„Wer stört, muss weg“: Studie beleuchtet die Entfernung kritischer Professoren

Nur selten schlagen Professoren-Entlassungen hohe Wellen. Oft sind es nur vereinzelte Kurzmeldungen, die dazu erscheinen. Eine jetzt in Buchform veröffentlichte Studie zeigt jedoch, dass es offenbar eine hohe Dunkelziffer gibt und einen Anstieg der Fälle. Dabei ist auch eine Struktur zu erkennen, die die Entlassungen begünstigt.
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Die Humboldt Universität in Berlin.Foto: Lashkhidzetim/iStock
Von 6. Dezember 2024

„Wer stört, muss weg!: Die Entfernung kritischer Professoren aus Universitäten“ lautet der Buchtitel zweier Autorinnen, die beide als Professorinnen erlebten, wie schnell man seine sicher geglaubte Existenz und seinen Arbeitsplatz an einer Universität ohne nachvollziehbare Gründe verlieren kann.

Heike Egner war acht Jahre lang Universitätsprofessorin für Geografie und Regionalforschung an der Universität Klagenfurt, Österreich. Dort leitete sie seit dem Jahr 2011 ein Institut. Im Mai 2018 wurde sie vom Rektor „aus heiterem Himmel fristlos entlassen. Konkrete Gründe dafür erfuhr sie zunächst nicht.

In dem Institut, das Egner leitete, war auch Anke Uhlenwinkel angestellt. Die gebürtige Bremerin ist seit dem Jahr 2021 Universitätsprofessorin für Didaktik der Geografie und Wirtschaftskunde an der Paris Lodron Universität Salzburg. Zuvor hatte sie ab 2008 eine Professur für Geografiedidaktik an der Universität Potsdam, wo sie im Jahr 2013 unvermittelt entlassen wurde, indem ihre Professur nicht entfristet wurde – was eigentlich nur eine Formalie gewesen wäre.

Heike Egner (61, l.) war Universitätsprofessorin für Geografie und Regionalforschung an der Universität Klagenfurt (Österreich) und Anke Uhlenwinkel (61) war Universitätsprofessorin für Didaktik der Geografie und Wirtschaftskunde an der Paris Lodron Universität Salzburg bei einer Podiumsdiskussion. Foto: Erik Rusch/Epoch Times

Aufgrund ihrer einschneidenden Erfahrungen führten sie eine wissenschaftliche Studie zu „Entfernungen“ von Professoren in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch.

Da keine Wissenschaftsplattform ihre jüngste Studie veröffentlichen wollte, erschien sie kürzlich in Buchform. Epoch Times sprach mit beiden Autoren über die wesentlichen Erkenntnisse aus ihrer Erhebung und die Ursachen für das seit 2018 verstärkt auftretende Phänomen.

Was war die Motivation für Ihre Studie?

Egner: Anlass für diese Studie war die Erfahrung, dass es sich bei den Entlassungen nicht um Einzelfälle handelt. Gerade 2018 hat es ja plötzlich sehr viele Entlassungen gegeben. Wir wollten wissen, wie es dazu kommen konnte. Denn als Wissenschaftler sind wir, so meine Hypothese, nach einer aus unserer Sicht schuldlosen Entlassung noch ein bisschen mehr als Menschen, die nicht in der Wissenschaft arbeiten, an Verstehen orientiert. Wissenschaftler wollen alles verstehen. Wenn ich etwas nicht verstehe, dann leide ich. Die Studie hat mir ein gutes Stück geholfen, besser zu verstehen, was die Gründe für die Entfernung gewesen sein könnten.

Was sind die wesentlichen Erkenntnisse aus der Befragung von den 60 entlassenen Professoren?

Uhlenwinkel: Auffällig ist ein Anstieg der Fälle. Unser erster Fall von den 60 untersuchten liegt in den 90er-Jahren, von da an gab es immer wieder vereinzelte Fälle. Ab den 2010ern gab es dann fast jedes Jahr regelmäßig einen Fall, und 2018 erhöhten sich plötzlich die Fälle von Entlassungen von Professoren ohne tatsächlich nachvollziehbaren Grund.

