Cholesterinsenker: Die weniger bekannten Gefahren und eine gute Alternative

Trotz der Vorteile von Statinen bei der Senkung des Cholesterins deuten neuere Studien auf potenzielle Risiken wie erhöhte Diabetes-Gefahr und Erschöpfungszustände hin. Vitamin B3 könnte laut Forschern möglicherweise als alternative oder ergänzende Behandlung in Erwägung gezogen werden.
Titelbild
Einblicke in die Gefahren und Vorteile der Cholesterinsenker.Foto: iStock
Von 19. August 2023

Seit Jahrzehnten werden Statine – die am häufigsten verschriebenen Medikamente zur Senkung des Cholesterins – als Mittel der Wahl für Menschen mit Herzkrankheiten anerkannt. Obwohl Statine die Herzgesundheit positiv beeinflussen, weisen einige Studien auf weniger bekannte Bedenken im Zusammenhang mit dem Medikament hin: Erschöpfungszustände, erhöhtes Diabetesrisiko und Muskelschmerzen.

Erhöhtes Diabetesrisiko durch Statine?

Kürzlich hat eine umfassende Untersuchung von elf epidemiologischen Studien mit fast 47 Millionen Teilnehmern Verbindungen zwischen der Anwendung von Statinen und einer verringerten Insulinsensitivität sowie Insulinresistenz festgestellt – beides sind maßgebliche Indikatoren für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes.

Fachleute stehen derzeit vor einem Rätsel, wie Statine die Insulinsensitivität verringern funktioniert. Bemerkenswert ist nämlich, dass Statine eigentlich positive Effekte zeigen, wie die Senkung von Entzündungen, die Verringerung von oxidativem Stress und die Förderung der Gefäßfunktion – Eigenschaften, die die Insulinsensitivität normalerweise verbessern.

Eine Studie aus dem Jahr 2021, die im Fachjournal „Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology“ veröffentlicht wurde, zeigte ebenfalls auf, dass Statine das Risiko von Typ-2-Diabetes erhöhen könnten. Dabei bleibt die genaue Ursache hierfür unklar. Trotz der potenziellen Gefahren, die von Statinen ausgehen könnten, sind die meisten Forscher und Mediziner weiterhin der Meinung, dass die Vorteile der Medikamente die Risiken überwiegen.

„Man geht allgemein davon aus, dass die deutlichen Vorteile der Cholesterinsenkung einen geringfügigen Anstieg der Insulinresistenz weit übertreffen“, erklärte Michael Snyder, Professor für Genetik und Abteilungsleiter für Genetik an der Medizinischen Fakultät der Universität Stanford, gegenüber The Epoch Times.

Doch die genauen Zusammenhänge sind für Forscher, einschließlich Dr. Snyder, der mehrere Studien zur Korrelation zwischen der Einnahme von Statin und Insulinintoleranz mitverfasst hat, unklar.

Aspekte der Lebensführung wie Übergewicht spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Entwicklung von Insulinresistenz; sie wird oft mit hohem Körpergewicht in Verbindung gebracht. Dieses könnte man verringern, um möglicherweise die Effekte von Statinen wieder auszugleichen, so Dr. Snyder.

Muskelschmerzen und Müdigkeit durch Statine

Müdigkeit und Muskelschmerzen bei der Einnahme von Statinen sind gemäß der Studie mit über 350 Personen, häufig vorgekommen. Bei der Einnahme von Statinen berichteten 93 Prozent von Muskelschmerzen und Müdigkeit, während 85 Prozent von Schwäche sprachen.

„Es ist nicht verwunderlich, da bekannt ist, dass Statine das Coenzym Q10 (CoQ10) beeinflussen, das wichtig für die Energieproduktion in den Zellen ist“, erklärte Dr. Node Smith, Facharzt für Naturheilkunde, gegenüber The Epoch Times. Mitochondrien sind wie kleine Kraftwerke in den Zellen, die Energie produzieren. Statine können diese Energieproduktion beeinträchtigen, indem sie das CoQ10 verringern, ergänzte er.

Ein Schreiben an den Herausgeber, das im „British Journal of Clinical Pharmacology“ veröffentlicht wurde, wies darauf hin, dass Menschen, die Statine und zusätzlich CoQ10 einnahmen, seltener an chronischer Müdigkeit litten.

Dr. Smith sagte, viele seiner Patienten, die langfristig Statine eingenommen haben, berichteten über anhaltende Muskelschmerzen, Schwäche, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme. „Einige dieser Patienten sind begeisterte Sportler und wundern sich, warum sie nicht mehr trainieren können“, fügte er hinzu. „Wenn ich diese Symptome bei jemandem sehe, der ein Statin-Medikament einnimmt, gehe ich normalerweise davon aus, dass das Statin zumindest ein mitwirkender Faktor ist, und bespreche mit dem Patienten dessen Absetzung und den Ersatz durch eine andere Therapie.“

Ist Vitamin B3 eine Alternative?

Statine werden häufig zusammen mit Niacin (Vitamin B3) verwendet, das seit über 40 Jahren zur Vorbeugung von Herzkrankheiten empfohlen wird.

Niacin hilft dabei, das „schlechte“ LDL-Cholesterin zu senken, das, wenn es in zu großen Mengen vorhanden ist, zu Ablagerungen in den Blutgefäßen führen kann. Gleichzeitig steigert Niacin das „gute“ HDL-Cholesterin, das dabei hilft, überschüssiges Cholesterin aus dem Blut zu entfernen und zur Leber zu transportieren. Dies wurde in einer Studie mit über 300 Teilnehmern bestätigt. Zudem reduziert Niacin auch die Menge an Triglyceriden im Blut.

Dr. Smith empfiehlt, zuerst eine angepasste Niacin-Behandlung auszuprobieren, bevor man sich für Statine entscheidet.

Forschungen belegen, dass Niacin in Kombination mit Statinen wirkungsvoller sein können als die alleinige Verwendung von Statinen. Dr. Smith hat dies auch in seiner Arbeit festgestellt, obwohl es auch Untersuchungen gibt, die zu anderen Ergebnissen kamen.

Niacin kam aus der Mode, denn es trat der Nebeneffekt, der sogenannte Niacin-Flush auf, der für etwa 30 Minuten ein leicht prickelndes Hitzegefühl verursacht, das für manche Menschen recht beunruhigend und unangenehm sein kann, so Dr. Smith.

Vor etwa 15 Jahren wurden mit Wachs überzogene Niacin-Tabletten entwickelt. Sie ermöglichen die Verabreichung hoher Dosen Niacin, wodurch bei den meisten Menschen das Flush-Gefühl reduziert werden konnte, sagt Dr. Smith. Ähnliche Wirkung kann die Einnahme von Niacin mit Nahrung oder Natron erzielen.

Dr. Smith wies darauf hin, dass Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie, einer genetischen Störung, möglicherweise intensivere Therapien benötigen, bei denen auch Statine gegeben werden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Statins: The Lesser-Known Dangers, and A Good Alternative“ (Deutsche Bearbeitung kr). Der Inhalt ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion