Wütende Kundenreaktionen auf Prospekt „Gegen Nazis“ – Edeka-Marktbetreiber macht Rückzieher
Auf unliebsame Weise Bekanntschaft mit den Tücken des woken Kapitalismus machen musste kürzlich der Einzelhandelsunternehmer Peter Simmel. Der gebürtige Bayer, der jetzt in Chemnitz lebt, betreibt seit 1990 hauptsächlich in den neuen Bundesländern Edeka-Filialen.
Offenbar unter dem Eindruck derzeitiger Massendemos wollte Unternehmer Simmel auch ein Zeichen setzen. Er versah seinen aktuellen Wochenprospekt für Sachsen und Thüringen, wo er insgesamt mehr als 20 Filialen betreibt, mit einem politischen Bekenntnis. Sichtbar auf der Titelseite prangte der Schriftzug „Für Demokratie – gegen Nazis“. Im Einzugsbereich der vier bayerischen Filialen erschien der Prospekt nicht.
Diffamierung von Teuerung betroffener Kunden und protestierender Bauern?
Nicht überall schien das Bekenntnis auf Zustimmung zu stoßen. Zahlreiche Kunden äußerten Zweifel daran, dass sich das Statement ausschließlich gegen Personen richten sollte, die tatsächliche Sympathien für den Nationalsozialismus hegen.
Stattdessen wurde vielerorts der Verdacht laut, Simmel wolle sich an Versuchen beteiligen, Bürger zu dämonisieren, die offen ihre Kritik an der Regierungspolitik äußern. Angesichts der hohen Teuerungsrate gerade bei Lebensmitteln, die Kunden zu spüren bekommen, könnte die Sensibilität besonders groß gewesen sein.
Außerdem stand Edeka zusammen mit anderen großen deutschen Handelsketten wiederholt im Verdacht, Bauern niedrige Preise abzuverlangen. In Zeiten bundesweiter Bauernproteste gegen die Ampelpolitik erachteten es einige Social-Media-Nutzer auch als taktlos, sich mit Demonstrationen zu solidarisieren, zu denen vor allem das Umfeld der Regierungsparteien aufruft.
Simmel zieht Prospekt zurück und erklärt sich
Wie die „Sächsische Zeitung“ berichtet, gab es Boykottaufrufe gegen die Simmel-Märkte. In der Hauptfiliale am Wiener Platz in Dresden haben sich Anhänger der als rechtsextremistisch geltenden „Freien Sachsen“ zu einem Flashmob verabredet. Sie füllten Einkaufswägen – und ließen diese anschließend stehen.
Mittlerweile hat Simmel seine Bekenntnisaktion zurückgezogen. Auf der Website des Unternehmens ist der Prospekt ohne den Schriftzug eingestellt. Simmel selbst veröffentlichte auf der Seite und in sozialen Medien Stellungnahmen. In diesen bringt er sein Bedauern darüber zum Ausdruck, dass sich auch Menschen durch die Bezeichnung „Nazis“ angesprochen fühlten, die lediglich die Regierungspolitik ablehnten.
„Nur weil man gegen die jetzige Regierung ist, ist man selbstverständlich nicht automatisch ein Nazi“, erklärte Simmel. Auch er selbst sei mit dieser nicht einverstanden:
Meiner Ansicht nach wertschätzt die jetzige Regierung nicht die Menschen, welche unser Land am Laufen halten.“
Das Land brauche eine Regierung, die dies täte. Sein Bekenntnis zur Demokratie und gegen Personen, die tatsächlich eine nationalsozialistische Diktatur anstrebten, bleibe jedoch aufrecht.
Als der Nazi-Vorwurf Edeka wegen einer von diesem verbotenen Schriftart einholte
Mit seiner Stellungnahme handelte sich Simmel allerdings erneut einen Shitstorm ein. Nun sind es vor allem woke Social-Media-Nutzer, die dem Unternehmer vorwerfen, „kein Rückgrat“ zu haben. Aus ihrer Sicht hätten Menschen, die sich durch die Bezeichnung als „Nazis“ angesprochen fühlten, auch Grund dazu.
Politische Haltungsbekundungen durch Unternehmen sind in jüngerer Zeit alltäglicher geworden. Anders als in den USA, wo woke Bekenntnisse drastische Umsatzeinbußen wie im Fall von Budweiser oder Disney zur Folge haben können, sind sie in Deutschland üblicherweise weniger risikoreich.
Im Fall von Edeka meinen Kritiker jedoch, dass sich die Einzelhandelsgruppe mit Statements wie jenem auf dem Simmel-Prospekt auch selbst auf dünnes Eis begebe. Immerhin ist vor nicht allzu langer Zeit ein Unternehmen der Gruppe selbst in Hamburg wegen Diskriminierung einer muslimischen Bewerberin auffällig geworden.
In Greifswald handelte sich ein Edeka-Kaufmann selbst einen „Nazi“-Vorwurf ein – Grund war die Verwendung einer Fraktur-Schriftart. Diese wollten woke Social-Media-Nutzer als „Nazi-Schrift“ erkannt haben. Tatsächlich wurde Frakturschrift als „Schwabacher Judenlettern“ 1941 aus ideologischen Gründen verboten.
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