Dort ging es in der Entlassungsbegründung hauptsächlich um ein vorgeworfenes Führungsfehlverhalten und betraf vornehmlich Frauen. 2021 tauchte dann ein neuer Entlassungsgrund auf: die ideologische Unbotmäßigkeit, die dann hauptsächlich Männer betraf.

Was meinen sie mit ideologischer Unbotmäßigkeit?

Uhlenwinkel: Mit ideologischer Unbotmäßigkeit bezeichnen wir Entlassungen von Professoren aufgrund von Meinungsäußerungen zu einem Thema, das nicht einer tatsächlichen oder angenommenen Mehrheitsmeinung entspricht, wodurch sie in existenzielle Bedrängnis geraten sind.

Dabei ging es häufig um Themen, die sich an einer aktuellen politisierten Debatte orientierten. Also bei unseren Fällen ging es konkret um Genderfragen inklusive der Diskussion um transfeindliche Narrative, um Migration samt der Diskussion um Islamophobie und Rassismus, dann um die Pandemiepolitik mit der Frage nach Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und es ging auch um die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, darin eingeschlossen die Frage nach diplomatischen Lösungen und Antisemitismus.

Politikwissenschaftlern Prof. Dr. Ulrike Guérot am 26.02.2024. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Egner: Dabei könnte man meinen, dass es nur bestimmte politische Haltungen betrifft, also die Entlassungen vielleicht in der allgemeinen politischen Orientierung der Professoren lag. Diese Annahme ist nicht belegbar. Wir haben tatsächlich das komplette politische Spektrum abgedeckt, von sehr weit links bis zu sehr weit rechts ist alles dabei. Die politischen Ausrichtungen der meisten Betroffenen liegen irgendwo in der Mitte.

Gab es weitere Erkenntnisse?

Egner: Eine der größten Überraschungen in unserer Studie sind die Ergebnisse zur Frage, wen es trifft. Das sind zum einen Frauen. Der Frauenanteil an der gesamten Professorenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz beträgt rund 25 Prozent. In unserer Studie sind mehr als 50 Prozent der Betroffenen Frauen. So haben Frauen ein doppeltes Risiko, im Vergleich zu Männern von Entlassung oder Entfernung aus dem Dienst betroffen zu werden. Denn ihnen wird viel leichter Machtmissbrauch unterstellt als ihren männlichen Kollegen. Das zeigen auch andere wissenschaftliche Studien.

Das weitaus interessantere Ergebnis war die hohe Zahl an Erstakademikern unter den Betroffenen.

Als Erstakademiker gilt jemand, der als Erster in der Familie vielleicht sogar das Abitur gemacht hat, aber in jedem Fall als Erster in der Familie studiert hat. Das sind die sogenannten bildungsfernen Haushalte, die dann Studenten hervorbringen.

Um zu einer Professur zu kommen, muss man erst mal studieren, dann promovieren und sich habilitieren und dann noch einen Ruf erhalten. Der Anteil an Erstakademikern unter der gesamten Professorenschaft ist im einstelligen Bereich, also knapp 10 Prozent. In unserer Studie waren jedoch 56 Prozent der Betroffenen Erstakademiker.

Auffällig war für die Schweiz, aber ganz besonders für Österreich – in Deutschland spielt es keine Rolle –, dass 80 Prozent der Betroffenen Ausländer waren, auch in der Kombination Ausländer und Frau. In Österreich betraf es oft Deutsche, die entlassen wurden.

War es schwer, die 60 Fälle zu finden?

Egner: Wir haben mehr als die 60 Fälle gefunden, die im Buch und unserer Studie verarbeitet sind. Doch mit einigen ist es uns nicht gelungen, selbst nach anderthalb Jahren, in denen wir es immer wieder versucht haben, in Kontakt zu treten.

Gerade die frühen Fälle haben uns häufig gesagt: „Ich habe damit jetzt abgeschlossen, ich will darüber nicht mehr reden, sonst falle ich in die nächste Depression.

Auch spielte bei ihnen die Angst vor einer Re-Stigmatisierung eine Rolle. Gerade am Anfang wussten sie nicht, wie wir arbeiten. Wir haben deswegen Jedem Anonymität zugesichert, weil sie sonst häufig gar nicht an der Studie teilgenommen hätten. Denn was sie erlebt haben, ist ein sozialer Mord, ein Berufsmord für Professoren.

