Tradition bewahrt: Wie ein Mann sein ausgestorbenes Dorf wiederbelebt
Noburu Nimaida erinnert sich gern an seine längst vergangene Kindheit, als vier Meter Schnee das kleine japanische Dorf Ozuchi bedeckten. Damals war er 10 Jahre alt.
Während ein Schneesturm für die erwachsenen Dorfbewohner vor allem Arbeit und Stress bedeutete, bot er Nimaida die Gelegenheit, Schneemänner zu bauen – eine der schönsten Erinnerungen seiner Kindheit. Doch dieses Vergnügen, ebenso wie sein Dorf, waren bald nur noch Teil seiner Vergangenheit. Mit 15 Jahren verließ er den kleinen Ort, um in der Großstadt Arbeit zu finden.
Er war nicht der Einzige.
Wie in vielen kleinen Dörfern im Südwesten der Präfektur Ishikawa, die in einer Region im Osten Japans liegt, lebten die meisten der 300 Bewohner von Ozuchi vom Holzkohlehandel. Als Japan jedoch begann, überwiegend Erdgas zu nutzen, sahen sich viele Familien im Dorf gezwungen, wegzuziehen. Um neue Arbeit zu finden. Im Ort verblieb eine alternde Bevölkerung und der Zuzug durch neue Bewohner blieb aus.
Die Rettung von Ozuchi
Nachdem er Ozuchi verlassen hatte, gewöhnte sich der heute 71-jährige Nimaida an das Stadtleben und dachte nur selten daran, in sein Heimatdorf zurückzukehren. Doch um die Jahrtausendwende besuchte er die Gegend wieder, um einen Freund zu treffen, und hatte einen Sinneswandel. In einem Interview mit Epoch Times beschreibt er, wie er erfuhr, dass das Dorf seines Freundes völlig verlassen war.
„Damals wurde mir endlich klar, dass ich nicht wollte, dass mit dem Dorf Ozuchi dasselbe passiert, und ich alles in meiner Macht Stehende tun wollte, um etwas zu verändern“, erinnert er sich.
Er traf den Entschluss, die einzigartige Atmosphäre und das Erbe seines Dorfes zu bewahren.
Mittlerweile hat Nimaida sein Leben verändert und lebt in Ozuchi, wo er und seine Katze Casa die einzigen Bewohner sind. Dies sei das größte Abenteuer seines Lebens gewesen, sagt er. Und es war mit unzähligen Herausforderungen verbunden, von der Produktion eigener Lebensmittel bis hin zum Schutz seiner Ernte vor Tieren wie Wildschweinen und Bären.
Seit seiner Rückkehr nach Ozuchi widmet Nimaida einen Großteil seiner Zeit der Holzkohleproduktion und dem Reisanbau. Dabei arbeitet er mit Freiwilligen zusammen, die ihm helfen, das Dorf wiederzubeleben. Insgesamt, sagt Nimaida, bauen sie jährlich etwa 100 Kilogramm Reis an, um sich selbst und die Freiwilligen zu versorgen.
Der Reisanbau und die Holzkohlenherstellung sind mehr als nur eine Rückkehr zu den Wurzeln seines Dorfes – sie sind die Fortführung einer uralten Tradition. „Die Holzkohleherstellung ist eine wichtige Technik, die seit jeher auf dem japanischen Land praktiziert wird“, erzählt er. „Der Prozess geht über die bloße Produktion von Holzkohle hinaus und ist eng mit dem Zusammenleben mit der Natur und der Weitergabe von Traditionen verbunden.“
Nimaida beschreibt, wie die Holzkohle hergestellt wird. „Der Prozess beginnt mit dem Holzeinschlag, gefolgt vom Brennen“, erklärt er. „… Es ist ein anstrengender Prozess, der von drei bis vier Tagen bis hin zu einer Woche dauern kann. Nachdem das Brennen beendet ist, muss der Ofen einige Tage abkühlen. Dieser Abkühlprozess ist äußerst wichtig und muss sorgfältig überwacht werden, da plötzliche Temperaturschwankungen die Qualität der Holzkohle beeinträchtigen können.“
Ein neuer Auftrag für das Dorf
Ob Holzkohleherstellung, Arbeit auf seinen Reisfeldern oder Aufgaben im Dorf – Nimaidas Leben ist ausgefüllt.
Ein Großteil der Arbeit dreht sich darum, die Reisfelder zu pflegen und sicherzustellen, dass Unkraut den Wasserfluss zu den Pflanzen nicht blockiert.
Außerdem kümmert er sich um die Instandhaltung der zehn verbliebenen Häuser im Dorf. Wenn die Freiwilligen kommen, wird sehr viel Zeit damit verbracht, zukünftige Projekte zu planen, berichtet er.
Der Start der Zusammenarbeit mit Freiwilligen im Jahr 2013 war ein Wendepunkt für Nimaida. Der Kontakt mit jungen Menschen gab ihm eine neue Perspektive. So erstellten sie beispielsweise eine Karte des Dorfes, die zeigt, was das Dorf „auf eine neue Weise“ zu bieten hat, sagte Nimaida.
Das Lernen geht in beide Richtungen. Nimaida stellt sich Ozuchi – und die mehr als 10.000 ähnlich ausgestorbenen Dörfer in ganz Japan – inzwischen als neue Lernzentren für junge Menschen vor.
„Für die jungen Generationen auf der ganzen Welt ist es wichtig, das College abzuschließen, ein klares Ziel zu haben und in einem großen Unternehmen zu arbeiten“, sagte er. „Aber wenn man sich über seine Ziele noch nicht im Klaren ist, kann es eine großartige Erfahrung sein, in eine wenig besiedelte Gegend zu gehen und sich dort auszuprobieren.“
Er ergänzt, dass das Leben in nicht mehr besiedelten Gegenden eine wertvolle Gelegenheit bietet, über sich selbst nachzudenken und gleichzeitig mehr über die Natur und die Traditionen zu lernen – insbesondere ohne die Ablenkung durch moderne Technologie und hektisches Stadtleben.
„In der heutigen Welt, in der die Medien meist nur die schillernden und glamourösen Seiten des Lebens zelebrieren, ist es leicht, sich minderwertig oder frustriert zu fühlen. Sich selbst herauszufordern und nach Spitzenleistungen zu streben ist wichtig, doch wahres Glück entsteht durch Selbstreflexion und das Setzen realistischer, erreichbarer Ziele“, so Nimaida.
Das ist das Vermächtnis, das er seinem Heimatdorf für die nächsten 100 Jahre hinterlassen möchte.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Meet the Man Who Lives Alone in His Once Abandoned Village, Preserving Tradition“. (redaktionelle Bearbeitung so)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion