Was das Ende der kostenlosen Corona-Tests für Studenten bedeutet

Impfen oder nicht impfen? Vor dieser Frage stehen derzeit unzählige Studenten in Deutschland. Aufgrund der bald kostenpflichtigen Corona-Tests stehen ihnen erhebliche finanzielle Belastungen bevor, wenn sie ihr Studium fortsetzen. Doch die Umsetzung der Regelungen in den Bundesländern ist unterschiedlich, wie eine Umfrage der Epoch Times ergab.
Von 10. Oktober 2021

Ab dem 11. Oktober sollen Corona-Tests kostenpflichtig werden. Darauf hatten sich Bund und Länder im August geeinigt. Ausnahmen gelten für Personen, die nicht geimpft werden können oder für die es keine allgemeine Impfempfehlung von der STIKO gibt. Besonders für Studenten könnte die Umsetzung dieser Maßnahme bitter werden. Wer zukünftig auf eine Impfung verzichtet, muss mit Testkosten von mehreren Hundert Euro monatlich rechnen.

Stichprobenartige Umfragen der Epoch Times haben ergeben, dass die zukünftige 3G-Regelung mit kostenpflichtigen Tests in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt wird.

So hat der Freistaat Bayern angekündigt, Studenten weiterhin kostenlose Tests bis zum 30. November 2021 anzubieten. Dies kann durch Vereinbarungen zwischen Hochschulen und dem jeweiligen lokalen Testzentrum erfolgen. Außerdem können die Hochschulen externe (private) Dienstleister beauftragen, die Testungen vorzunehmen. In geeigneten Fällen ist es auch möglich, dass die Hochschulen selbst oder mit Unterstützung externer Dritter Selbsttests beaufsichtigen. So beabsichtigt beispielsweise die Universität Würzburg, vor Ort Teststationen einzurichten.

In Berlin fallen die kostenlosen Corona-Tests weg. Für ungeimpfte Studenten bedeutet das Kosten von etwa 20 Euro pro Antigen-Schnelltest, schilderte eine Psychologie-Studentin bei Tichys Einblick. Bei fünf Tagen pro Woche komme man auf etwa 400 Euro. „Für die meisten Studenten sind das unbezahlbare Summen – der klassische Studentenjob reicht in der Regel sowieso kaum für Miete, Strom, Essen und den Semesterbeitrag von 315 Euro.“

Recht auf Bildung in Thüringen auf dem Prüfstand

In Thüringen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Ein Student der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhielt via Mail von seiner Hochschule die Information, dass für ihn ab 11. Oktober die Corona-Tests kostenpflichtig werden. „Sofern Sie aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, sollen die Corona-Tests weiterhin kostenlos bleiben, sodass Sie nicht mit finanziellen Nachteilen zu rechnen hätten“, heißt es.

Dass sich der Student aus gutem Grund bislang gegen eine Covid-Impfung entschieden hat, interessiert die Universitätsleitung nicht. Denn die Anzahl der Ungeimpften scheint verschwindend gering. „Mir kommt es so vor, als ob es der Uni-Leitung egal ist – da sie schließlich am längeren Hebel sitzt.“

Er fühlt sich ausgegrenzt und im Stich gelassen. Jetzt gebe es nur die Option „Impfen und weiterstudieren“ oder „Nicht-Impfen und Studienabbruch“. „Dabei heißt es doch immer, dass jeder ein Recht auf Bildung hat“, klagt der Student. Von einer Entscheidungsfreiheit könne keine Rede mehr sein.

Auf sämtlichen Universitätswebsites finde man unzählige Links, um sein „Impfangebot“ wahrzunehmen, aber keine Unterstützung oder Härteregelung, wenn man die Impfung nicht wahrnehmen will.

„Für mich ist dies schon lange kein Angebot mehr, sondern Erpressung. Ein Angebot sollte man eigentlich ohne Strafen annehmen oder ablehnen können“, erklärt der Student.

Noch vor Monaten ließen sich Studenten hauptsächlich impfen, damit sie ungehindert am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, etwa zu reisen oder Verstaltungen zu besuchen, erklärt der Betroffene aus Jena. Nun komme durch den Wegfall der kostenlosen Corona-Tests der finanzielle Aspekt hinzu.

