Wochenrückblick: Digitaler Personalausweis und Geld binnen zehn Sekunden – in neun Monaten (Teil 1)
Digitaler Perso für alle überall in der EU
Wer den elektronischen Personalausweis (eID) nutzt, soll sich damit künftig überall in der EU ausweisen und Dokumente unterzeichnen können. Das EU-Parlament stimmte am 29. Februar für ein EU-weites System, das digitale Ausweispapiere aus allen Mitgliedsländern auslesen können soll. In der digitalen Brieftasche sollen neben dem Personalausweis auch Dokumente wie den Führerschein, die Krankenkassenkarte oder Zeugnisse speichern können. Die EU will ein eigenes System aufziehen, damit Nutzer sowie Behörden nicht auf private Anbieter zurückgreifen müssen, die sensible Daten verarbeiten und weitergeben könnten. In Belgien oder Estland ist der digitale Personalausweis bereits Standard.
Geld binnen 10 Sekunden
Eine neue EU-Verordnung sieht vor, dass Banken Sofortüberweisungen unabhängig vom Tag oder der Uhrzeit ihres Eingangs sofort bearbeiten müssen, damit das Geld in weniger als zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers eingeht. Dies gilt nicht nur für Überweisungen innerhalb desselben Landes, sondern auch in einen anderen EU-Staat. Die Kosten dürfen nicht höher sein als der Preis für eine normale Überweisung in Euro. Banken und Zahlungsdienstleister werden außerdem verpflichtet, zu prüfen, ob ihre Kunden sanktioniert sind oder Maßnahmen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung unterliegen. Die Umsetzung erfolgt jedoch stufenweise, Staaten mit dem Euro als Währung müssen dies binnen neun (Empfang der Überweisungen) und 18 Monaten (Ausführung) ermöglichen.
Renaturierungsgesetz bei EU angenommen
Eine knappe Mehrheit aus Grünen, Sozialdemokraten und Teilen der Liberalen und Konservativen stimmte für das sogenannte „Gesetz zur Wiederherstellung der Natur“, mit dem die EU die Umweltzerstörung zurückdrehen will. Damit sind EU-Länder verpflichtet, bis 2030 mindestens je 20 Prozent der Flächen und Meeresgebiete wiederherzustellen und bis 2050 alle bedrohten Ökosysteme. Bauernverbände warnten, das Gesetz gefährde die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und die Ernährungssicherheit. Abgeordnete der Europäischen Volkspartei (EVP) um CDU und CSU stimmten mehrheitlich gegen das Gesetz. Landwirte sind entsetzt und befürchten Verbote und Regeln, die im schlimmsten Fall die Nutzung von Flächen unwirtschaftlich machen.
Ein Fischchen mit 140 Dezibel
Ein gut ein Zentimeter kleiner Fisch kann Lautstärken vergleichbar mit einem Düsentriebwerk beim Flugzeugstart erzeugen. Die transparenten Fischchen der Art Danionella cerebrum verfügen über einen besonderen Schallerzeugungsapparat, der es auf mehr als 140 Dezibel bringen kann, so die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Ein Team untersuchte die in flachen und trüben Gewässern Myanmars heimischen Fische mit einer Kombination aus Hochgeschwindigkeitsvideos, Mikrocomputertomografie, Genexpressionsanalysen und mathematischen Verfahren. Dabei zeigte sich, dass die Männchen mit einem Trommelknorpel, einer speziellen Rippe und einem ermüdungsresistenten Muskel ausgestattet sind. Es schießt den trommelnden Knorpel mit erheblichen Kräften „auf die Schwimmblase, um einen schnellen, lauten Impuls zu erzeugen“, erklärte Forscher Ralf Britz. Aneinandergereiht erzeugen diese Impulse Rufe. Die Studie erschien im Fachjournal PNAS.