Eine Informationstafel der Universität Heidelberg in der historischen Altstadt Heidelbergs. Foto: trinculo_photo/iStock

Studium, Promotion, Habilitation und dann das umfangreiche Bewerbungs- und Berufungsverfahren für eine Professur, das ist ein extremes Ausleseverfahren. Letztlich führen derzeit schätzungsweise nur 5 Prozent der Bewerbungen zu einer Professur. Zudem ist man durch die Spezialisierung auf ein Fachgebiet für vieles überqualifiziert und für andere Berufsfelder überhaupt nicht mehr geeignet.

Wenn Sie ihre Professur durch Entlassung verlieren, sind sie für die Wissenschaftsgemeinschaft gekillt. Keiner nimmt sie mehr. Denn in dem Bereich ist ihr guter Name, ihr Ruf, ihre Währung. Wenn ihnen jetzt persönliches Fehlverhalten oder irgendein Vorwurf angeheftet wird, ist ihr Ruf zerstört. Deshalb haben viele Professoren überhaupt kein Interesse daran, dass ihr Fall medienöffentlich wird.

Und wie haben Sie die Betroffenen gefunden?

Uhlenwinkel: Auf die meisten Fälle sind wir über Medienberichte gestoßen. Allerdings gab es nach der Veröffentlichung unserer ersten Studie zu Entfernungen von Professoren auch einige ehemalige Professoren, die sich bei uns gemeldet haben und sagten: „Ich habe genau das Gleiche erlebt.“ Hinzu kommen dann die Fälle, auf die wir von Betroffenen hingewiesen wurden, weil sie wussten, dem anderen ist genau dasselbe passiert.

Gibt es eine hohe Dunkelziffer in dem Bereich?

Egner: Ja, die Dunkelziffer, also die tatsächliche Zahl von Universitätspersonal, das ähnliche Erfahrungen gemacht hat, ist viel höher. Trotz Zusicherung der Anonymität ist es schwer gewesen, die Betroffenen dazu zu bewegen, über ihren Fall zu sprechen. Viele ziehen sich oftmals aus Scham über das Erfahrene vollständig zurück. Von einigen Betroffenen haben wir erfahren, dass sie durch die Erlebnisse schwer krank geworden sind, psychisch oder physisch oder beides.

Zudem haben wir uns mit unserer Studie nur auf die Professoren konzentriert. Wir kennen auch viele Fälle aus dem sogenannten Mittelbau, also alles unterhalb der Professorenstellen, die von gezielten Entfernungen betroffen waren.

Heike Egner war Universitätsprofessorin für Geografie und Regionalforschung an der Universität Klagenfurt. Foto: Erik Rusch/Epoch Times

Dabei ging es nicht so sehr um den Vorwurf des Führungsfehlverhaltens wie bei den Professorenstellen, sondern häufig um die 2021 uns erstmals aufgefallene, ganz unverblümt genutzte „ideologische Unbotmäßigkeit. Sie war auf allen anderen Ebenen ebenfalls ein Entlassungsgrund.

Nach ihren befristeten Verträgen bekamen diese Angestellten zum Beispiel keinen Anschlussvertrag. Ein Lehrauftrag oder eine befristete Stelle für eine Promotion wurde dann einfach auslaufen gelassen. Ohne medienöffentliche Eskalation, wie beispielsweise im Fall Patrick Baab, werden diese Fälle überhaupt nicht bekannt und sind damit schwer zu erfassen.

Was ist der Hintergrund für diese Entwicklung?

Egner: Mittlerweile scheint es so zu sein, dass bereits die Möglichkeit als Professorin oder Lehrerin Noten zu vergeben oder zu bewerten schon als Machtmissbrauch gedeutet werden kann.

Natürlich betrifft es nur die Bewertungen, die nicht auf Gefallen gestoßen sind. Diese können heutzutage tatsächlich genutzt werden, um sie irgendeiner anderen Stelle gegenüber als Machtmissbrauch zu melden und zum Beispiel als Mobbing deuten zu lassen.

