Wochenrückblick (Teil 2): Blaues Wunder in der Eifel

20 Hightechfunktionen in der Windschutzscheibe eines Autos – Reparaturen werden teuer. Adele unterbrach ein Konzert für eine Übertragung von den Olympischen Spielen. Und ein 15-Jähriger steuerte einen Linienbus. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten, Teil 2
Titelbild
Ein blauer Saphir – die in Flüssen der Eifel gefundenen Saphire sind viel kleiner.Foto: V&G Studio/iStock
Von 10. August 2024

15-Jähriger steuert Linienbus

Bremen hatte jüngst einen neuen Busfahrer – zumindest einige Minuten. Ein 15-Jähriger gab sich als Praktikant des Busunternehmens aus und bewies dies mit detailliertem Wissen gegenüber einem regulären Busfahrer. Der Jugendliche begleitete jenen dann auf seiner Tour. Beim Fahrerwechsel wurde er als neue Aushilfe vorgestellt und blieb im Bus, sagt die Polizei. Nach dem Fahrtende kehrte er heimlich zum Bus zurück und machte sich selbst auf die Fahrt mit dem Linienbus. Er setzte sich ans Steuer, fuhr los, nahm Passagiere mit, die von einer normalen Fahrt ausgingen. Derweil bemerkte der echte Busfahrer den Diebstahl und alarmierte die Polizei. Der Bus war schnell gefunden und gestoppt. Der junge Busfahrer, ein Autist, wurde seinem Vater übergeben. Er wollte „seine Begeisterung für Fahrzeuge und Technik ausleben“.

Live aus Paris beim Adele-Konzert

Adele unterbrach ihr Konzert in München am 3. August 2024 – um das Finale des 100-Meter-Sprints der Frauen bei den Olympischen Spielen in Paris zu übertragen. Fünf Minuten vor 21 Uhr stoppte sie ihren Auftritt und überließ den Sprinterinnen die Videoleinwand. Dies geschah vor etwa 80.000 Zuschauern, die sich für das Konzert versammelt hatten. Die Sängerin hatte bereits bei ihrem ersten Konzert angedeutet, dass sie eine besondere Verbindung zu diesem Rennen hat. Adele sprach von ihrer Unterstützung für die amerikanische Sprinterin Sha’Carri Richardson, sie wurde Zweite. Julien Alfred aus St. Lucia gewann die Goldmedaille und schrieb damit Geschichte. Es war die allererste Medaille für den Inselstaat in der Karibik bei Olympia überhaupt.

100-Meter-Lauf der Frauen: Gold (m) für Julien Alfred vom Team Saint Lucia, Silber (r) Sha’Carri Richardson vom Team USA und Bronze (l) für Melissa Jefferson (L) vom Team USA feiern nach dem Finale der Frauen im Stade de France am 3. August 2024 in Paris, Frankreich. Foto: Patrick Smith/Getty Images

Hightech in der Windschutzscheibe

Seit Kurzem sind Spurhalte- und Notbremsassistenten in neuen Autos in Europa Pflicht. Für die Windschutzscheibe bedeutet das mindestens eine Kamera am Rand der Windschutzscheibe samt eigener Heizung, damit im Winter hier die Scheibe eisfrei bleibt. In modernen Windschutzscheiben sind mittlerweile bis zu 20 Funktionen eingebaut – von Heizungen, Regensensoren, GPS-Antennen, Mobilfunkverbindungen bis hin zu Head-up-Displays. Gerade bei diesen auf einer Folie basierten virtuellen Symbolen im Sichtfeld geht die Entwicklung rasant vorwärts – die Preise auch. Zukünftig könnte es Displays geben, die fast die gesamte Frontscheibe einnehmen und Fahrer und Beifahrer unterschiedliche Informationen geben. Während der Beifahrer einen Film anschaut, erhält der Fahrer Navigationshinweise. Der Nachteil: Diese Hightechwindschutzscheiben sind kaum noch reparierbar. Beim Tesla 3 sind es bis zu 1.680 Euro den Einbau, einschließlich der nachfolgenden Neukalibrierung der Software. Den Versicherungen schwant Übles.

