Babys niemals “schreien lassen”: Das sind die Folgen

Viele Eltern lassen ihre Babys ruhig einmal schreien. So würden die Allerkleinsten lernen, wie man selbst zur Ruhe findet. Dass sie somit aber einen Stresspegel haben wie ein dem Tode geweihtes Tier, hat Experte Karl Heinz Brisch herausgefunden.
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Babys, auf die man eingeht, wenn sie schreien, schreiten besser durchs Leben.Foto: Michel Porro/Getty Images
Epoch Times17. März 2016

Weil der Neurologe und Kinderarzt Richard Ferber einst die Weisheit in die Welt setzte, es fördere die Eigenständigkeit des Kindes, wenn es einmal “kontrolliert schreien gelassen wird”, haben dies Millionen Mütter und Väter seitdem so gemacht.

Was die Eltern ihren Babys körperlich und psychisch mit dem sogenannten Ferbern angetan haben, fand Karl Heinz Brisch, Chef der Psychosomatik am Haunerschen Kinderspital der Universität München, heraus. Diese Schreikinder “lernen früh, auf ein Notfallprogramm im Gehirn umzuschalten, das analog dem Totstellreflex bei Tieren dem Überleben in absoluter Todesbedrohung dient", erklärte er gegenüber der “Süddeutschen Zeitung”.

Babys im Super-Stress

Denn an sich hat das Schreien seinen Zweck. Das Baby gibt seinen Eltern damit zu verstehen: ‘Ich habe Hunger. Ich habe Schmerzen. Schenkt mir Nähe. Kümmert euch bitte um mich.’ Das ist ein uraltes Spiel.

Doch viele Eltern spielen nicht mehr mit, weil ihnen gesagt wurde, die Kinder würden nur aus Langeweile schreien und hätten durchschaut, dass sie mit dem Schreien erreichen, dass sich Mutter oder Vater sofort um sie kümmern. Zudem hätte es noch niemandem geschadet, wenn er als Kind eine Zeit lang hätte schreien müssen, bekommt so manche junge Mutter zu hören.

Schreit das Baby und wird nicht umsorgt, steigt sein Stresslevel an. Auf die unerhörten Rufe antwortet der Körper mit einer gehörigen Portion Stresshormonen. Auf Dauer kann dieser Zustand zu einer Schädigung des zentralen Nervensystems führen. Auch Wachstum und Lernfähigkeit könnten beeinträchtigt werden.

Kommt das "Schreien lassen" aus dem Dritten Reich?

Karl Heinz Brisch findet die Wurzeln dieser rüden Praxis im Dritten Reich. "Das Buch von Johanna Haarer ,Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind‘ wurde von den Nazis jeder Mutter als Erziehungsratgeber an die Hand gegeben", sagt Brisch der “Süddeutschen Zeitung”. Der Erziehungstipp darin lautet: Ein gewickeltes und gefüttertes Kind lege man ins Bett und gehe die ganze Nacht auf keinen Fall mehr ins Zimmer. Ansonsten würde das Kind verwöhnt. Schreien kräftige die Lungen, konstatierte Haarer, übrigens Lungenfachärztin.

"Kinder brauchen verlässliche körperliche Nähe, um seelische Grundbedürfnisse zu befriedigen und Stress abzubauen", sagt Fabienne Becker-Stoll, Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik in Bayern der “SZ”. Nur dann könnten sie sichere, vertrauensvolle Bindungen zu den Eltern und anderen Menschen aufbauen.

Traumatisierte Erwachsene

Kinder, die schreien gelassen wurden, entwickeln leicht Traumata. Die fehlende Nähe und Fürsorge wirkt auf das Baby so: “Du kannst so lange schreien wie du willst, es hilft dir ja doch keiner.” Die Folge sind häufig Bindungsprobleme, Schlafstörungen, Angststörungen, Abhängigkeiten, sowie Depressionen.

Unsere Babys sind nicht so schlau, wie wir Eltern manchmal denken. Sie wissen nicht, ob sie fünf oder zehn Minuten um Hilfe geschrien haben und haben ein völlig anderes Zeitverständnis. Sie sind auf ihre Weise schlau. Eltern, die nicht gleich reagieren, tun weder sich selbst noch ihrem Kind einen Gefallen. Britische Forscher zeigten, dass gehegte und beachtete Säuglinge insgesamt viel weniger schreien als Babys, die weniger Zuwendung bekommen.

Schmusen und Zärtlichkeit machen stark

Studien haben außerdem gezeigt, dass sich ein achtsamer und liebevoller Umgang mit den eigenen Kindern auszahlt. US-Forscher bemerkten, dass Menschen, die als Kleinkinder mehr gelobt und liebkost wurden und eben nicht alleine schreien gelassen wurden, es später leichter im Leben haben. (kf)



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