Sie werden dann durch die Universitätsleitung mit dem Vorwurf zu mobben konfrontiert und kommen aus dieser Ecke nicht mehr raus.

Wenn sie sich als Professor an die Anti-Diskriminierungsstelle wenden, wie ich es nach meiner fristlosen Kündigung gemacht habe, genießen sie hingegen keinen Schutz.

Uhlenwinkel: Denn man geht mittlerweile davon aus, dass Professoren per se eine ungerechtfertigte Machtposition haben, egal ob es einen legitimen Machtgebrauch gab, also wenn zum Beispiel die Stellenbeschreibung auch die Leistungsbewertung gegenüber anderen verlangt.

Als ich studiert habe, war das natürlich so, dass ein Professor meine Leistung bewertet. Das hätte ich auch nicht infrage gestellt. Wenn die Leistung mal schlecht bewertet wurde, dann habe ich nicht gesagt: „Der Professor missbraucht seine Macht. Sondern ich habe mir gesagt: „Okay, was habe ich falsch gemacht?

Egner: An dieser Thematik mit der Leistung und der Machtfrage sieht man, dass Universitäten nicht losgelöst von der Gesellschaft sind, sondern in dortige Entwicklungen eingebettet sind. Denn Leistungsanforderungen und -bewertung und Machtmissbrauch sind auch in anderen Gesellschaftsfeldern ein Thema.

Studenten auf dem Universitätscampus in Leipzig während einer Pause. Foto: Heiko119/iStock

Uhlenwinkel: Heute muss jeder mitkommen und mitgenommen werden. Denn Einrichtungen geben sich mittlerweile Quoten, wie viele Lernende einen bestimmten Abschluss erreichen müssen. So soll sichergestellt sein, dass sie bestimmte Fördergelder oder staatliche Unterstützung bekommen. Das, was früher in der Schule betrieben wurde, nämlich Auslese und Förderung der Besten, ist vorbei.

In den 1970er- und 80er-Jahren bedeutete dieser Ansatz, dass jeder unabhängig von seiner Herkunft durch Leistung den höchstmöglichen Schulabschluss erreichen konnte und entsprechend unterstützt wurde. Das ist das, was wir unter Chancengleichheit verstanden haben. Das haben wir heute nicht mehr, sondern heute heißt es: Wir möchten gerne 50 Prozent Abiturienten haben und senken deswegen den Standard bei dem, was wir fordern, sodass das Ziel erreicht werden kann.

Das ist ein Problem. Denn dadurch gibt es Kollegen, die sagen okay, ich arrangiere mich damit. Es gibt nur noch „sehr gute“ oder „gute“ Bewertungen, dann brauche ich auch nicht die ganzen Arbeiten meiner Studenten zu lesen.

Dadurch bekommen die Kollegen, die ihre Arbeit und ihre Studenten ernst nehmen, alle Arbeiten lesen und dann den Studenten auch sagen, was daran gut oder schlecht ist und was verbessert werden sollte Schwierigkeiten. Ihnen wird dann Machtmissbrauch unterstellt.

Anke Uhlenwinkel war Univ.-Prof. für Didaktik der Geografie und Wirtschaftskunde an der Paris Lodron Universität Salzburg. Foto: Erik Rusch/Epoch Times

Egner: Wenn Leistungsanforderungen in der universitären Ausbildung bereits als Störung verstanden werden und es möglich ist, dass jene, die nicht so leistungsfähig sind, über Beschwerden doch noch ihr Zertifikat erlangen können, dann haben wir ein Problem.

Warum sind oft Erstakademiker von Entlassungen betroffen – haben Sie dafür eine Erklärung?

Egner: Die naheliegenden Thesen dazu, warum es bei den Entlassungen oft Erstakademikern trifft ist, dass der Habitus nicht stimmt, also dass man eben nicht genau weiß, wie man sich in diesem Umfeld verhält. 90 Prozent der Professoren an den Universitäten sind Bildungserben und 10 Prozent Erstakademiker. Die Bildungserben kommen aus akademischen Kreisen und haben den Vorteil, dass sie wissen, wie man sich in diesen Kreisen bewegt, wie man netzwerkt und so weiter. Sie bringen quasi das Netzwerk schon mit.

