Wieder mehr BAföG-Empfänger – Verbände sehen Nachholbedarf

Im Schnitt bekamen BAföG-Empfänger im letzten Jahr 640 Euro. Doch ist das genug? Und erreicht die Hilfe genug Studenten?
Die Zahl der Bafög-Empfänger ist gestiegen - wenn auch nur leicht. (Archivbild)
Die Zahl der BAföG-Empfänger ist gestiegen – wenn auch nur leicht. (Archivbild)Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Epoch Times5. August 2024

Jahrelang sank die Zahl der Studenten und Schüler, die Unterstützung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz – kurz BAföG – bekamen. Doch nun steigt die Zahl der BAföG-Empfänger wieder, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.

Den Angaben zufolge bezogen 2023 insgesamt 635.600 Menschen die finanzielle Hilfe, im Vergleich zum Jahr 2022 entspricht das einem Zuwachs von 0,9 Prozent. „Damit stieg die Zahl der Geförderten im zweiten Jahr in Folge leicht an, nachdem sie von 2012 bis 2021 jährlich gesunken war“, erklärten die Statistiker. Demnach erhielten 501.400 Studenten sowie 134.200 Schüler BAföG.

Verbände sehen noch keine Trendwende

Das Deutsche Studierendenwerk begrüßt die Entwicklung zwar, sieht darin aber noch keine Trendwende. So habe rund ein Drittel aller Studenten weniger als 800 Euro im Monat zur Verfügung, aber nur 12 Prozent bekämen BAföG.

„Die Studienförderung muss endlich wieder mehr Studierende erreichen, auch aus der unteren Mittelschicht. Dazu ist eine automatische Anpassung der Freibeträge und Bedarfssätze an die Entwicklung von Preisen und Einkommen zwingend notwendig“, so Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks.

Das sieht auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) so und fordert entsprechende Anpassungen. Derzeit gebe es vor dem Bundesverfassungsgericht auch bereits entsprechende Verfahren.

Mehr Frauen als Männer, mehr Geld für Studenten als für Schüler

Wer im vergangenen Jahr BAföG bekam, erhielt im Schnitt einen höheren Betrag als 2022. Die Unterstützung stieg durchschnittlich auf 640 Euro im Monat pro Empfänger, das waren 47 Euro oder 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt wuchsen die BAföG-Gesamtausgaben um 14 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.

Wie bereits in den Vorjahren bekamen mehr Frauen die finanzielle Hilfe. Ihr Anteil lag bei 58 Prozent, der der Männer bei 42 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte aller Empfänger (55 Prozent) erhielten eine Vollförderung.

Laut den Daten wurde für die Förderung von Studenten 2,9 Milliarden Euro (plus 17 Prozent) ausgegeben. Schüler bekamen 526 Millionen Euro (plus 0,9 Prozent). Die Studenten erhielten im Schnitt 663 Euro (plus 52 Euro) im Monat, die Schüler 537 Euro (plus 20 Euro).

28 Prozent aller Geförderten wohnten noch bei Eltern

Dabei habe sich die Förderung teils nicht über das gesamte Jahr gestreckt, hieß es. Und: Die Höhe des individuellen Förderbetrags sei unter anderem abhängig von der Ausbildungsstätte – also ob etwa eine Berufsfachschule oder Hochschule besucht werde und von der Wohnsituation der Empfänger.

28 Prozent aller Geförderten wohnten bei ihren Eltern, allerdings war dieser Anteil bei den Schülern mit 45 Prozent deutlich höher als bei den Studenten (24 Prozent).

Künftig bekommen bedürftige Schüler und Studenten mehr BAföG. Der sogenannte Grundbedarf für Studenten steigt zum kommenden Wintersemester von 452 auf 475, die Wohnpauschale für diejenigen, die nicht mehr bei den Eltern wohnen, von 360 auf 380 Euro. Zusammengerechnet gibt es also eine Anhebung von 812 auf 855 Euro. Mit der Reform werden auch die BAföG-Sätze für Schüler angehoben. Für sie greift die Erhöhung bereits zum Beginn des neuen Schuljahres.

Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) wurde 1971 eingeführt. Umgangssprachlich steht der Name des Gesetzes inzwischen für die eigentliche Geldleistung. Aus dem anfangs reinen Zuschuss ohne Rückzahlung wurde später zunächst ein Volldarlehen. Seit 1990 gilt die Regel: Eine Hälfte gibt’s geschenkt, die andere muss zurückgezahlt werden. (dpa/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion