Wie weit sind die humanoiden Optimus-Roboter von Elon Musk?
Tesla-Chef Elon Musk hat am vergangenen Donnerstag das seit Langem angekündigte Robotaxi des Elektroautoherstellers vorgestellt. Das Fahrzeug mit dem Namen „Cybercab“ hat zwei nach oben öffnende Flügeltüren. Es sieht aus wie ein Coupé auf Basis des Tesla-Bestsellers Model 3. Außerdem zeigte Musk bei der Präsentation in Los Angeles seinen futuristisch aussehenden, selbstfahrenden Mini-Bus „Robovan“, in den bis zu 20 Personen passen. Die eigentlichen Stars der Veranstaltung auf dem Gelände des Hollywood-Studios Warner Bros. aber waren Teslas Optimus-Roboter.
Mehrere der humanoiden Tesla-Roboter liefen zwischen den Gästen, verteilten Goodie-Bags, servierten Drinks und scherzten sogar mit den Teilnehmern der Veranstaltung.
Zahlreiche Videos kursieren mittlerweile von der Veranstaltung in den sozialen Medien. So auch auf dem eigenen Profil des Tesla-Roboters auf Musks Plattform X. Auf diesem ist der Einmarsch der Roboterparade beim Event als kurzes Video hochgeladen.
Auf seinem X-Profil wird Optimus mit den Worten beschrieben: „Ein universeller, zweibeiniger, humanoider Roboter, der unsichere, sich wiederholende oder langweilige Aufgaben ausführen kann.“
Aber kann er das wirklich? Ist es wirklich schon so weit, wie die Interaktionen der Roboter auf der Tesla-Präsentation vom Servieren der Getränke bis zum Schwätzchen mit den Gästen vermitteln wollen? Die scheinbar fortschrittlichen Fähigkeiten in Bezug auf Bewegung, Erkennung und Konversation mit den Event-Gästen seien nicht computergesteuert gewesen, berichtet das US-Technologieportal „The Verge“. Die Roboter agierten nicht selbst, sondern wurden im Hintergrund von Menschen per Fernbedienung gesteuert.
Roboter mit Fernbedienung unter menschlicher Kontrolle
Nach zahlreichen Videos von den Interaktionen mit den Tesla-Robotern kamen Fragen auf. Hier beispielhaft auf X direkt an Optimus gerichtet: „Haben Sie menschliche Stimmen in Ihrem Kopf gehört? (Wurden Sie von Menschen ferngesteuert?) Ein Großteil der Welt nimmt das an….“
Auch Tech-Profi Robert Scoble kommentierte ein Video mit einem Optimus-Roboter beim Getränkezapfen auf dem Event. Er meint, dass Optimus vielleicht zu einem kleinen Teil von KI gesteuert sei – eigentlich aber steckten Menschen dahinter. „Optimus, mach mir einen Drink, bitte. Dies ist keine reine KI. Ein Mensch assistiert aus der Ferne […].“
Kurz: Die Roboterinteraktionen auf der Tesla-Veranstaltung waren keine Echtzeitinteraktionen mit der KI, sondern von Menschen ferngesteuerte. Scoble, der selbst auf dem Event war, will diese Information aus erster Hand haben, vom Roboter selbst, den er danach gefragt hat. Das Video dazu postet er auf X:
Er fragt darin: „Wie viel von euch ist KI?“ Optimus zögerte mit der Antwort und sagte, dass er keine konkreten Zahlen nennen könne. Auf wiederholte Nachfrage gab er jedoch zu verstehen, dass es sich um „etwas“ KI handele.
Ein anderes Video, das auf X geteilt wurde, zeigte einen Teilnehmer, der fragte, ob Optimus selbstständig handele oder nicht. Der Roboter antwortete, während er ein Getränk zapfte: „Heute werde ich von einem Menschen unterstützt.“
Ausmaß der Optimus-Fähigkeiten bleibt unklar
Also alles nur Show? Sind wir weit davon entfernt, dass die Roboter übernehmen können, wie in Isaac Asimovs Buch „I Robot“ von 1950? In der Geschichte ist das Ergebnis der weitverbreiteten Roboter allerdings nicht im Sinne der Menschen, denen sie eigentlich helfen sollten. Musk nannte das Event jedenfalls „We Robot“.
Bevor Musk seine Roboter auf die Menge losließ, schwärmte er von der Bühne aus, dass diese das „größte Produkt aller Zeiten“ werden würden. Er zählte auf, was die 1,70 Meter großen und 56 Kilo schweren Geräte in Zukunft alles können: putzen, unterrichten, mit dem Hund Gassi gehen, den Rasen mähen, Getränke servieren und sogar ein Freund sein oder Babysitten.
Zwar hatte Tesla zuvor nicht ausdrücklich erklärt, dass die Optimus-Roboter vollständig autonom seien, die Präsentation führte zuerst aber auf die falsche Fährte. Trotz aufsehenerregender Show am Abend bleibt das wahre Ausmaß der aktuellen Fähigkeiten von Optimus im Unklaren.
Schon Anfang 2024 hatte der Konzernchef ein irreführendes Video vom Optimus-Prototypen gezeigt, wie dieser ein T-Shirt faltet und sauber zusammenlegt (anzusehen hier). Nachdem ihn einige X‑User darauf hingewiesen haben, dass in dem Video kurz ein Telepräsenzhandschuh sichtbar wird, der die Handbewegung vormacht, musste er zugeben, dass die abgebildeten Tätigkeiten keineswegs autonom ausgeführt waren. Musk ruderte zurück und wies darauf hin, dass Optimus dazu aber zukünftig sicherlich in der Lage sein wird.
Ab 2025 in den Tesla-Fabriken, danach für andere Unternehmen
Nach aktuellem Plan sollen die humanoiden Roboter 2025 in den Tesla-Fabriken einsatzbereit und ab 2026 möglicherweise auch für andere Unternehmen verfügbar sein. „Tesla wird im nächsten Jahr über nützliche humanoide Roboter in Kleinserie für den internen Gebrauch verfügen und hoffentlich ab 2026 in Großserie für andere Unternehmen produzieren“, gab der Milliardär auf seinem X-Account bekannt.
Bis jetzt ist Musk oft seinen eigenen Aussagen zu Zeitplänen hinterhergehangen: Die Ursprünge der Optimus-Roboter von Tesla gehen auf das Jahr 2021 zurück, als das Konzept als Tesla-Bots erstmals vorgestellt wurde.
Zu dieser Zeit, auf dem AI Day 2021, wurde die Vision des Unternehmens für einen humanoiden Roboter noch durch einen Schauspieler, der in einem Bodysuit auf die Bühne kam, präsentiert. Da hatte Musk prognostiziert, dass Optimus bis 2022 für den Einsatz in Fabriken bereit sein werde. Immerhin winkte im folgenden Jahr 2022 ein Prototyp von Optimus von der Bühne aus dem Publikum zu. Seitdem hat Tesla seine humanoiden Roboter mit zahlreichen Upgrades versehen.
Der eigene Roboter bald günstiger als ein Auto?
„Wir haben mit einem Menschen in einem Roboteranzug angefangen, und dann haben wir uns Jahr für Jahr dramatisch weiterentwickelt“, so Musk auf dem „We Robot“-Event 2024. Obwohl sich die Roboter noch in der Entwicklung befinden und die endgültige Version bislang nicht fertiggestellt ist, spekulierte Musk mit einem Verkaufspreis von 20.000 bis 30.000 US-Dollar am langfristigen Horizont. Er fügte hinzu:
Es wird eine Weile dauern, bis wir dahin kommen.“
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