Wochenrückblick (Teil 3): Britisches Start-up lädt E-Auto in 4,5 Minuten
Von einem verdienten Euro bleiben 47 Cent
Deutsche Steuerzahler müssen auch 2024 wieder mehr als die Hälfte ihres Einkommens an den Fiskus abtreten. Der „Steuerzahlergedenktag“ ist der 11. Juli – also der Tag im Kalender, bis zu dem die Beschäftigten nicht für die eigene Tasche, sondern für öffentliche Kassen arbeiten. Die durchschnittliche Belastung beträgt 52,6 Prozent: Steuern aller Art wie die Grundsteuer, Mehrwertsteuer, Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung. Einbezogen sind auch Quasisteuern, denen keiner ausweichen kann, wie die Rundfunkgebühren und die CO₂-Abgaben auf Kraft- und Heizstoffe. Für Singles ist diese Quote im europäischen Vergleich nur in Belgien höher, für Familien in Belgien und Frankreich.
Gegen einen ESC in Bern und Biel
Die Schweizer Städte Bern und Biel haben sich darum beworben, den Eurovision Song Contest (ESC) 2025 auszutragen. Mittlerweile wehren sich Politiker und zwei Parteien mit einem Referendum dagegen: für die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) ist der Musikwettbewerb zu umstritten, für die Schweizerische Volkspartei (SVP) zu teuer. In der EDU ist davon die Rede, dass bisherige Beiträge Antisemitismus tolerieren und Okkultismus praktizieren. Das führe zu einem massiven Sicherheits- und Reputationsrisiko. Es ist von Sicherheitskosten in Höhe von circa 30 Millionen Franken die Rede, die der Steuerzahler aufbringen soll. Doch Berns Kassen sind leer und eine Steuersenkung in Vorbereitung. Der Stadtrat bewilligte mit knapper Mehrheit bereits einen Kredit von sieben Millionen Franken für den ESC. Für das Referendum sind 10.000 Unterschriften nötig.
Chemieindustrie: Exportmodell am Ende
Die Halbjahresbilanz der Chemieindustrie zeigt ein gemischtes Bild. Mehr Bestellungen ließen die Produktion im ersten Halbjahr um 3 Prozent steigen, doch sie blieb immer noch 11 Prozent unter dem Niveau von 2021. Der Branchenumsatz von Chemie und Pharma erreichte im ersten Halbjahr rund 112 Milliarden Euro, etwa 1 Prozent weniger als 2023. Hauptgrund dafür waren die um 4 Prozent gesunkenen Erzeugerpreise. Viele Basischemikalien sind wegen hoher Strom- und Ölpreise im Export „nicht mehr wettbewerbsfähig“. Die größten Hindernisse: neue Regelungen, Bürokratie, hohe Energiepreise, schwache Auftragslage. Die Folge: Unternehmen flüchten ins Ausland. Investitionen im Inland sanken um 2 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro, während sie im Ausland um 8 Prozent auf rund 12 Milliarden Euro stiegen. „Wir haben zwar die Produktion hochgefahren, unsere Anlagen laufen aber seit über zweieinhalb Jahren nicht rentabel“, sagt VCI-Präsident Markus Steilemann. Das Exportmodell Grundchemikalien für Deutschland sei an das Ende seiner Lebenszeit gekommen.
Termitenhügel – seit 34.000 Jahren bewohnt
Wissenschaftler der Universität Stellenbosch haben in Südafrika die ältesten bewohnten Termitenhügel der Welt entdeckt. Seit 34.000 Jahren leben die Insekten der Spezies Microhodotermes viator in den auf afrikaans genannten „heuweltjies“. Dem Alter auf die Spur kamen die Forscher um Dr. Michele Francis von der Abteilung für Bodenkunde zufällig, sie suchten eigentlich eine Erklärung für salziges Grundwasser in Südafrika. Die ersten Messungen des organischen Kohlenstoffes ergaben ein Alter von 13.000 bis 19.000 Jahren. Im Anschluss datierten sie den anorganischen Kohlenstoff in Form von Karbonat und kamen auf bis zu 34.000 Jahre. Doch die alten „Wohnhäuser“ sind mehr als nur kurios, denn in ihnen ist ein Teil der afrikanischen Geschichte gespeichert. So zeigen die Hügel, dass es während ihrer Entstehungszeit in der Region deutlich mehr Niederschläge gab als heute, was dazu führte, dass sich Mineralien wie Kalzit und Gips auflösten und das Grundwasser versalzten.
Seegang auf dem Titan
Der größte Mond des Saturn, Titan, beherbergt neben der Erde als einziger Himmelskörper des Sonnensystems aktive Flüsse, Seen und Meere – gefüllt mit flüssigem Methan und Ethan. 2007 bestätigte die NASA-Sonde Cassini das Vorhandensein dieser „Wasserflächen“. Seither stellt sich die Frage, ob es dort auch Wellen gibt. Obwohl sie keine Sternenwissenschaftler sind, konnten Geologen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) diese Wogen nun glätten: Statt der Meere selbst betrachteten sie Titans Küstenlinien, ihre Form und ihre Entstehung. Sie passen sehr gut zu Erosion durch Wellen, was irdische Beobachtungen vergleichbarer Küstenformen bestätigten. Eine direkte Beobachtung der titanischen Wellen steht weiterhin aus.
Autobatterie in 4,5 Minuten aufgeladen
Nyobolt, ein britisches Start-up, möchte die E-Mobilität beschleunigen – genauer gesagt den Ladevorgang. In einem Demonstrationsfahrzeug luden sie die 35-kWh-Batterie binnen vier Minuten 37 Sekunden von 10 auf 80 Prozent. Damit unterboten sie zwar die 20 Minuten, die ein Tesla zum Laden braucht, allerdings ist dessen Batterie etwa dreimal so groß, wodurch der Zeitvorsprung schrumpft. Mit einer entsprechenden Ladestation – Nyobolt verwendete einen 350-kW-Schnelllader – könne man Batterien etwa doppelt so schnell laden wie bisher, so es genug Rohstoffe für die neuen Akkus gibt. Eine Schlüsselrolle komme dabei Niob zu, einem sogenannten Übergangsmetall. Derzeit arbeite man mit acht Autoherstellern an einer möglichen Integration der Technik. Im Lkw-Bereich forscht man indes an noch weitaus stärkeren Ladestationen im Megawatt-Bereich.
Monotone Musik, simple Liedtexte
Nachdem kürzlich Forscher herausgefunden haben, dass Liedtexte in den letzten 40 Jahren immer einfacher geworden sind, ist nun die nächste musische Beurteilung da: Auch die Melodien werden immer monotoner. Dies geht aus einer Analyse der jährlichen Top 5 der US-amerikanischen Billboard-Charts hervor. Die beiden Forscher Madeline Hamilton und Marcus Pearce stellten fest, dass die Komplexität der Songrhythmen und Tonhöhenarrangements seit 1950 immer weiter abnahm. Gleichzeitig nahm jedoch die durchschnittliche Anzahl der pro Sekunde gespielten Noten zu. Gründe für die Veränderung in der Musikwelt könnten laut den Forschern neu aufkommende Musikgenres sein sowie ein stärkerer Fokus auf andere musikalische Elemente oder die Klangqualität.
Erste römische Bierbrauerei in Italien gefunden
Eigentlich sind die Römer für den Genuss von Wein bekannt. Doch Archäologen haben überraschend die Überreste einer römischen Bierbrauerei in der Region Macerata entdeckt – die erste ihrer Art in Italien. Neben der Brauerei konnten die Archäologen zudem eine große römische Villa freilegen. Die Forscher gehen davon aus, dass diese einst die Heimat von eingewanderten, bekanntlich bierliebenden Galliern war. So besetzte im 4. Jahrhundert vor Christus ein keltischer Stamm, der aus dem heutigen Frankreich stammte, große Teile der Region – unter anderem Macerata. Die Villa und die Brauerei könnten daher in Tradition der Vorfahren und der keltischen Kultur gebaut und weitergeführt worden sein.
Mächtige Überschwemmungen des Nils
Wie reagiert der längste Fluss der Welt – der Nil – auf höhere Temperaturen sowie sehr trockene oder sehr nasse Zeiten? Jene Frage stellte sich ein Forscherteam um Cécile Blanchet von Deutschen GeoForschungsZentrum in Potsdam und suchte Antworten in nordafrikanischen Bohrkernen. Diese umfassen Sedimente aus 1.500 Jahren, die während einer großen Feuchtperiode abgelagert wurden. Sie zeigen, dass feuchteres Klima zu sehr starken, aber auch schwachen Überschwemmungen und einem äußerst instabilen Flusssystem geführt hat, wodurch das Niltal möglicherweise vor 11.000 bis 6.000 Jahren kurzzeitig unbewohnbar wurde. Gleichzeitig unterlagen diese bereits ähnlichen zyklischen klimatischen Einflüssen wie heute – wie etwa El Niño. Laut den Forschern könnten derartige Hochwasser vorhersehbar werden und künftig viele Menschenleben retten.
93 Liter pro Kopf
Als Durstlöscher an heißen Tagen sind hierzulande auch zuckerhaltige Erfrischungsgetränke beliebt. So wurden im Jahr 2023 in Deutschland 7,76 Milliarden Liter Cola, Limonade, Saftschorlen oder Energydrinks produziert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Den größten Anteil haben demnach Cola, -mischgetränke und Limonaden mit über 5,5 Milliarden Litern (71 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Produktion um sechs Prozent gestiegen, bezogen auf 2013 jedoch nahezu unverändert (+0,3 Prozent). Indes gibt es heute dreimal so viel „light“-Getränke wie vor zehn Jahren. Umgerechnet beträgt die Produktion rund 93 Liter pro Kopf. Wie viel tatsächlich davon in den Köpfen und Mägen der Deutschen verschwunden ist, zeigt die Statistik nicht.
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