Twitter-Files: Große Impfstoffhersteller „bedrängten“ Twitter, um Aktivisten zu zensieren, die sich für generische Impfstoffe einsetzten

Auch große Pharmakonzerne, die Milliarden von Dollar mit dem Verkauf von COVID-Impfstoffen verdienten, sollen Twitter unter Druck gesetzt haben. Sie wollten Aktivisten zensieren, die sich für die Weitergabe von Wissen zur Herstellung generischer Impfstoffe einsetzten, so der neueste Eintrag in den „Twitter Files“.
Das Twitter-Logo hängt außen an den Büros in der 249 17th Street in Chelsea, New York.
Twitter-Logo an den Büros in der 249 17th Street in Chelsea, New York.Foto: Nancy Kaszerman/ZUMA Press Wire/dpa
Von 19. Januar 2023

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2020 gab es einen „internationalen Vorstoß“, um die Pharmaindustrie zu zwingen, ihre COVID-Impfstoffrezepte öffentlich zugänglich zu machen, erklärte der unabhängige Journalist Lee Fang in einem Twitter-Thread. Damit sollten Länder mit niedrigem Einkommen selbst generische, kostengünstige Impfstoffe herstellen können.

Die Impfstoffgiganten sahen in der Pandemie eine „Gelegenheit für noch nie dagewesene Profite“, sagte Lee. Jede Bemühung um eine gemeinsame Nutzung des geistigen Eigentums an COVID-Therapeutika und -Impfstoffen stand dem im Wege. Um die Verbreitung des Aufrufs zu begrenzen, reagierten sie mit einer „massiven Lobbyarbeit.“

Zensurversuche durch Big Pharma

BioNTech, das den COVID-Impfstoff von Pfizer entwickelt hat, übte direkten Druck auf Twitter aus, um Konten zu zensieren, die nach generischen, kostengünstigen Impfstoffen fragten, schrieb Fang. Als Quelle nennt er interne E-Mails, die ihm von Elon Musk, dem neuen Eigentümer von Twitter, zur Verfügung gestellt wurde.

In einer E-Mail vom 12. Dezember 2020 informierte die Twitter-Lobbyistin Nina Morschhaeuser das Moderationsteam der Plattform über eine bevorstehende Online-Kampagne, „die sich gegen die Pharmaunternehmen richtet, die den COVID-19-Impfstoff entwickeln.“ Sie bezog sich dabei auf eine Warnung von BioNTech zusammen mit der deutschen Bundesregierung.

Laut Morschhaeuser warnten die Behörden vor „schwerwiegenden Folgen“ der Aktion. Es sei mit Beiträgen und einer Flut von Kommentaren zu rechnen, „die gegen die AGB verstoßen könnten“, sowie mit der „Übernahme von Nutzerkonten“. „Insbesondere die persönlichen Accounts des Managements der Impfstoffhersteller sollen im Visier sein. Demnach könnten auch Fake-Accounts eingerichtet werden,“ heißt es in der E-Mail.

Morschhaeuser leitete auch eine E-Mail eines BioNTech-Vertreters weiter, der Twitter bat, Beiträge von Aktivisten zu „verstecken“, die eine „faire Verteilung des COVID-19-Impfstoffs“ fordern.

„Im Rahmen der Online-Kampagnen gibt es zum Beispiel Aufrufe, BioNTech und unsere Geschäftsführer über soziale Medien zu kontaktieren“, schrieb Jasmina Alatovic von BioNTech in der E-Mail. „Könnten Sie uns helfen, unseren Biotech-Twitter-Account am Sonntag für zwei Tage zu ‚verstecken‘, damit Kommentare und ähnliches nicht mehr möglich sind?“

In ihrer E-Mail an Twitter nannte Morschhaeuser speziell die Firmenkonten von Pfizer, BioNTech, Moderna und AstraZeneca, die Twitter ihrer Meinung nach inmitten der Aktivistenkampagne „im Auge behalten“ sollte.

Erschwingliche Medizin nicht erwünscht

Sie bat Twitter auch, die Hashtags #PeoplesVaccine und #JoinCTAP zu überwachen. Erstere bezieht sich auf die People’s Vaccine Alliance, eine linke Aktivistengruppe, die einen „gerechten“ Zugang zu Impfstoffen für weniger entwickelte Länder fordert. Der zweite Tag gehört zum COVID-19 Technology Access Pool (C-TAP) der Weltgesundheitsorganisation, einer Initiative, die die Entwicklung von COVID-Impfstoffen durch den freiwilligen und transparenten Austausch von Ideen, Daten und Technologien beschleunigen soll.

„Es ist nicht klar, welche Maßnahmen Twitter letztendlich auf diese spezielle Anfrage hin ergriffen hat“, schreibt Fang. „Mehrere Twitter-Mitarbeiter merkten in späteren Nachrichten an, dass dieser Aktivismus keinen Missbrauch darstelle. Aber das Unternehmen überwachte weiterhin Tweets.

In einem Artikel über die neuen Twitter-Akten, der im Online-Magazin „The Intercept“ veröffentlicht wurde, schrieb Fang: „Letztendlich ist die Kampagne zum weltweiten Austausch von COVID-Impfstoffrezepten gescheitert.“

Während Pfizer und Moderna erwägen, ab 2023 bis zu 130 Dollar pro Dosis für ihre COVID-Markenimpfstoffe mit zwei Dosen zu verlangen, bleibt die Kampagne für generische Impfstoffe ein undurchsichtiges Thema. Sowohl die People’s Vaccine Alliance als auch die Aktivistenbewegungen haben in den USA nur wenig Resonanz in den Mainstream-Medien gefunden, während die Aktualisierungen des C-TAP hauptsächlich von einer Handvoll Medien berichtet wurden, die sich mit Außenpolitik oder geistigem Eigentum befassen.

Die Epoch Times hat BioNTech um eine Stellungnahme gebeten und wird diesen Bericht entsprechend aktualisieren.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Big Vaccine Makers ‘Pressured’ Twitter to Censor Activists Pushing for Generic Vaccines: Twitter Files“ (deutsche Bearbeitung jw)

 



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