Trotz Warnungen des US-Außenministeriums ziehen immer mehr Amerikaner nach Mexiko
Obwohl das US-Außenministerium mehrfach vor der hohen Gewaltrate in Mexiko gewarnt hat und kürzlich drei Touristen in dem mexikanischen Bundesstaat Baja California ermordet wurden, zieht es immer mehr Amerikaner in das südliche Nachbarland.
Daten des mexikanischen Innenministeriums zeigen, dass die Zahl der US-Staatsbürger, die sich vorübergehend oder dauerhaft in Mexiko aufhalten, von 2018 bis 2023 um mehr als 70 Prozent gestiegen ist.
Niedrige Lebenshaltungskosten
Viele amerikanische Auswanderer gaben als Grund für ihren Umzug die niedrigeren Lebenshaltungskosten an.
„So konnte ich mit 62 Jahren in den Ruhestand gehen“, sagte Helena Arvanites gegenüber der Epoch Times. Sie zog aus den USA in den mexikanischen Bundesstaat Querétaro. „Ich genieße die Lebensqualität, die freundlichen Menschen und das schöne Wetter.“
Ähnlich sieht es Eduardo Aguinaga, der in der Stadt Guanajuato lebt. „Es ist billig und ich kann eine Casita [Hütte] kaufen, um sie bei Airbnb zu vermieten.“
Ana Sbragia zog aus dem amerikanischen Bundesstaat Mississippi nach Silao im mexikanischen Bundesstaat Guanajuato. „Es ist erschwinglicher, eine neue Kultur, ein einfaches Leben, schönes Wetter, freundliche Menschen.“
Politische Gründe
Für andere waren politische Gründe ausschlaggebend. „Ich musste die USA verlassen, weil die Dinge dort jetzt einfach zu verrückt und grausam sind und ich nicht glaube, dass sich das in Kürze ändern wird“, sagte Nancy Martin gegenüber Epoch Times.
„Auch für jemanden mit einem mageren Einkommen (aber ordentlichen Ersparnissen) ist es fast unmöglich, in Seattle eine Unterkunft zu finden. Eine kleine Wohnung kostet schon 2.500 US-Dollar im Monat.“ Martin zog von Seattle in die Stadt San Miguel de Allende.
Doch der Zustrom von Amerikanern wird nicht von allen mexikanischen Einwohnern begrüßt. Einige beklagen, dass sie die Preise in die Höhe treiben und sich die Mieten dadurch verteuern.
„Wenn ich jetzt durch mein Viertel gehe, höre ich mehr Englisch als Spanisch“, sagte Rosa Rodriguez aus Mexiko-Stadt.
„Sie haben keinen Respekt vor der Kultur hier. Alles ist teurer und sie haben die Tienda [den Laden] am Ende der Straße in ein Yogastudio verwandelt.“
Reisewarnungen des Außenministeriums
Das US-Außenministerium rät amerikanischen Staatsbürgern von Reisen in sechs der 32 mexikanischen Bundesstaaten wegen der hohen Kriminalität und des Entführungsrisikos ab: Colima, Guerrero, Michoacan, Sinaloa, Tamaulipas und Zacatecas.
Das Ministerium empfiehlt allen, die in diese Bundesstaaten reisen, ihre Reisebegleiter und Familienangehörigen zu Hause während der Reise regelmäßig über ihre Pläne zu informieren.
„Wenn Sie sich von Ihrer Reisegruppe trennen, senden Sie einem Freund Ihren GPS-Standort. Wenn Sie allein ein Taxi nehmen, machen Sie ein Foto von der Taxinummer und/oder dem Nummernschild und schicken Sie es einem Freund“, so das Außenministerium.
Trotz der Warnungen sind in den vergangenen fünf Jahren nach Angaben des mexikanischen Wirtschaftssekretariats (SE) Tausende Amerikaner in genau diese Bundesstaaten gezogen, mehr als 11.000 allein nach Zacatecas.
In diesem zentral gelegenen Bundesstaat gab es in jüngster Zeit eine Welle von Morden im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen der örtlichen Polizei und dem Sinaloa-Kartell. Das berichtete die mexikanische Zeitung „La Jornada“.