Für die Vorlesungszeit vom 18. Oktober 2021 bis 11. Februar 2021 inklusive Prüfungen und eventuellen Blockseminaren am Wochenende kommt er auf 18 Wochen. Bei jeweils fünf wöchentlichen Test zu je 18 Euro (laut MDR) errechnen sich insgesamt 1.620 Euro für das Semester. „Dieser Betrag übersteigt sogar die Summe der Miete (monatlich 300 Euro), die ich im selben Zeitraum aufbringen muss. Wie soll ich das bezahlen?“

Epoch Times fragte bei der Anti-Diskriminierungsstelle des Landes Thüringen nach, ob in den 3G-Regeln eine Diskriminierung von Studenten gesehen werden könne, wenn sie sich weder impfen noch testen lassen wollen, aber auch nicht als genesen gelten, weil sie durch die Beschränkungen von einem Studium praktisch ausgeschlossen werden.

In der Antwort hieß es: „Im Ergebnis ist festzuhalten, dass jeder Hochschulbesuch zwangsläufig an eine Vielzahl von Voraussetzungen geknüpft ist (zum Beispiel Erwerb der Hochschulreife, Entrichten des Semesterbeitrags, aber auch: Rücksichtnahme auf andere Menschen bei ansteckenden Krankheiten), deren Einhaltung erwartet werden kann.“

Nach Ansicht der Thüringer Landesantidiskriminierungsstelle handelt es sich nicht um eine Diskriminierung, „sondern um klar definierte Zugangsregeln, die für jedermann in gleicher Weise gelten und die daher von allen gleichermaßen einzuhalten sind“. Bei auftretenden Problemen rät die Behörde, das Gespräch mit der jeweiligen Hochschule zu suchen, um eine Lösung zu finden.

Kontrollarmbänder an der Leibnitz-Universität Hannover

An der Leibnitz-Universität in Hannover (LUH) ist seit dem 4. Oktober ein Testzentrum in Betrieb. Beschäftigte erhalten hier gemäß Verordnung des Landes zwei Testkits pro Woche kostenfrei über die Universität und können sich mit diesen im Testzentrum im Hauptgebäude kostenfrei professionell testen lassen.

Für die erste Vorlesungswoche vom 10. bis 14. Oktober übernimmt die Universität ausnahmsweise die Kosten für Tests für Studenten. Danach fallen 10 Euro pro Test an. Eine Härtefallregelung sieht die Universität für Studenten auch hier nicht vor. Für Studenten aus dem Ausland, die in ihrer Heimat mit einem in der EU nicht zugelassenen Impfstoff geimpft wurden, sind die Coronatests bis Ende Dezember kostenfrei.

„Das Betreiben des Testzentrums kostet die Universität 20.000,- Euro wöchentlich, teilte Uni-Pressesprecherin Mechtild von Münchhausen gegenüber Epoch Times mit.

Die LUH hat zum 4. Oktober Kontrollbänder eingeführt, um geimpfte und genesene Studenten und Beschäftigte leichter zu überprüfen. Diese pragmatische Lösung der Sichterkennung sei unter anderem in Zusammenarbeit mit der AG „Gute Lehre“ des Senats entstanden, in der alle Statusgruppen, vor allem aber Studenten, vertreten sind. Hier gebe es eine deutliche Zustimmung, heißt es von der Universität. Andere Formen der Sichterkennung, beispielsweise über eine zusätzliche App oder eine Markierung auf der Leibniz-Card der Studenten, hätten sich als weniger praktikabel und technisch nicht realisierbar erwiesen.

„Wir gehen davon aus, dass wir mit dieser Lösung eine schnelle Sichterkennung ermöglichen und lange Warteschlangen an den Kontrollstellen vermeiden können, und hoffen, Lehrveranstaltungen damit zeitlich möglichst wenig zu beeinträchtigen, erklärte die Uni-Pressesprecherin weiter.

