Wochenrückblick (Teil 2): Käsezoll auf der Autobahn A96
Zur Abschreckung 1: Klassische Musik
Finnland hat alljährlich Schwierigkeiten mit jungen Menschen, die das Ende ihrer Schulzeit feiern. Lautstark, müllreich und ohne Grenzen. Die Polizei in Espoo greift zu einer unkonventionellen Methode: Sie spielt an jenem Tag zwischen 18:30 und 23:30 Uhr klassische Musik über zwei große Lautsprecher am Strand in Haukilahti ab, um den beliebten Strand von Jugendlichen frei zu halten. Die „Vier Jahreszeiten“ (Vivaldi), „An der schönen blauen Donau“ (Strauss) und das „Ave Maria“ von Schubert standen dieses Jahr auf dem Spielplan. Die Polizei führte diese Methode vor sechs Jahren ein und sie funktioniert so gut, dass seitdem jedes Jahr Klassik gespielt wird. Ziel ist in erster Linie, dass die Jugendlichen nicht ins Wasser gehen.
Rettungsaktion mit vielen Händen
Als Mitte April in der Alten Börse in Kopenhagen ein Brand ausbrach, wurde etwa die Hälfte des Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert zerstört. Darunter auch der berühmte Drachenturm. Mittlerweile ist klar, dass die vielen Mutigen, die einfach zupackten und Gemälde, Skulpturen und andere wichtige Gegenstände des dänischen Kulturerbes aus den Flammen holten, mehr als 90 Prozent der Kulturgüter retten konnten. Jakob Engel-Schmidt, Kulturminister von Dänemark benannte sie als „Feuerwehrleute, Angestellte und Freiwillige, die gerade auf der Straße waren“. Die mehr als 350 Artefakte und Gemälde werden nun in einem klimatisierten Lagerhaus des Nationalmuseums in Vinge bei Frederikssund sicher gelagert. Das Gebäude im Stil der Renaissance soll wieder aufgebaut werden.
„Fliegende Dachdecker“
Oft werden älteren Hausbesitzern Dienstleistungen wie Dachrinnenreinigung, Dachreinigungen, Dachinspektionen und andere handwerkliche Dienstleistungen direkt an der Haustür angeboten. Schließlich sind hohe Summen, meist bar und ohne Rechnung, fällig. Ende Mai haben Ermittler ein mutmaßlich illegales Firmennetzwerk „fliegender Dachdecker“ ausgehoben, das derartige Dienste angeboten hat. 590 Zollbeamte, unterstützt von mehreren Hundert Polizeibeamten und Spezialkräften durchsuchten Geschäftsräume und Wohnungen im Raum Osnabrück, Hamburg, Berlin und Leer. Zwei Jahre dauerten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Osnabrück und dem Hauptzollamt Osnabrück. Beweismaterial wurde sichergestellt, auch sieben Schusswaffen. 36 Personen stehen bisher in Verdacht, darin verwickelt zu sein – mit einer Vielzahl weiterer Auftragnehmer. Die Anschuldigungen lautet auf gewerbsmäßigen Betrug zu Lasten der Sozialkasse des Dachdeckerhandwerks sowie Vorenthaltung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt.
Käsezoll auf der Autobahn A96
900 Kilogramm Käse für 5.300 Euro: Zollbeamte aus Lindau überprüften am 31. Mai einen Kleintransporter voller Käse aus der Schweiz. Zollpapiere hat der 41-jährige Käser nicht, er gab an, dass dies seine erste Lieferung nach Deutschland sei und davon ausginge, dass der Empfänger sich um die Steueranmeldung kümmern würde. Die Zöllner klärten ihn über die Lage auf – und versteuerten daraufhin die insgesamt 900 Kilogramm Käse mit rund 2.800 Euro. Zudem erhoben sie 2.500 Euro als Bußgeld. Beides zahlte der Käser vor Ort. Nachdem ein hinzugerufener Veterinär die bei Lebensmitteln notwendige Freigabe erteilte, konnte der Mann seine Fahrt fortsetzen. Mit dem Käse.