Luxus
Kubas Exporte an Zigarren haben 2023 stark zugelegt. Der einzige Zigarrenexporteur des Landes, das Unternehmen Habanos, verkündete zum Start des jährlichen Zigarrenfestivals in Havanna eine Zunahme um 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erreicht wurde ein Umsatz von 721 Millionen Dollar (rund 664 Millionen Euro). Die Branche profitiert von einem Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Luxusgütern. Für Habanos, ein Joint Venture zwischen dem kubanischen Staat und dem in Spanien ansässigen Unternehmen Tabacalera, blieb China der wichtigste Markt für kubanische Zigarren. Es folgen Spanien, die Schweiz, Deutschland und Großbritannien. Der nordamerikanische Markt – weltweit der wichtigste für Zigarren – ist seit dem US-Handelsembargo von 1962 blockiert. Daneben führt das Land noch Nickel, Fisch und Meeresfrüchte sowie Impfstoffe und andere medizinische Produkte aus.
IT-ler und Elektro-Ingenieure gesucht
Informatiker, Elektroniker, Elektro-Ingenieur oder technischer Systemplaner: Bis 2027 wird die Zahl der Beschäftigten in diesen Berufen in Deutschland um knapp 14 Prozent auf über drei Millionen steigen. Trotzdem fehlen dann 128.000 Fachkräfte, so das Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Unternehmen würden deutlich mehr Fachkräfte mit Digitalexpertise nachfragen, als es gebe. „Der Kampf um die klugen Köpfe wird zunehmend zum Nullsummenspiel: Die Fachkraft des einen ist die Lücke des anderen“, so IW-Studienautor Alexander Burstedde. Allein 19.000 Informatiker fehlen, an zweiter Stelle liegen Bauelektriker mit 15.000 offenen Stellen. Die drittgrößte Lücke gibt es bei den Elektrotechnikern mit einem Master- oder Diplomabschluss.
Etwas gesündere Kartoffelchips
Jiming Jiang und David Douches von der Michigan State University haben einen Stoff entwickelt, der Kartoffeln genetisch modifiziert und Chips somit zumindest etwas gesünder macht. Die Bildung des als Acrylamid bekannten Karzinogens beim Erhitzen wird verhindert, heißt es. Während die Lebensmittelindustrie ganzjährig Kartoffelprodukte herstellt, können die Landwirte nur einmal im Jahr ernten. Um die Versorgung sicherzustellen, lagern die Knollen kalt – und werden dabei süßer, da sie Stärke in Zucker umwandeln. Die Forscher haben die Kartoffel nun genetisch so verändert, dass kein Zucker mehr bei niedrigen Temperaturen entsteht.
Nawalny
Der im Straflager ums Leben gekommene Kremlgegner Alexej Nawalny hätte Angaben seines Teams gegen den in Deutschland inhaftierten Tiergartenmörder ausgetauscht werden können. „Nawalny sollte in den nächsten Tagen freikommen, weil wir eine Entscheidung zu seinem Austausch erreicht hatten“, meldet die politische Direktorin des Nawalny-Fonds für die Bekämpfung der Korruption, Maria Pewtschich. Anfang Februar sei Wladimir Putin ein Angebot unterbreitet worden, wonach der im Dezember 2021 in Deutschland verurteilte Tiergartenmörder Wadim K. an Russland übergeben hätte werden können – im Austausch gegen Nawalny und zwei US-Amerikaner. Wadim K. hat 2019 in Berlin einen Exil-Tschetschenen ermordet, er soll den Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen verübt haben. Die Bundesregierung hat sich bisher nicht dazu geäußert. Nawanlys Beerdigung fand am 1. März statt.
Krankentage in Ministerien
Die 355.200 Beschäftigten der Bundesverwaltung waren im Jahr 2022 so lange krankgemeldet wie noch nie seit Erfassung der Daten. Die Zahl der Krankheitstage stieg von 17,2 im Jahr 2021 auf 21,71, wie der Gesundheitsförderungsbericht 2022 des Innenministeriums zeigt. Die längsten Fehlzeiten aller Ämter verzeichnete 2022 die Behörde von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) mit 29,04 Tagen. Es folgte der Bundesrat mit 25,62, der Bundestag mit 24,39, das Verteidigungsministerium mit 24,23, das Innenministerium mit 22,22 sowie das Finanzministerium mit 22,04 Tagen. Die wenigsten Krankentage meldete das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit 11,01 Tagen. Besonders hoch waren die Zahlen im einfachen (34,6 Tage) und mittleren Dienst (26,96 Tage). Im gehobenen (18,92 Tage) und höheren Dienst (11,73 Tage) waren sie niedriger. Beamte waren im Schnitt 21,63 Tage krank, Tarifbeschäftigte 15,46. Die Standorte der Bundesverwaltung umfasst verschiedene Behörden und Einrichtungen, die auf Bundesebene tätig sind – nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Städten wie Bonn, Dresden, Erfurt, Essen, Frankfurt, Halle und Hamburg.