Blaues Wunder in der Eifel

Auch wenn Saphire chemisch nur aus Korund, einem „verunreinigten“ Aluminiumoxid, bestehen, zählen sie zu den kostbarsten Edelsteinen. Weltweit lassen sich die blauen Kristalle in Verbindung mit siliciumarmen vulkanischen Gesteinen finden. Das trifft jedoch nicht auf die Saphire zu, die in der Eifel zu finden sind. In jenem Vulkangebiet sind die Schmelzen arm an Siliciumdioxid, aber reich an Natrium und Kalium. Wissenschaftler der Universität Heidelberg untersuchten 233 Saphire und Saphirsplitter der Eifel. Anhand der Altersbestimmung konnten sie zeigen, dass diese zeitgleich mit dem Vulkanismus entstanden sind. Das steht im Gegensatz zu der bisherigen Annahme, dass sie unter sehr hohem Druck und sehr hohen Temperaturen aus ehemaligen tonigen Sedimenten gebildet wurden und die Vulkane lediglich als „Fahrstuhl“ benutzt haben. Gefunden wurden sie in der Eifel meist in den Sedimenten der Flüsse – herausgespült mit einer Goldwaschpfanne.

Die Silhouette einer Dirigentin, im Hintergrund die Kirche San Miguel in Brihuega, Spanien. Foto: RA fotografia/iStock

Roboter.Sinfonie

Gibt es einen Dirigenten, der den Takt perfekt und fehlerfrei anzeigt? Die Dresdner Sinfoniker haben vor, mit einem Roboter als Dirigenten zu arbeiten. Genau genommen sind es drei Roboterarme, trainiert von der TU Dresden, die den Musikern den Weg weisen sollen. Den ersten Teil des Konzertabends wird Michael Helmrath dirigieren. Danach übernimmt der Roboter, geplant ist für diesen die Uraufführung von „Quadrata Nodum“ von Wieland Reissmann. Das Werk ist von einem Menschen nicht dirigierbar, da „sich überkreuzende Tempi“ enthalten sind. Ein Teil der Musiker beginnt langsam und wird schneller, die anderen fangen schnell an und verlangsamen sich. Das Konzert „Roboter.Sinfonie“ findet zum 25-jährigen Bestehen des Ensembles am 12. und 13. Oktober im Festspielhaus Hellgrau statt.

Pinke Seegurken und Napfschnecken

Pinke Seegurken und runzlige, auf Methanschloten lebende Napfschnecken: Ein internationales Forscherteam unter deutscher Beteiligung hat elf neue Arten in den Weltmeeren beschrieben. Laut der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine der neu beschriebenen Arten eine pinke Seegurke (Psychropotes buglossa), die in den Tiefen des Atlantiks vorkommt. Eine kleine runzlige Napfschnecke wiederum lebt in Hydrothermalquellen in der Tiefsee, wo es bis zu 400 Grad Celsius heiß werden kann. Ein kleines Krebstier war bislang nur durch mysteriöse Löcher bekannt, die das Tier im Meeresboden hinterlässt. Forscher gaben ihm – um seine Liebe zum Graben zu betonen – den Namen Cunicolomaera grata, was so viel wie Lieblingshöhle bedeutet.

Mit orangener Farbe versuchten Aktivisten der Klimaschutzgruppe Letzte Generation beim Marathon in Berlin auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Ob jetzt auf den Straßen viele orangene Schuhabdrücke zu sehen sind?

Mit oranger Farbe versuchten Aktivisten der „Letzten Generation“ beim Marathon in Berlin 2023 Aufmerksamkeit zu erregen. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

„Letzte Generation“ Österreich hört auf

In Österreich hat die „Letzte Generation“ das Ende ihrer bisherigen Protestaktionen verkündet. Zur Begründung hieß es: „Wir sehen keine Perspektive für Erfolg mehr.“ Die Gruppe forderte, dass der Klimaschutz als Grundrecht in der Verfassung verankert werden sollte. Der österreichischen Regierung warfen die Aktivisten „komplette Inkompetenz“ in den vergangenen zwei Jahren vor. Auch die Bevölkerung habe sich „für die fossile Verdrängung entschieden“. Die restlichen finanziellen Mittel würden zur Deckung der „Kosten von Kriminalisierung und Ermittlungen“ verwendet. Insgesamt wurden Teilnehmer der Gruppe seit 2023 mehr als 1.060-mal festgenommen und ernteten österreichweit 230 Straf- sowie 3.990 Verwaltungsanzeigen. Die „Letzte Generation“ Deutschland zieht nach eigenen Angaben keine ähnlichen Schritte in Erwägung.

 

 



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