Weltkulturerbe verschwindet aus Kölner Stadtlogo

Was wäre Köln ohne seinen Dom? Für viele ist dieser Gedanke unvorstellbar. Im Logo der Stadt wird der Dom im Zuge der Modernisierung jedoch zum Sommer hin wegrationalisiert.
Titelbild
Der Kölner Dom.Foto: Vladimir Rys/Bongarts/Getty Images
Von 9. April 2022

Der Kölner Dom – Wahrzeichen der Stadt. Am 27. September 1322 hat der Erzbischof Heinrich II. von Virneburg feierlich den östlichen Bauteil des Kölner Doms eingeweiht, darunter auch den Altar, an dem seit 700 Jahren die Heilige Messe gefeiert wird. Und just im Jahr des Domjubiläums soll der Kölner Dom aus dem Stadtlogo so mir nichts, dir nichts verschwinden.

Begründet wird dies seitens der Stadtverwaltung unter Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) mit einer Markenanalyse, wonach das über 20 Jahre alte Logo und der gesamte Markenauftritt als „nicht mehr zeitgemäß“ beurteilt wurde. Diese würden den modernen Anforderungen nicht mehr genügen, heißt es. Aus diesem Grund setzt die Stadtverwaltung ab Sommer auf eine deutlich abgespeckte Version, die von der Agentur BOROS entwickelt wurde. Adler und Stadtwappen bleiben, ebenso der Schriftzug „Stadt Köln“ – alles in Rot.

Das alte (oben) und das neue (unten) Logo der Stadt Köln. Foto: Stadt Köln

Was daran innovativ sein soll, vermag der Kölner Stadt- und Domdechant Robert Kleine nicht zu erkennen. „Sogar das Wappen, der Reichsadler, ist modernisiert worden und zusammengeschrumpft. Innovation sieht in meinen Augen anders aus“, kritisiert Kleine.

Das bisherige Kölner Logo habe sich deutlich von den anderen Städten unterschieden. Während andere nur das Wappen mit einem Schriftzug hatten, zierte der Dom das Kölner Logo, erklärt der Domdechant voller Stolz.

„Ich frage mich, ob es so gut ist, den Dom verschwinden zu lassen. Immerhin wird der Dom auch die nächsten zehn Stadtlogos überstehen“, so Kleine. Er erinnerte sich an eine ähnliche Debatte vor einigen Jahren, als die Kölnmesse den Dom aus ihrem Logo entfernte.

Neuer Trend oder Säkularisierung?

Jedoch schätzt der Domdechant die Stadtverwaltung auch nicht so ein, dass die Entfernung des Doms aus dem Stadtlogo eine bewusste Säkularisierung, also eine Loslösung von der Kirche, bedeuten solle.  Man wolle eher einem Trend folgen und mit der Zeit gehen. Es brauche jedoch keinen Briefbogen der Stadtverwaltung, um zu erkennen, dass der Dom das Wahrzeichen der Stadt ist und bleibt. „Wir werden den Dom weiterhin sehen, in Publikationen, auf Plakaten, aber vor allem im Original“, so Kleine.

Auch Kölns ehemaliger Bürgermeister Fritz Schramma kann dem neuen Logo nichts abgewinnen. Was an dem bisherigen Logo „altbacken, sperrig, emotionslos und von oben herab sein soll“, verstehe, wer wolle. Er rief die Kölner auf, sich „gegen diese Modernisierung des Logos zu wehren und zu protestieren“.

Der „Welt“-Journalist und ehemalige Chefkorrespondent der Herder Korrespondenz im Vatikan, Lucas Wiegelmann, schreibt: „Wer sehenden Auges auf ein Symbol mit derart hoher Strahlkraft verzichtet, sendet eine Botschaft, ob bewusst oder unbewusst.“

Der Dom stehe für die christlich-abendländische Kultur im Allgemeinen und die katholische Kirche im Speziellen. Offenbar sei dies in den Augen der Stadtverwaltung mittlerweile „imageschädigend“. Laut Wiegelmann täte die Stadt Köln gut daran, sich weiterhin mit dem Dom in ihrem Logo zu schmücken, statt ein solch „verheerendes Signal“ zu senden.



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