Werden Chip-Implantate bald zur Norm?

Türen ohne Schlüssel öffnen, sich ausweisen ohne Papier: Diese und viele Funktionen mehr sollen die in den Körper eingesetzten Mikrochips bieten. Wer vor 20 Jahren von diesen Ideen gesprochen hatte, wurde noch als Verschwörungstheoretiker eingestuft. Heute wird offenkundig dafür geworben.
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Ein reiskorngroßer Microchip wird mit einer Spritze in die Hand injiziert. Symbolbild.Foto: iStock
Von 10. August 2023

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Die ZDF-Sendung „WISO“ hat kürzlich auf ihrer Facebookseite einen Infografik-Beitrag zu Mikrochip-Implantaten veröffentlicht, wo es in werbendem Ton heißt: „Bezahlen mit der Hand? Implantierte Mikrochips machen es möglich! Und sie sind nicht bloß Zukunftsmusik.“

Verglichen wird die umstrittene Technik mit einer Bankkarte oder einem Smartphone. Damit könne man ganz schnell und einfach bezahlen, Gesundheitsdaten jederzeit abrufen oder sein Zugticket beim Schaffner vorzeigen.

Bedenken gebe es bezüglich der Datensicherheit und der Gesundheit, wie etwa allergische Reaktionen, so der „WISO“-Beitrag. Diese lassen sich jedoch leicht relativieren. Denn auch Smartphones hätten Sicherheitslücken und viele ganz alltägliche Produkte wie Duftstoffe, Kosmetika oder Putzmittel können gleichfalls Allergien auslösen.

Wenn ethische Grenzen verschwimmen

Kritiker sehen dies als einen Versuch, eine umstrittene Technologie zu „normalisieren“. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) schrieb dazu im vergangenen Jahr in einem Blogeintrag:

„So beängstigend Chip-Implantate auch klingen mögen, sie sind Teil einer natürlichen Entwicklung, die auch tragbare Technologien einmal durchlaufen haben. Hörgeräte oder Brillen werden heute nicht mehr stigmatisiert. Sie gelten als Accessoires und werden sogar als Modeartikel betrachtet. Ebenso werden Implantate zu einem alltäglichen Produkt werden.“ Was die Verbreitung eines solchen Implantats bremst, seien „ethische Argumente“ und nicht wissenschaftliche Grenzen.

Lasse man eine umstrittene Technik häufig genug als normal und attraktiv erscheinen, so steige die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen sie mit der Zeit akzeptieren. Die ethische Grenze werde aufgeweicht, so die Schweizer Stiftung.

Normalisierung fängt im Kindesalter an

Auch Kinder und Jugendliche werden mit der Thematik konfrontiert. So liefen beispielsweise beim Kinderkanal „KiKA“ seit 2014 eine Reihe von Sendungen, die den Transhumanismus als eine „perfekte Zukunft“ präsentieren. Eine Zukunft, in der „Mensch und Maschine immer mehr zusammenwachsen“.

Ausschnitte von einer Sendung, die vor Jahren auf verschiedenen Social-Media-Plattformen geteilt wurden – und nun wieder auftauchen – sorgten für viel Aufruhr. Daraufhin erklärte der Sender in einer Stellungnahme, dass die verbreitete Information aus dem Zusammenhang gerissen worden sei und der Filmausschnitt der Intention der Redaktion „meist widersprechen“ würde.

In der Sendung stellte „KiKA“ erwachsene „Spaß-Cyborgs“ vor, die sich freiwillig Mikrochips implantieren ließen. Cyborgs sind eine Art Mischwesen, also Menschen, die technische Geräte im Körper haben. Bereits Kinder kennen sie in Filmen als Protagonisten mit „Superkräften“.

Aktuell läuft auch auf der Social-Media-Plattform X (früher Twitter) ein Video viral, auf dem eine Frau zu sehen ist, die mit Begeisterung ihren Einkauf zum ersten Mal mithilfe ihres implantierten Mikrochips bezahlte.

Schwedische Firmen chippen ihre Mitarbeiter

Ist die Gesellschaft bereit für diesen technologischen Eingriff? Jüngste Kommentare unter dem „WISO“-Beitrag zeigen ein eindeutiges Meinungsbild. Kaum jemand befürwortet diese Innovation. Ein Nutzer kommentierte auf X: „Immerhin geben die Kommentare Hoffnung und die Mehrheit ist dagegen.“

Das sieht in Schweden anders aus. Hier haben sich bereits Tausende Menschen in den letzten Jahren Chips in Größe eines Reiskorns in die Hand implantieren lassen. Zur Corona-Zeit wurden diese unter anderem dazu genutzt, um den Impfstatus – wann auch immer verlangt – vorzuweisen.

Ein reiskorngroßer Mikrochip. Foto: VIKEN KANTARCI/AFP via Getty Images

Aber nicht nur im privaten Bereich nutzen Menschen Mikrochips. Auch in Firmen wird diese Technologie stark umworben. Mitarbeiter nutzen Chip-Implantate, um Bürotüren zu öffnen, Drucker zu bedienen oder ihr Essen in der Kantine zu bezahlen.

Beim Reisekonzern TUI Nordic etwa trägt mindestens jeder fünfte Angestellte ein Mikrochip-Implantat in der Hand zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Kosten übernahm das Unternehmen, erzählte der Geschäftsführer Alexander Huber vor einigen Jahren in einem Interview mit „Spiegel“. Inzwischen dürfte die Zahl größer sein. Denn die Nachfrage sei hoch, die Offenheit der Mitarbeiter groß, so Huber.

Fortschritt oder Rückschritt?

In Deutschland hält die ethische Debatte derweil an. Neben den Aspekten Datenschutz und Gesundheit, gibt es auch die Frage, wie viel der Mensch von seiner Natur noch erkennt und beibehalten möchte.

Eine chinesische Mythologie berichtet von einem Daoisten, Zhang Guolao, der verkehrt herum auf einem Esel saß. Damit wollte der weise Mann sagen, dass vieles, was Menschen heute als Fortschritt sehen, in Wirklichkeit ein Rückschritt sei – und umgekehrt. Was als Rückschritt betrachtet wird, könnte womöglich ein Fortschritt sein.



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