Gegenveranstaltung zu Olympia
Kurz vor den Olympischen Sommerspielen führt Moskau eigene Sportspiele durch. In der russischen Stadt Kasan tragen die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) vom 11. bis 24. Juni 2024 die „Future Games“ und die „BRICS Games“ Kasan aus. Angemeldet haben sich für die Wettkämpfe rund 5000 Sportler aus 97 Ländern, die in 27 Sportarten um Medaillen ringen. Darunter sind traditionelle Sportarten sowie eSports-Wettbewerbe. Am 22. Juni treffen sich gleichzeitig die BRICS-Sportminister in Kasan, angesagt haben sich Minister aus China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten, Äthiopien, dem Iran, Indien, Südafrika und Brasilien. Laut dem Internationalen Olympischen Komitee verstößt Russland mit den BRICS-Sportspielen gegen die Olympische Charta und missachtet die Integrität von Sportwettkämpfen. In Paris dürfen russischen Sportler nur als „neutrale Athleten“ antreten, Mannschaften nicht. Die russische Flagge ist verboten, auch die Hymne und staatliche Symbole.
Dünnste Linse der Welt
Seit Jahrtausenden verwenden wir Linsen, um die Bewegungen von Planeten und Sterne zu studieren, winzige Organismen zu erkennen oder unser Sehvermögen zu verbessern. Diese sind meist aus Glas und gekrümmt, um Licht zu beugen und zu bündeln. Nun haben Physiker der Universität Amsterdam und Kollegen mithilfe von Quanteneffekten eine flache Linse aus Wolframdisulfid hergestellt. Mit 0,000.000.6 Millimetern – also 0,6 Nanometern – ist diese zudem hauchzart und nur so dick wie drei Atome. Doch wofür dieser Aufwand? Die Forscher wollen derartige Linsen zukünftig für Augmented Reality-Brillen verwenden. „Die Linse kann in Anwendungen eingesetzt werden, bei denen die Sicht durch die Linse nicht gestört werden soll, aber ein kleiner Teil des Lichts zum Sammeln von Informationen abgegriffen werden kann“, so die Forscher.
Zur Abschreckung 2: Die Ostgrenze befestigen
Polen plant, 2,4 Milliarden Euro zur Befestigung seiner Grenzen zu Weißrussland und Russland auszugeben. Geplant sind unter anderem Bunker, Minenfelder, Hindernisse zur Panzerabwehr, Satellitenüberwachung, Wärmebildkameras und Anti-Drohnen-Systeme. Die Pläne werden mit Litauen, Lettland und Estland koordiniert. Das NATO-Projekt heißt offiziell „East Shield“, manchmal auch „Tusk Line“ genannt. Die Arbeiten sollen bis 2028 abgeschlossen sein und 700 Kilometer Grenze umfassen. Ende Mai kündigte Polen zudem die Wiedereinführung einer Sperrzone an Teilen der Grenze zu Weißrussland an, nachdem ein Migrant einen Soldaten erstochen hatte. Auch die Maßnahmen verstärkt, die verhindern sollen, dass Migranten die Grenze überqueren, werden ausgeweitet.
„Opa-Langbeine“ aus der Grube
Dank ihrer langen Beine tragen sie viele Namen wie Geist, Habermann, Mähder, Schneider, Schuster oder Waldschreit. Am bekanntesten sind sie jedoch unter dem Namen Weberknecht und lassen Menschen mit Spinnenphobie schnell das Weite suchen. Tatsächlichen besitzen die kleinen Krabbeltiere eine schillernde Vergangenheit. Dies zeigen mehrere Fossilien von 48 Millionen Jahre alten, sogenannten „Opa-Langbeinen“ aus der Grube Messel bei Darmstadt. Ein Blick mit dem Mikroskop offenbarte nämlich eine große glänzende Platte, die die Rückseite des Spinnenhinterleibs bis heute ziert. Schimmernde Weberknechte leben heute in Regenwäldern, was die Einordnung als subtropisches bis tropisches Waldgebiet unterstützt. Die Grube Messel ist eine der bedeutendsten Fossilfundstellen Deutschlands und berühmt für ihre reiche Flora und Fauna, darunter spektakuläre Wirbeltiere wie Urpferde und Krokodile.
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