Beratungs-Hotlines boomen
Immer mehr Menschen nehmen die Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Rauchentwöhnung in Anspruch. Lag die Zahl der Anrufe im Mai 2016 bei rund 1.000 im Monat, sind es derzeit etwa 5.500 monatlich, wie die BZgA den Zeitungen der Funke-Mediengruppe auf Anfrage mitteilte.
Im Mai 2016 war eine EU-Richtlinie in Kraft getreten, nach der auf Zigarettenpackungen sowohl Fotos von Gesundheitsschäden durch das Rauchen als auch die Nummer der Entwöhnungshotline abgebildet sein müssen.
Auch junge Menschen nutzen das Angebot: „Fast jeder dritte Anrufende ist jünger als 20 Jahre“, sagte Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, den Funke-Zeitungen. Thaiss begrüßt diese Entwicklung, denn „die Chancen auf einen erfolgreichen Rauchstopp sind umso größer, je früher man aufhört – noch bevor sich eine Sucht und ein Automatismus des Rauchens verfestigt haben“, so Thaiss.
Die Kapazität der 13 Berater, die unter der Nummer Gespräche entgegennehmen, ist damit nach Angaben der Zentrale vollständig ausgelastet: Aktuell könnten nur rund 80 Prozent der eingehenden Anrufe von den Beratern angenommen werden. Auf Initiative von Marlene Mortler (CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, soll deshalb im kommenden Jahr eine halbe Million Euro in den Ausbau des Angebots fließen.
„In Deutschland sterben jedes Jahr über 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens“, sagte Mortler den Funke-Zeitungen. „Wer mit dem Rauchen aufhört, hat gute Chancen einige Jahre länger zu leben, als als Raucher. Deshalb ist es mir so wichtig, dass wir Rauchern und ihren Angehörigen alle Hilfe zur Verfügung stellen, die möglich ist.“
Weitere telefonische Beratungen werden angeboten
Neben der Anti-Rauch-Hotline bietet die BZgA auch telefonische Beratung zu den Themen HIV, Suchtprävention, Essstörungen und Glücksspielsucht an. Auch andere telefonische Beratungsangebote erfreuen sich steigender Beliebtheit.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ des Bundesfamilienministeriums in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFZA) verzeichnet nach eigenen Angaben mehr als 100 Beratungen am Tag. Die Zahl habe sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt.
Auch die Hotline „Schwangere in Not“, die sich an werdende Mütter richtet, die ihre Schwangerschaft geheim halten müssen, berichtet von einer wachsenden Zahl der Anrufe. Zwischen Mai 2014 und Dezember 2017 verzeichnete das Bundesfamilienministerium bei diesem Angebot knapp 20.000 Beratungen. Im vergangenen Jahr stieg die Beratungszahl um 1.100 Anrufe an – von 5.408 im Jahr 2016 auf 6.508 im Jahr 2017.
Gegen den allgemeinen Trend der steigenden Anrufzahlen entwickeln sich die Beratungen beim Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“. In den letzten fünf Jahren gingen die Anrufe um fast 40 Prozent zurück, auf zuletzt knapp 89.000 Beratungen im Jahr. Experten führen das unter anderem auf veränderte Kommunikationsgewohnheiten von Jugendlichen zurück – die Zahl der Email-Anfrage ist im 2017 um 22 Prozent gestiegen. (dts)
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