Vor Ostderby: Stadt und Umgebung abgeriegelt wegen Hooligan-Gefahr
Vor dem 3. Liga Spiel am 22. Oktober 19:00 Uhr zwischen den ostdeutschen Vereinen FC Erzgebirge Aue (Sachsen) und FC Energie Cottbus (Brandenburg) erließ das Landratsamt Erzgebirgskreis eine weitreichende Allgemeinverfügung zur „Abwehr von Gefahren“ und der „Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“.
Dahinter steht die Befürchtung, dass es durch die gewaltbereiten Hooligans beider Vereine zu Ausschreitungen kommen könnte.
„Die Begegnung ist durch den Deutschen Fußballbund (DFB), die Polizei, die Stadtverwaltung Aue-Bad Schlema und dem gastgebenden Verein übereinstimmend als Sicherheits-/ Risikospiel der Kategorie 1 eingestuft worden“, heißt es in einer Mitteilung des dortigen Landkreises.
Zuvor gab es eine Gefahrenprognose und Einstufung des Spiels durch das Landratsamt Erzgebirgskreis.
Metallstangen, Ketten, Baseballschläger …
Die Allgemeinverfügung regelt konkrete Verbote.
Sie legt fest, welche Gegenstände in bestimmten Bereichen der Stadt und Umgebung am 22. Oktober 2024 im Zeitraum von 14:00 Uhr bis 23:00 Uhr nicht mitgeführt werden dürfen.
Aufgezählt werden dort Metallstangen, Latten, Fahnenstangen, Ketten, Baseballschläger, Steine, Messer, Scheren und mit „Quarzsand gefüllte Handschuhe“.
Aber auch Helme, Schutzwesten, Protektoren und Panzerungen, durchstichhemmende Handschuhe oder Protektorenhandschuhe, Boxermundschutz oder Gebissschutz sind untersagt.
Zudem sind Kleidungsgegenstände, die geeignet sind, die Feststellung der Identität zu verhindern, wie Sturmhauben, missbräuchlich verwendete Mund-Nasen-Schutz-Masken, Einweg- und Mehrwegoveralls verboten.
Angriff auf Polizisten und Gästefans
Die Landkreisverwaltung bittet um Beachtung und weist darauf hin, dass Verstöße gegen die Allgemeinverfügung strafbar sind.
Beide Vereine wurden mehrfach vom Sportgericht des DFB aufgrund des Verhaltens ihrer gewaltbereiten Fans vor, während und nach dem Spiel zu teilweise hohen Strafzahlungen verurteilt. So wurde Erzgebirge Aue im Februar 2023 wegen „fünf Fällen eines unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger“ zur Zahlung von 82.300 Euro belegt.
Neben dem Stürmen des Spielfeldes hin zum Gästeblock ging es dabei um das Abbrennen von Bengalischen Fackeln und Rauchtöpfen, dem Abschießen von Leuchtraketen und dem Werfen von Böllern auf das Spielfeld.
Zudem fliegen immer wieder Bierbecher auf den Rasen und Fanutensilien des Gegners werden im Stadion verbrannt. Auch verübten gewaltbereite Fans nach dem Spiel Angriffen auf Polizeibeamte und die Gästefans. Sie wurden mit verschiedenen Gegenständen angegriffen und teilweise verletzt. Auch kam es zu Beschädigungen von Polizeiautos.
Für die Partie sind bereits rund 9.000 Karten verkauft. Der Gästebereich ist komplett ausverkauft. Von einer Anreise ohne gültiges Ticket wird daher abgeraten.
„Traditionell rivalisierendes Verhältnis“
Für die jetzige Partie steht ein Großaufgebot an Polizeikräften bereit. Ziel ist, beide Fanlager voneinander getrennt zu halten, damit es nicht zu Schlägereien untereinander kommt.
Denn die „Anhängerschaft beider Mannschaften verfügt nachweislich über ein hohes Gewaltpotenzial und pflegt ein traditionell rivalisierendes Verhältnis“, heißt es in der Bekanntmachung des Landkreises.
Die „Risikogruppen“ der Cottbuser Fans seien bekannt für den Einsatz von Pyrotechnik und körperliche Auseinandersetzungen und würden das regelmäßig unter Beweis stellen.
Zudem warnt er, dass ein „bedeutsamer Teil“ dieser Fans versuchen könnte, auf Umwegen in die Stadt zu gelangen, um Krawall zu suchen.
„Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind Störungen der öffentlichen Sicherheit und damit einhergehenden Beeinträchtigungen der Rechtsordnung in Form von massiven Körperverletzungsdelikten sowie Eigentumsdelikten […] zu erwarten“, teilt der Landkreis zudem mit.
Anwohner müssen mit Verkehrsbeeinträchtigungen rechnen
Die Anwohner müssen aufgrund der Kontrollen und Absperrungen mit massiven Verkehrsbeeinträchtigungen rechnen.
Der jetzige Verbotsbereich umfasst neben dem Stadion das gesamte Stadtgebiet Aue-Bad Schlema, einschließlich der Zufahrtsstraßen, das Stadtgebiet Lößnitz samt Zufahrtsstraßen, die B169 zwischen Lößnitz und Aue-Bad Schlema sowie Teile von Stollberg.
Das Verhältnis beider Fanlager zueinander wird seit Jahrzehnten als „feindschaftlich“ bewertet, so der Landkreis.
Die Gewaltbereitschaft und Aggressivität der Risikogruppen würden insbesondere „bei solchen Ostderbys“ steigen. „Es geht um Prestige und welcher Verein im Osten dominierend ist.“
Hinzu komme, dass beide Vereine punktgleich und direkte Rivalen im Kampf um die bestmögliche Platzierung in der dritten Liga sind, heißt es weiter.
Die letzte Begegnung der beiden Vereine in Aue im Ligabetrieb fand im September 2015 statt. Damals eskalierte die Situation nach dem Spiel. Cottbus-Hooligans griffen Polizeibeamte an und sorgten für massive Ausschreitungen, berichtete die „Welt“.
Die Polizei kündigte an, am Dienstag mit mehreren Hundertschaften vor Ort zu sein.
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