„Vergiftet“ durch Glyphosat – Weiterer krebskranker Glyphosat-Nutzer klagt gegen Monsanto

Unlängst hat ein US-Gericht Monsanto zu umgerechnet rund 250 Millionen Euro Schadenersatz verdonnert. Ein krebskranker Mann hat geklagt. Jetzt kommen weitere Vorwürfe.
Titelbild
Ein Mann sprüht Unkrautgift.Foto: iStock
Epoch Times22. August 2018

Monsanto hat ihn „vergiftet“, da ist sich Jean-Claude Terlet ganz sicher. Der 70-jährige Tomatenzüchter aus einem französischen Dorf nordöstlich von Paris leidet an Prostatakrebs.

Deshalb hat er den US-Hersteller des Pflanzengifts Glyphosat verklagt, der inzwischen zum deutschen Bayer-Konzern gehört. Ermutigt fühlt sich Terlet durch das jüngste Urteil gegen Monsanto, bei dem ein US-Gericht einem Krebskranken umgerechnet rund 250 Millionen Euro Schadenersatz zusprach.

„Diese Ochsenherztomate ist ganz besonders“, sagt Terlet und zeigt auf eine große fleischige Frucht, das Prachtstück in seinem Treibhaus. Seine Tomaten züchte er ohne jede Chemie, betont der pensionierte Landwirt, der seine Produkte weiter auf Märkten um sein Dorf Celles-sur-Aisne verkauft.

Bio ist seine Produktion noch nicht lange: Rund 30 Jahre lang sprühte Terlet arglos den Unkrautvernichter Roundup, der inzwischen von Bayer vertrieben wird und dessen Hauptbestandteil Glyphosat ist. Doch damit hörte der Vater von drei Kindern 2015 schlagartig auf. Damals stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Mittel als „wahrscheinlich krebserregend“ ein.

Seitdem wird auch in Europa erregt über Glyphosat diskutiert, mehrere EU-Studien kamen zu dem Ergebnis, das Mittel sei doch nicht krebserregend. Die Mitgliedstaaten verlängerten daraufhin kürzlich die Zulassung bis Ende 2022.

Doch gerade in Frankreich regt sich Widerstand: Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron hatte ihren besorgten Bürgern ein Aus für Glyphosat versprochen, wurde auf EU-Ebene aber überstimmt. Auch ein nationales Verbot scheiterte kürzlich im französischen Parlament. Macrons Regierung will aber dennoch innerhalb von fünf Jahren Alternativen suchen und weiter für ein Aus des Herbizids werben.

Glyphosat-Gegner wie Terlet sehen sich dadurch bestätigt. Er hat nach der Diagnose Prostatakrebs seinen Urin untersuchen lassen. Das Resultat: „0,25 Milligramm Glyphosat pro Liter Urin, das ist enorm.“ Deshalb sei er auch sicher, dass das Pflanzengift an seiner Krankheit schuld sei. „Von keinem anderen Mittel wurden in dieser Analyse Rückstände gefunden“, sagt er.

Mit seinem juristischen Vorgehen ist Terlet nicht alleine: Ein französischer Bienenzüchterverband hat im Juni den Bayer-Konzern verklagt, nachdem Glyphosat-Rückstände in Honig gefunden worden waren. Und bereits im Jahr 2009 hatte Frankreichs höchstes Gericht Monsanto wegen Etikettenschwindels zu 15.000 Euro Strafe verurteilt: Das Unternehmen bewarb Roundup damals noch als „biologisch abbaubar“.

Diese Strafe ist Peanuts gegen die fast 290 Millionen Dollar Schmerzensgeld, zu denen ein US-Gericht Monsanto am 10. August verdonnerte. Geklagt hatte der ehemalige Hausmeister Dewayne Johnson, der unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist. Als „Heimtücke“ stufte das Geschworenengericht ein, dass Monsanto seine Kunden nicht vor dem Krebsrisiko gewarnt habe.

Die Bayer-Aktie stürzte dadurch zwischenzeitlich um fast 20 Prozent ab, der Leverkusener Konzern muss weitere Prozesse fürchten. Im Fall des Tomatenzüchters Terlet soll im September zunächst eine Expertise klären, ob sein Krebs wirklich in Zusammenhang mit Glyphosat steht.

Ein Prozess gegen den Chemieriesen könnte teuer werden, das weiß auch der 70-Jährige. Trotz seiner mageren Rente und seiner geschwächten Gesundheit will der Landwirt nicht aufgeben: „Ich bin hartnäckig, ich ziehe das bis zum Ende durch.“ (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion