Warnstreik: Worauf sich Fahrgäste einstellen müssen

Nach dem Scheitern der Tarifgespräche bei der Bahn erhöht die GDL den Druck: Der nächste Warnstreik soll wieder weite Teile des Eisenbahnverkehrs lahmlegen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Ab Donnerstagabend ruft die GDL 24 Stunden lang erneut zum Warnstreik auf.
Ab Donnerstagabend ruft die GDL 24 Stunden lang erneut zum Warnstreik auf.Foto: Bernd Thissen/dpa
Epoch Times6. Dezember 2023

Nachdem die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die Tarifverhandlungen mit der Bahn vor fast zwei Wochen für gescheitert erklärt hat, kündigt sie nun den nächsten Warnstreik an. Ab Donnerstagabend, 22.00 Uhr, sollen auf der Schiene für 24 Stunden wieder weite Teile des Fern- und Regionalverkehrs stillstehen, wie die GDL am Abend mitteilte.

Der Güterverkehr soll bereits am 18.00 Uhr am Donnerstagabend bestreikt werden. Vom Warnstreik betroffen sind neben der Deutschen Bahn auch weitere Eisenbahnunternehmen, etwa der Transdev-Konzern (unter anderem Bayerische Oberlandbahn, NordWestBahn). Auch die Tarifverhandlungen mit Transdev bewertet die GDL als gescheitert.

Zählt man die Warnstreiks der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit, ist es bereits das vierte Mal in diesem Jahr, dass Fahrgäste sich auf weitreichende Einschränkungen auf der Schiene einstellen müssen. Was nun erneut auf sie zukommt.

Welche Verkehre sind betroffen?

Der Warnstreik soll laut Gewerkschaftsaufruf erneut alle Verkehrsarten treffen. Sowohl im Fern-, im Regional- als auch im Güterverkehr ist mit weitreichenden Einschränkungen zu rechnen. Ob der Fernverkehr dieses Mal komplett eingestellt wird, war zunächst noch offen. Im Fernverkehr war während des vorherigen GDL-Warnstreiks etwa jeder fünfte ICE und IC unterwegs. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen je nach Region sehr unterschiedlich.

Die GDL vertritt bei der Bahn hauptsächlich Lokführer und das Zugpersonal. Fahrdienstleiter, die den Zugverkehr bundesweit koordinieren, sind zwar ebenfalls zum Warnstreik aufgerufen. Stark vertreten ist die GDL unter ihnen aber nicht. Überall dort, wo ein Lokführer trotz des Streiks zur Arbeit kommt, kann deshalb theoretisch auch ein Zug fahren.

Welche Regionen sind betroffen?

Der Warnstreikaufruf gilt bundesweit. Erfahrungsgemäß sind insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern sowie im Südwesten viele Beschäftigte bei der GDL organisiert. Dort dürfte daher im Regionalverkehr vielerorts nichts mehr gehen. Auch in Stuttgart und Frankfurt hat die GDL viele Mitglieder. In beiden Städten wird es voraussichtlich den S-Bahnverkehr stark treffen. Im Nordwesten des Landes ist die Gewerkschaft hingegen schwächer vertreten. Hier könnte es insbesondere den Regionalverkehr deshalb weniger stark treffen.

Ab wann geht es los?

Offizieller Beginn des Warnstreiks im Personenverkehr ist an diesem Donnerstag um 22.00 Uhr. Fahrgäste müssen sich unter Umständen aber bereits in den Stunden davor auf Zugausfälle einstellen. Die Bahn hat bei den vorherigen Warnstreiks so versucht, die Züge dort abzustellen, wo sie nach dem Warnstreik gebraucht werden.

Der Arbeitskampf soll laut GDL bis Freitag, 22.00 Uhr dauern.

Wo kann ich mich über meinen Zug informieren?

Ob ein Fern- oder Regionalzug fährt oder nicht, lässt sich in der Regel über die Bahn-App oder die Internetseite einsehen. Für individuelle Auskünfte hat die Bahn bei den vorherigen Warnstreiks zudem eine Rufnummer eingerichtet.

Was passiert mit meinem Ticket?

Bei den vorherigen Warnstreiks im laufenden Jahr hat die DB die Zugbindung aufgehoben, damit Fahrgäste ihre Reise vorziehen oder nachholen können. Sitzplatzreservierungen konnten kostenfrei storniert werden. Wer seine Reise gar nicht antreten wollte, konnte beim ersten GDL-Warnstreik auch sein Ticket kostenfrei stornieren.

Für den nun anstehenden Ausstand hat die DB bis Mittwochabend 19.00 Uhr noch keine Kundeninformationen verschickt.

Wieso streikt die GDL?

Die Warnstreikankündigung kam fast zwei Wochen, nachdem die GDL die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt hat. In bis dahin zwei Verhandlungsrunden konnte vor allem die Kernforderung der Gewerkschaft nicht gelöst werden: Die Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Auf diese Forderung war die Bahn auch in der zweiten Verhandlungsrunde nicht eingegangen.

Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hatte elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten sowie ebenfalls die Inflationsausgleichsprämie. Eigentlich sollten beide Seiten an diesem Donnerstag wieder für Verhandlungen zusammen kommen. Nach der Warnstreikankündigung hat die Bahn die Gespräche abgesagt. (dpa/red)



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