Die Universität formulierte in ihren Richtlinien ganz klar: „Das Betreten der Gebäude der LUH ohne Legitimation über negatives, offizielles Testergebnis, Impf- oder Genesenennachweis stellt rechtlich einen Hausfriedensbruch dar und wird gegebenenfalls strafrechtlich verfolgt.“ Je nach Gegebenheit des Ortes, wird die Kontrolle am Campuseingang, an ausgewiesenen Gebäudezugängen oder an den Hörsälen direkt durch den Wachdienst oder andere autorisierte und geschulte Personen durchgeführt, beispielsweise können Teams aus Wachdienst und studentischen Hilfskräften gebildet werden.

Eine Pflicht, das Festival-ähnliche Kontrollband anzulegen, besteht jedoch nicht. Wer das Bändchen nicht tragen möchte, legitimiert sich im Vorlesungsbetrieb an den bestehenden Kontrollpunkten direkt beim Zugang zur jeweiligen Lehrveranstaltung mit Impf- oder Genesenennachweis oder einem negativen aktuellen Corona-Test plus aktuellem Lichtbildausweis.

Rostock: Kostenlose Corona-Tests vorerst bis 15. November

In der Hansestadt Rostock enden die kostenlosen Corona-Tests für Studenten vorerst nicht. „Die kostenlosen Selbsttests werden zunächst bis zum 15.11.2021 bereitgestellt“, hieß es auf Nachfrage der Epoch Times von der Rostocker Uni. Dort müssen sich nicht immunisierte Studenten regelmäßig mindestens zweimal wöchentlich testen lassen und einen Nachweis darüber erbringen.

Dies ist auch im Rahmen einer eidesstattlichen Erklärung möglich. Einen entsprechenden Vordruck, auf dem Platz für 13 einzelne Selbsttests ist, stellt die Universität bereit. Hierauf muss der Student mit seiner Unterschrift bestätigen, dass der zu Hause geführte Selbsttest negativ war und den Test-Hersteller sowie die Uhrzeit des Tests notieren. Kontrolliert werden die Nachweise stichprobenartig durch die Lehrkräfte.

„Vereinzelt ist zu erwarten, dass wenige ihr Studium nicht beginnen, wir können aber keine Tendenz wegen der Corona-Regeln erkennen“, hieß es von der Pressestelle der Universität Rostock.

Bremer Linke unterstützt Studenten: Tests müssen kostenfrei bleiben

An der Universität Bremen laufen die kostenlosen Corona-Tests zum 16. Oktober aus. Gegenwind gibt es vom Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta), der sich gegen die kostenpflichtigen Tests wendet. Unterstützt werden die Studenten von der Bremer Linken. Die wissenschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, Miriam Strunge, fordert, dass die Tests für Studenten weiterhin kostenfrei bleiben. „Schließlich handelt es sich bei dem Besuch von Seminaren und Vorlesungen nicht um eine Freizeitbeschäftigung der Studierenden, sondern um Pflichtveranstaltungen ihrer Ausbildung.“

Diese Handhabung sollte aber nicht nur an Hochschulen, sondern auch an anderen Bildungseinrichtungen wie Schulen umgesetzt werden. Auch hier sollten nach Ansicht der Linken kostenlose Tests für Schüler erfolgen, selbst wenn sie volljährig sind und sich bedenkenlos impfen lassen könnten. Zwar appelliere die Partei an alle Studenten, das Impfangebot zu nutzen. „Aber der Zugang zu Bildung darf nicht von einer freiwilligen Impfung abhängen!“, so Strunge.

An der Bremer Universität arbeitet man derweil an einer elektronischen Lösung, um digitale Impfzertifikate zu erfassen. Um eine Kontaktnachverfolgung abzusichern, werden alle Lehrveranstaltungsräume mit einem QR-Code ausgestattet, an dem sich Studenten an- und abmelden können. Auf dem Campus setzt man auf „solidarisches Verhalten“, wobei eine vollständige Covid-Impfung als „der beste Schutz“ gilt.

Anderseits heißt es von der Uni Bremen auch: „Es ist ja durchaus möglich, dass eine Person trotz 3G-Regel eine Infektion auf den Campus bringt.“ Aus diesem Grund werde ein zusätzliches Monitoring-Projekt gestartet und freiwillige Studenten gesucht, die sich mit einem „sehr einfach durchzuführenden Spucktest regelmäßig testen lassen“.



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