„Wir haben bald den Worst Case“: Personalmangel in Bädern
Vor Beginn der Freibadsaison hat sich der Personalmangel nach Einschätzung des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister erheblich verschärft. „In diesem Jahr wird die Lage noch dramatischer werden“, sagte Verbandspräsident Peter Harzheim der „Deutschen Presse-Agentur“. „Mittlerweile ist es so: Wir haben nicht mal mehr einen Fachkräftemangel, wir haben bald den Worst Case.“ Bundesweit fehlten mindestens 3.000 Fachkräfte in den Bädern.
Harzheim verwies als Grund etwa auf familienunfreundliche Dienstzeiten von Schwimmmeistern und Schwimmmeisterinnen und eine „nicht wertschätzende Bezahlung“. Zudem gingen die geburtenstarken Jahrgänge nun in Rente. „Viele Kollegen sind in den Pandemie-Jahren abgewandert, weil sie Angst hatten um ihren Arbeitsplatz und haben sich anderswo in der Industrie orientiert“, sagte der Präsident.
Er forderte deshalb mehr Anstrengungen bei der Ausbildung. Wenn jedes der bundesweit rund 6.000 Bäder einen Auszubildenden einstellen würde, könnte das Problem gelöst werden. „Dann hätten wir in drei Jahren nach Ende der Ausbildung nicht so ein Desaster. Dann wären wir immer noch nicht aus dem Schneider, aber das Problem wäre etwas gelöst.“
Durchfallquote bei Prüfungen hoch
In Nordrhein-Westfalen, das neben Niedersachsen die meisten Hallenbäder in Deutschland habe, gebe es in diesem Sommer 150 Prüflinge – nach 160 im vergangenen Sommer. „Die Tendenz ist zwar insgesamt steigend, aber wird das Problem jetzt nicht lösen“, vermutete Harzheim. Zudem sei die Durchfallquote bei Prüfungen hoch.
Eine Folge fehlender Schwimmmeister sind dem in Wesseling bei Köln ansässigen Verband zufolge verkürzte Öffnungszeiten von Freibädern, mitunter öffneten Badeanstalten erst gar nicht. Damit das im Sommer in Freibädern verhindert wird, werden händeringend Leute gesucht.
„Dieses Jahr haben wir schon im Winter angefangen, nach Rettungsschwimmern für den Freibadbetrieb zu suchen“, sagte Ralf Becker, Leiter der Bäderbetriebe in Essen. Sportstudenten und Abiturienten wurden zum Beispiel angesprochen, ambitionierte Schwimmer in den Vereinen umworben. 50 Rettungsschwimmer werden in Essen benötigt. „Bislang haben wir durch unsere Bemühungen etwa die Hälfte der Stellen besetzt“, sagt Becker.
Nach Daten der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen gibt es bundesweit mehr als 6.000 Hallen- und Freibäder. Davon seien 2.794 reine Hallenbäder und 2.422 reine Freibäder. In vielen Regionen starten Freibäder im Mai oder je nach Wetterlage in die Saison. Einige wollten bereits zu Ostern öffnen. (dpa)
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