Aspirin gegen Darmkrebs: Forscher lüften möglichen Mechanismus dahinter

Aspirin ist eines der bekanntesten Medikamente der Welt. Es kommt bei Schmerzen, Fieber und Entzündungen zum Einsatz. Doch es soll auch Darmkrebs vorbeugen können. Nun entdeckten Wissenschaftler den möglichen Mechanismus dahinter.
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Laut einer neuen Studie kurbelt Aspirin die Immunabwehr gegen Krebs an.Foto: PIKSEL/iStock
Von 13. Juni 2024

Seit Jahren gibt es Forschungsdaten, dass Aspirin Darmkrebs vorbeugen kann. Aber erst jetzt konnten Forscher entschlüsseln, wie dieses gängige Schmerzmittel ein solches Kunststück vollbringt. Ihnen zufolge hilft Aspirin gegen Krebs, indem es die körpereigene Immunabwehr zur Bekämpfung bösartiger Zellen anregt.

Darmkrebs ist eine Krebsart, die entweder den Dick- oder Mastdarm (letztes Stück des Darms) befällt. Er ist weltweit die dritthäufigste Krebsart und die zweithäufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich bei etwa einem von zehn Krebsfällen um Darmkrebs.

Im Jahr 2020 gab es weltweit fast zwei Millionen neue Erkrankungen mit dieser Krebsart – die häufig erst spät erkannt wird, was die Behandlungsmöglichkeiten einschränkt – und sie verursachte mehr als 930.000 Todesfälle, so die WHO.

Aspirin steigert die Immunüberwachung von Tumoren

Aspirin kann Darmkrebs möglicherweise vorbeugen, heißt es in einer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Cancer“ erschien. Demnach entfaltet das Mittel diese Wirkung, indem es bestimmte Aspekte der natürlichen Immunreaktion gegen bösartige Krebszellen stärkt.

Die Studienautoren analysierten hierfür 238 Darmkrebspatienten, die sich zwischen 2015 und 2020 einer Operation unterzogen; zwölf Prozent von ihnen nahmen regelmäßig Aspirin ein. Eine Untersuchung von Gewebeproben zeigte, dass sich Krebs bei Aspirin-Nutzern weniger ausbreitete. Ferner griffen ihre Immunzellen die Tumorzellen stärker an, als es bei Menschen der Fall war, die kein Aspirin einnahmen.

Zudem zeigten Laboruntersuchungen, dass Aspirin die Produktion des Proteins CD80 bei bestimmten körpereigenen Immunzellen anregt. Dieses Protein steigert die Aktivität der Immunzellen, die dadurch schädliche Krebszellen besser erkennen können.

„Unsere Studie zeigt, dass Aspirin neben seinem klassischen Wirkmechanismus wie der Entzündungshemmung einen ergänzenden Mechanismus der Krebsvorbeugung oder -therapie besitzt“, meinte Studienleiter Dr. Marco Scarpa in einer Pressemitteilung. Er ist Allgemeinchirurg am Krankenhaus der Universität Padua in Italien.

Darüber hinaus kann Aspirin auch vor Darmkrebs schützen, sagte die Wissenschaftlerin Nazlie Latefi gegenüber Epoch Times. Das macht es, indem es Entzündungen reduziert, die die Fähigkeit des Immunsystems, Krebs zu bekämpfen, beeinträchtigen können, so Latefi. Sie hat einen Doktortitel in Neurowissenschaften, Biochemie und Molekularbiologie und war nicht an der Studie beteiligt.

Weitere Forschungen sind jedoch erforderlich, um zu verstehen, welche Wirkung die Studienergebnisse auf neue Behandlungs- oder Präventionsstrategien haben.

Von der Schmerzlinderung zur Krankheitsvorbeugung

Die Geschichte von Aspirin reicht rund 3.500 Jahre bis zu den alten Ägyptern zurück. Sie behandelten verschiedene Krankheiten mit Weidenrinde, einer natürlichen Quelle des Wirkstoffs. Erst 1897 schaffte es der Bayer-Chemiker Felix Hoffmann, einen der Wirkstoffe aus der Weidenrinde künstlich herzustellen. Aspirin wurde eines der am häufigsten verwendeten Medikamente weltweit.

Diese natürlich vorkommende Substanz wirkt gegen viele verschiedene Beschwerden und wurde auch immer wieder mit einer positiven Wirkung bei Krebserkrankungen in Verbindung gebracht. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 senkt die Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin (81 Milligramm mindestens dreimal wöchentlich) das Risiko für eine bestimmte Art von hormonell bedingtem Brustkrebs deutlich. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher, nachdem sie über 57.000 Frauen acht Jahre lang beobachtet hatten. 

„Dies ist der erste Bericht, der darauf hindeutet, dass die Risikoreduktion bei niedrig dosiertem Aspirin und nicht bei normal dosiertem Aspirin und nur bei Frauen mit dem Hormonrezeptor-positiven/HER2-negativen Subtyp auftritt“, schrieben die Autoren.

Hormonrezeptor-positive Tumore können mit einer Hormontherapie behandelt werden. Tumore des HER2-negativen Subtyps sind hingegen durch ein aggressives Wachstum gekennzeichnet und haben oft eine schlechtere Prognose.

Vorbeugung bei Herzinfarkten und die Risiken

Des Weiteren kann Aspirin in niedrigen Dosen von 75 bis 100 Milligramm das Herzinfarktrisiko senken. Das macht es, indem es die Bildung von Blutgerinnseln in erkrankten Arterien verringert. Um Blutgerinnseln vorzubeugen, empfehlen Ärzte deshalb häufig Menschen, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten, täglich Aspirin einzunehmen.

Trotz der Vorteile bergen alle Medikamente, so auch Aspirin, potenzielle Risiken. Obwohl es in der Regel sicher ist, kann Aspirin bei manchen Menschen Magen-Darm-Geschwüre, ein erhöhtes Blutungsrisiko durch Blutverdünnung und allergische Reaktionen wie Nesselsucht und Asthma hervorrufen.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen sowie zur Anwendung und Dosierung von Medikamenten wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Aspirin May Prevent Colorectal Cancer by Revving Up Immunity“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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