Zivilcourage oder Selbstjustiz? Bauern stoppen mutmaßlichen Schleuser – Staatsanwalt ermittelt
Für Gesprächsstoff sorgt im bayerischen Berchtesgaden zurzeit ein Vorfall, der sich bereits am 27. Dezember zugetragen hatte. Wie „Bild“ berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Traunstein gegen drei Bauern, die an jenem Tag einen mutmaßlichen Schleuser gestoppt hatten.
Der 39-jährige Serbe sitzt in Untersuchungshaft. Allerdings behauptet er, von den drei Anwohnern misshandelt worden zu sein.
Mutmaßlicher Schleuser hatte bereits zuvor Syrer ausgesetzt
Wie bereits Tage zuvor der „Berchtesgadener Anzeiger“ berichtet hatte, hatte der mutmaßliche Schleuser am Tattag in Oberau nahe Berchtesgaden 17 Personen ausgesetzt. Einsatzkräfte von Bundespolizei, Landespolizei und Grenzpolizei konnten die zuvor irregulär über die Grenze verbrachten Syrer später aufgreifen.
Bereits zuvor war es zu einer Aussetzung von etwa 20 weiteren Asylsuchenden in Unterau gekommen.
Wenig später sei es zu einem Polizeieinsatz in Oberau gekommen. Dabei sei es zur Festnahme des mutmaßlichen Schleusers gekommen.
Der „Berchtesgadener Anzeiger“ erklärte, zwei Einheimische hätten diesen „mithilfe weiterer Anlieger“ festgesetzt. Die „Bild“ schrieb von drei involvierten Personen – dem 61-jährigen Landwirt Hans H., dessen 25-jährigem Sohn und dessen 55-jährigen Nachbarn.
Barriere aus Traktor und Bauzaun
Der 39-Jährige habe demnach zuvor versucht, in einem Kleinbus zu flüchten. Jedoch hätten sich die Bauern dem mutmaßlichen Schleuser in den Weg gestellt. Dabei hätten sie mithilfe eines Traktors und eines Bauzauns eine Barriere errichtet.
Der Serbe habe Vollgas gegeben, in der Hoffnung, den Zaun überwinden zu können. Allerdings habe er diesen nur beschädigen können und sei anschließend im Feld hängengeblieben.
Daraufhin hätten ihn die Bauern aus dem Wagen gezerrt und bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte festgehalten. Der „Berchtesgadener Anzeiger“ schrieb von einer „heftigen Rangelei“, zu der es im Vorfeld gekommen sei. Die Polizeistreife forderte den Rettungsdienst an, weil der Festgenommene leichte Gesichtsverletzungen aufwies.
Bauern weisen Vorwürfe des mutmaßlichen Schleusers zurück
Die beherzten Landwirte erhielten wenige Tage später Besuch von der Polizei. Wie sich herausstellte, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft, nachdem der mutmaßliche Schleuser angegeben hatte, von den Bauern geschlagen worden zu sein.
Diese weisen den Vorwurf vehement zurück. Sie hätten „doch nur unsere Pflicht als Bürger getan“, so Hans H. Der Festgenommene hätte „sein kriminelles Handeln bestimmt weitergeführt, wenn wir ihn nicht gestoppt hätten“. Im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet versuchen Schleuser häufig, abseits der kontrollierten Hauptrouten Personen ins Land zu schaffen.
Bezüglich der Verletzungen des 39-Jährigen erklärt H., vielleicht habe dieser sie „ja erlitten, als er über den Bauzaun gebrettert ist“. Beim Fluchtversuch war jedenfalls die Windschutzscheibe des Kleinbusses zerbrochen. Einsatzkräfte haben die Abschleppung des Wagens veranlasst.
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