ (NEJM), der am 20. Juli veröffentlicht wurde, haben drei Mediziner ihre Bedenken über eine viel zitierte Studie aus Israel geäußert. Die Studie, die 2021 von Forschern des Clalit Health Services in Tel Aviv ebenfalls im NEJM veröffentlicht wurde, kam zu dem Schluss, dass die Auffrischungsimpfung von Pfizer zu einer 90 Prozent geringeren Todesrate im Falle einer COVID-19-Erkrankung führt. Als Vergleichsgruppe für die Ermittlung der Wirksamkeit dienten Personen, die den mRNA-Impfstoff nur zweimal erhalten hatten – also nicht „geboostert“ waren.
Die Autoren des Briefes, die Epidemiologin Dr. Tracy Høeg, der Mediziner und Wissenschaftler Dr. Vinay Prasad von der University of California sowie Dr. Ram Duriseti von der Stanford-Universität befürchten jedoch, dass die Studie die Wirksamkeit der Impfung möglicherweise überschätzt hat. Als Grund gaben sie an, dass die allgemeine – nicht auf COVID-19-bezogene – Sterblichkeitsrate in der geboosterten Untersuchungsgruppe generell wesentlich niedriger war, weshalb sie von einer möglichen „Verzerrung der Daten“ sprechen.
Gesündere Personen für Booster ausgewählt?
Bei der Durchsicht der Studiendaten von 2021 fiel den drei Ärzten konkret auf, dass nicht nur die auf COVID-19 bezogene Sterblichkeit bei der geboosterten Gruppe um 90 Prozent geringer war, sondern auch die Sterblichkeit aufgrund einer Reihe anderer Krankheiten – und zwar um bemerkenswerte 94,8 Prozent.
Dies ließ sie vermuten, dass Personen, die einen Booster erhielten, generell einen besseren Gesundheitszustand hatten als die Vergleichsgruppe. Der allgemeine Gesundheitszustand ist beim Verlauf von COVID-19 und dem möglichen Tod infolge der Virusinfektion ein wichtiger Faktor.
„Der zugrunde liegende Gesundheitszustand spielt eine wesentliche Rolle bei der COVID-19-bedingten Sterblichkeit. Die unbereinigten Unterschiede zwischen der COVID-19-bedingten und der nicht COVID-19-bedingten Sterblichkeit je nach Impfstatus waren in der Studie von Arbel und Kollegen aus dem Jahr 2021 im Wesentlichen identisch“, so die Mediziner in ihrem Beitrag. Weiter schrieben sie:
Diese Ergebnisse geben Anlass zu großer Besorgnis hinsichtlich einer nicht bereinigten Störvariabel. Die bereinigte, um 90 Prozent niedrigere Sterblichkeit aufgrund von COVID-19 bei den Teilnehmern, die eine Auffrischungsimpfung erhalten hatten, kann nicht mit Sicherheit auf die Auffrischung[simfpung] zurückgeführt werden.“
Am 20. Juli schrieb Dr. Høeg auf Twitter, dass sie und ihre Kollegen starke Beweise dafür haben, dass die israelische Studie nicht alle relevanten Faktoren berücksichtigt hat. Sie nennen das „Verzerrung durch gesunde Impfempfänger“. Das bedeutet, dass die Personen, die die Auffrischungsimpfung erhalten haben, möglicherweise grundsätzlich gesünder waren.
Studienautoren bestätigen Verdacht
In einer Antwort auf den Brief von Høeg und Kollegen erklärten die Studienautoren, darunter Dr. Ronen Arbel vom Clalit Health Services in Tel Aviv – der größten Gesundheitsbehörde Israels –, wie sie beim Auswerten der Daten vorgingen.
Gleichzeitig stimmen sie der Beobachtung zu, dass es bei der generellen Sterblichkeit einen „starken, unerklärlichen Zusammenhang zwischen der Verwendung des Booster-Impfstoffs und einer geringeren Sterblichkeit, die nicht mit COVID-19 zusammenhängt“ gibt. Dies sei seinerseits während der Delta-Welle auch in den USA beobachtet worden.
Die Assoziationen zwischen Impfung und Todesfällen, die nicht auf COVID-19 zurückzuführen sind, sollten jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, da zahlreiche potenzielle Störfaktoren vorhanden sind“, warnen die Studienautoren.
In der Stellungnahme der israelischen Forscher heißt es weiter:
In Israel wurde die Auffrischungsimpfung vorrangig Personen […] verabreicht, die das höchste Risiko aufwiesen. Allerdings wurden Auffrischungsimpfungen im Allgemeinen nicht an Patienten verabreicht, die ins Krankenhaus eingewiesen wurden und bei denen ein hohes Risiko für den Tod aufgrund irgendeiner Ursache bestand.“
Damit bestätigten die Forscher den Verdacht von Høeg und Kollegen: Personen, die aufgrund ihrer Vorerkrankung ein höheres Sterberisiko hatten, erhielten keinen Booster. Stattdessen ermittelten die Forscher Krankenhauseinweisung als Einflussfaktor auf die Sterblichkeit bei einer Corona-Infektion. Damit bestätigen sie wiederum, dass die ungeboosterten, stärker gefährdeten Patienten in die Auswertung der Ergebnisse eingeflossen sind.
Daten zur wahren Wirksamkeit unter Verschluss
Dieser Faktor der nicht COVID-19-bedingten Krankenhausaufenthalte wurde im Hauptteil der Studie nicht diskutiert. Wie die Studienautoren bestätigen, wurde dies nun – mehr als eineinhalb Jahre später – in einem „ergänzenden Anhang“ der Antwort hinzugefügt.
„Die Ergebnisse […] zeigen, dass ein Krankenhausaufenthalt signifikant mit der Sterblichkeit, die nicht mit COVID-19 zusammenhängt, assoziiert war“, so die Forscher um Dr. Arbel. Die Anpassung für den Krankenhausaufenthalt habe „die geschätzte Assoziation zwischen dem Erhalt der Auffrischungsimpfung und der Sterblichkeit, die nicht mit COVID-19 zusammenhängt, leicht verändert.“
Mit anderen Worten: Patienten wurden aufgrund ihrer Vorerkrankungen absichtlich nicht geboostert. Starben sie dann im Krankenhaus, zählten diese Todesfälle in die Vergleichsgruppe der nur doppelt Geimpften. Das hat die Schätzung der Wirksamkeit verändert. Um wie viel können nur die Originaldaten zeigen. Diese haben aber nicht einmal Dr. Høeg und Kollegen erhalten.
Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „‘Healthy Vaccinee Bias’ May Have Led to Inflated Efficacy Claims of Pfizer’s COVID-19 Booster, Researchers Find“ (redaktionelle Bearbeitung ts, cs, kr)
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