Mörderische Mäuse
Kuaihelani auf Hawaii, ein nationales Wildschutzgebiet, ist die Heimat der größten Albatros-Kolonie der Welt und bietet Millionen Nist- und Zugvögeln Brutplätze. Darunter sind auch Mōlī (Phoebastria immutabilis), bekannt als Laysan-Albatrosse, die etwa so groß wie eine Gans sind. Sie nisten alljährlich an fast derselben Stelle und legen nur ein Ei. Auf der Insel gibt es weder Ratten, Katzen noch Mungos – und sie gelten als sicheres Brutgebiet. Besser gesagt, sie galten. 2015 entdeckten Biologen erstmals unerklärbare blutende Wunden an nistenden Mōlī. Wildkameras zeigten die Übeltäter: Hausmäuse (Mus musculus). Sie begannen, Albatrosse anzugreifen und zu töten, indem sie sie bei lebendigem Leibe auf ihren Nestern verspeisen. Sie krabbeln auf den ausgewachsenen Albatrossen herum und begannen, Rücken und Kopf zu fressen. Um die Mäuse auszurotten, wurde im Juli 2023 ein erster Versuch mit dem Nagetiergift Rodentizid unternommen. Allerdings scheinen die Mäuse darauf resistent zu sein, im September wurde der Besuch für erfolglos erklärt. Nun gibt es zwei ungelöste Probleme statt eines: zum einen die gefährdeten Albatrosse, zum anderen resistente Nagetiere.
Harter Winter in der Mongolei
Kälte und Schneefälle haben den Hirten in der Mongolei schwere wirtschaftliche Verluste zugefügt. Mehr als 1,5 Millionen Herdentiere (von insgesamt rund 64 Millionen) sind laut der staatlichen Notstandskommission in diesem Winter bereits verendet. „Dzud“ nennen die Mongolen die Schnee- und Eisperioden, die das Land in den Wintermonaten immer wieder heimsuchen. Das Wetterphänomen sorgt dafür, dass Tiere kein Futter mehr finden, weil die Böden gefroren oder die Weiden von Schnee bedeckt sind. Oft sind die Verluste besonders hoch, wenn ein trockener Sommer vorausgegangen ist, in dem sich die Tiere kein ausreichendes Fettpolster für den Winter anfressen konnten. „Dzud“ kann mit dem Wetterphänomen El Niño in Zusammenhang stehen, da El Niño auch zu Trockenheit in bestimmten Regionen führt. Der diesjährige El Niño, der als recht stark gilt, begann im Jahr 2023, wird bis mindestens April 2024 anhalten. Das Futterproblem führt zu stark steigenden Futterpreisen in der Mongolei.
70 Kilometer ohne Lokführer
In Indien ist ein Güterzug 70 Kilometer ohne Lokführer gefahren. Der mit Kies beladene Zug machte sich an einem Bahnhof in Jammu in Nordindien selbstständig. Dort hatte er für einen Personalwechsel angehalten. Nachdem der Lokführer und sein Assistent ausgestiegen waren, fuhr der Zug auf der abschüssigen Strecke einfach weiter. Um Unfälle zu verhindern, sperrte die Bahn alle Bahnübergänge an der Strecke. Der Geisterzug, der teilweise mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern fuhr, wurde schließlich durch Holzklötze auf den Gleisen zum Stehen gebracht. „Wir haben eine Untersuchung angeordnet“, sagte ein Sprecher der nordindischen Regionalbahn Northern Railways. Bei dem Vorfall kam kein Mensch zu Schaden – doch immerhin raste der Zug vom Bundesstaat Jammu und Kashmir bis nach Punjab.
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