„In den Vereinigten Staaten werden ständig Menschen in Supermärkten und Einkaufszentren ermordet. Ja, es ist schlimm, aber man muss es relativieren“, sagte Ana Tavarez aus Zacatecas gegenüber der Epoch Times.
Die meisten Amerikaner haben sich jedoch nach Angaben der SE in den Gebieten Mexiko-Stadt, Jalisco und Quintana Roo niedergelassen.
Morde in Baja California
Ein weiterer mexikanischer Bundesstaat, der aktuell auf der Reisewarnliste des Außenministeriums steht, ist Baja California.
Touristen sollten Reisepläne dorthin überdenken. Kürzlich wurden dort drei Touristen, ein Amerikaner und zwei Australier, brutal ermordet.
Die Brüder Jake und Callum Robinson aus Australien und der Amerikaner Jack Carter Rhoad hatten offenbar einen Zwischenstopp an der Küste zwischen Punta San José und La Bocana eingelegt, um zu surfen. Am 28. oder 29. April soll sich dann die Tragödie ereignet haben.
Als die Polizei an ihrem letzten bekannten Lagerplatz eintraf, war sofort klar, dass ein Überfall stattgefunden haben musste, bei dem Gewalt im Spiel war.
Es gab Blutflecken und Spuren, „als ob schwere Gegenstände geschleppt worden wären“, was den Verdacht auf einen Überfall nahelegte, berichtete die Staatsanwaltschaft von Baja California.
Staatsanwältin beschreibt Tatvorgang
Die leitende Staatsanwältin, María Elena Andrade Ramírez, rekonstruierte den Tatvorfall wie folgt:
Sie vermutete, dass die Mörder im Vorbeifahren den Pritschenwagen und die Zelte der Ausländer sahen und die Reifen stehlen wollten. Aber „als [die Ausländer] auftauchten und sie stellten, haben sie sich sicherlich gewehrt“, so Andrade Ramírez.
Die Mörder hätten die Männer dann wahrscheinlich erschossen. Die Tatsache, dass es sich um Touristen handelte, sei wahrscheinlich nicht der Grund für den Überfall gewesen. „Die Beweise legen nahe, dass sie [die Mörder] nicht wussten, woher sie kamen“, sagte sie.
Dann wurden die Leichen an einem Ort, „der extrem schwer zu erreichen ist“, in einen über sechs Kilometer entfernten Brunnen geworfen. Die Ermittler waren überrascht, als sie bei den Leichen der drei Ausländer eine vierte Leiche fanden, die schon viel länger dort lag.
„Sie mussten davon gewusst haben“, sagte die Staatsanwältin über die Angreifer und räumte die Möglichkeit ein, dass sie bereits hinter dem vorherigen Mord steckten.
Der Brunnen war mit Brettern abgedeckt. „Es war buchstäblich fast unmöglich, ihn zu finden“, sagte Andrade Ramírez. Es dauerte zwei Stunden, die Leichen herauszuziehen.
Die Staatsanwaltschaft hat drei Tatverdächtige identifiziert, von denen zwei mit Methamphetaminen erwischt wurden.
Eine von ihnen, eine Frau, hatte eines der Handys der Opfer bei sich, als sie gefasst wurde. Laut Staatsanwaltschaft sitzen beide in Untersuchungshaft, gelten aber weiterhin als Mordverdächtige.
Ein dritter Mann wurde wegen einer mutmaßlichen Entführung verhaftet, aber das war, bevor die Leichen gefunden wurden. Es war unklar, ob und wann gegen ihn weitere Anklagen erhoben werden.
Obwohl sich die brutalen Morde in der Nähe des Wohnorts einiger amerikanischer Auswanderer ereigneten, sagen sie, dass sie weiterleben würden wie bisher.
„Mexiko ist nicht Disneyland“, sagte Arvanites. „Werden diese tragischen Todesfälle etwas an meinem Verhalten ändern, während ich hier lebe? Nein.“
Dieser Artikel erschien im Original auf der Website der US-Ausgabe der Epoch Times (theepochtimes.com) unter dem Titel „More Americans Are Moving to Mexico, Even Though It Could Risk Their Lives“. (deutsche Bearbeitung nh)
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