Die zweite Hypothese ist, das Erstakademikern, zu denen Frau Uhlenwinkel und ich auch gehören, dem Narrativ aufgesessen sind oder es biografisch auch als real erlebt haben, dass die Universität ein System ist, dass bei der Besetzung von wichtigen Positionen die „Besten und Tüchtigsten“ berücksichtigt. Wer also gut ist, kommt voran, und wer nicht gut ist, kommt eben nicht so gut voran. Wir mussten als Erstakademiker in der Regel mehr leisten als andere und uns zur Professur hochkämpfen.

Daher stellen wir nicht nur hohe Leistungserwartungen an uns selbst, sondern auch an die universitäre Ausbildung und diejenigen, die wir ausbilden. Dass es jetzt bei den entlassenen Professoren oft gerade diejenigen trifft, die besonders leistungsorientiert und leistungsfähig sind, halte ich schon fast für zynisch.

Wer sind die „Täter?

Egner: Ich finde es schwierig, von Opfern und Tätern zu sprechen, weil mir dies ein zu starkes schwarz-weißes Denken ist. Fakt ist allerdings, dass ein entscheidender Faktor für die Entfernungen die Hochschulleitung oder eben das Präsidium einer Wissenschaftsgesellschaft ist. Wenn sie bereit sind, Vorwürfe aus der Studentenschaft oder von Kollegen in dieser Schlampigkeit oder Leichtfertigkeit aufzugreifen, dann sind solche Entlassungen überhaupt erst möglich. Würden erkennbar haltlose Vorwürfe gleich am Anfang abgewiesen oder würde es eine ernsthafte Prüfung nach rechtsstaatlichen Prinzipien von Vorwürfen geben, wären solche Entlassungen nicht möglich.

Allerdings ist es auch nicht die Leitungsebene alleine, die solche Entlassungen möglich macht. Denn es braucht auch Strukturen, damit sie überhaupt erst das tun kann, was sie gerne möchte.

Früher wurden der Rektor oder Unipräsident aus der Professorenschaft heraus gewählt und haben sich als Repräsentant eben dieser Professorenschaft verstanden. Heute haben wir dank des Umbaus in eine unternehmerische Universität oftmals Managertypen in dieser Position. Sie gucken auf die Verwaltung, auf die Zahlen und haben wenig Verständnis für die eigentlichen Forschungsbedürfnisse beziehungsweise richten die Forschung an die Möglichkeiten zur Drittmittelbeschaffung oder zur Erreichung eines Sonderstatus oder an der Zahl der Studenten, die man gewinnen kann, aus.

Zu den negativen Strukturen, die die Entfernungen ermöglichen, gehört aber auch die abnehmende Verantwortungs- und Entscheidungsbereitschaft der Politik und dadurch eine Instrumentalisierung der Universitäten beziehungsweise Forschung und Wissenschaft. Gleichzeitig gibt es auf Seiten der Wissenschaft die Bereitschaft, sich der Politik anzudienen, weil ja auch Geldtöpfe warten.

Wenn man Politik legitimiert, dann sind Anschlussfinanzierungen gut möglich. Das ist ein gutes Miteinander, aber ein Verrat an der Wissenschaftsfreiheit. Idealfall sollte sein, die Politik orientiert sich bei ihren Entscheidungen an den Ergebnissen einer freien, unabhängigen Wissenschaft. Und die Wissenschaft schaut der Politik auf die Finger und stellt ein Korrektiv und eine kritische Instanz gegenüber der Politik dar.

Aus unserer Sicht stellt jede Entlassung einer Professorin, eines Professors aus leichtfertigen Gründen und  mit Hilfe sehr fragwürdiger Verfahren einen politischen Fall dar. Dies ist jedes Mal ein massiver Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Erik Rusch.  

„Wer stört, muss weg!: Die Entfernung kritischer Professoren aus Universitäten“
Autoren: Heike Egner, Anke Uhlenwinkel
Buchveröffentlichung: 18. November 2024
Seitenanzahl: 100
ISBN: 978-3864894756
Preis: 14,00 Euro



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