Team „Mantoco“: Tipps für die erste Weltreise
Gemeinsam haben sie 18 Jahre und Hunderttausende Kilometer Weltreise-Erfahrung: Constanze Kühnel und Thomas Lehn. Mit ihrem Reisemobil „Manni“, ein Lkw der Firma MAN, sind sie auf der ganzen Welt zu Hause. Am Ziel ist das Reise-Trio, dessen Spitzname sich aus den Anfangsbuchstaben von MANni, TOmmy und COnny zusammensetzt, schon lange, aber noch lange nicht angekommen.
Epoch Times traf die deutschen Weltreisenden bei einem ihrer seltenen Besuche in ihrer Heimat wortwörtlich Minuten vor Abfahrt. Wir fragten sie nicht nur nach ihrem nächsten Ziel und ihrem Lieblingsrezept, sondern auch welche Tipps sie Reiseneulingen geben können.
Ist Reisen auch etwas für mich?
Eine der häufigeren Fragen an die beiden Weltreisenden lautet in etwa: „Ist das Reisen auch etwas für mich?“ Ihre Antwort ist ein schlichtes und meist verblüffendes „Nein“. „Warum? Weil jeder selbst spüren muss, ob das ewige Reisen zu ihm passt oder nicht“, erklärt Thomas „Tommy“ Lehn. „Wenn du fragen musst, dann ist es vermutlich nichts für dich.“
Das heißt jedoch nicht, dass die Reise damit zu Ende ist. Conny und Tommy – nach einer afrikanisch-herzlichen Begrüßung wechselte man bereits nach wenigen Worten zum du – haben in über elf gemeinsamen Jahren auf Achse viele Erfahrungen gemacht, die sie nur allzu gern teilen, egal ob jemand bei null anfängt oder mit ihrer Unterstützung mehrere Monate den Nahen Osten, Afrika oder Zentralasien „erfahren“ möchte.
Wo möchte ich hin?
Ebenso wie die Entscheidung, überhaupt zu reisen, ist auch die Wahl des Reiseziels jedem selbst überlassen: Surfen vor Portugal, Weinberge in Frankreich, Schlösser am Rhein, Wandern in den Alpen oder Gletscher in Skandinavien – bereits innerhalb Europas gibt es eine Vielzahl an Zielen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Reiseziels ist auch das Fahrzeug. Während dies in Europa selten Probleme bereitet, kann man außerhalb mit einem einfachen Wohnmobil nicht mehr jeden Ort erreichen, weiß Tommy. Allerdings seien jene zehn Prozent abseits befestigter Straßen oft die spannenden, interessanten und schönsten.
Wer wirklich unberührte Flecken dieser Erde erkunden möchte, brauche daher Allradantrieb und ausreichend Bodenfreiheit. Beides bietet „Manni“ zur Genüge, sodass auch Dünen oder unbefestigte Straßen meist kein Problem darstellen. Dass man sich dennoch festfahren kann, haben Conny und Tommy schon erfahren müssen: In Mali haben sie trotz vieler helfender Hände drei Tage lang geschaufelt, um ihren Lkw wieder flottzubekommen.
Das „richtige“ Basisfahrzeug
Der ideale fahrbare Untersatz ist laut Conny so klein wie möglich, aber zugleich so groß wie nötig. Nicht nur ist ein kleines Fahrzeug leichter zu bergen, es ist auch insgesamt leichter und verbraucht damit im Regelfall weniger Kraftstoff. Zudem ist es wendiger.
Andererseits möchten Conny und Tommy nicht auf ihre großen Fenster, die Tiefkühltruhe und das bequeme Bett verzichten und erklären, dass die Fahrzeuggröße natürlich von der Anzahl der Mitfahrer und dem gewünschten Komfort abhängt. So werde in einem VW-Bus auf Dauer weder eine vierköpfige Familie wohnen können, noch sei eine Toilette garantiert. Separate Dusche und Stauraum für längere Reisen vergrößern das Fahrzeug zwangsweise weiter. Wasser, Kraftstoff und Strom müsse man ebenfalls ausreichend berücksichtigen.
Egal, ob Kastenwagen, Pick-up mit Wohnkabine oder XXL-Lkw – jedes Fahrzeug benötigt die passende technische Ausrüstung. Wer in die Wüste fährt, sollte sich nicht darauf verlassen, dass a) jemand anderes in der Nähe ist und b) dieser jemand auch noch Sandbleche und Schaufel dabeihat. Beides haben Conny und Tommy ebenfalls schon erlebt. Ihre Wüstenausrüstung haben sie selbst dabei, mehrere Ersatzreifen und Werkzeug ebenfalls.
So wenig Technik wie möglich
Wer die Qual der Wahl hat und sich ein Reisemobil kaufen möchte, sollte nach einem robusten Dieselmotor ohne „viel elektronischen Firlefanz“ Ausschau halten, empfiehlt Tommy. Erstens gibt es überall auf der Welt Waren zu transportieren und damit Lkw, die vor Ort tanken müssen, also gibt es (nahezu) überall auf der Welt Diesel. Zweitens ist die Kraftstoffqualität nicht immer mit Europa vergleichbar, dennoch möchte man nicht, dass der Bordcomputer den Motor nicht startet, weil eine Fliege im Tank schwimmt.
Geht bei Manni etwas kaputt, krabbeln Tommy und Conny in sein Innenleben, „finden das lose Kabel und dann geht es weiter“. Die alte Technik sei zwar nicht immer mit den Vorschriften in Deutschland kompatibel, aber dafür mit den Gegebenheiten in den Ländern, wo sie unterwegs sind.
Die Länge der Reise
Spätestens wenn das Wohin und das Womit geklärt sind, stellt sich die Frage, wie lange eine Weltreise dauern soll. Diese Antwort beeinflusst einerseits Ziele und Fahrzeug, richtet sich aber in den meisten Fällen wiederum nach den persönlichen Möglichkeiten.
Wer nur wenig Zeit hat, aber dennoch ein fernes Land erkunden möchte, dem empfehlen Conny und Tommy eher Flugzeug und Mietwagen. Eine kleine Rundreise in Europa ist binnen Wochen möglich, in drei Monaten „wunderschön und stressfrei“ eine Runde über Türkei, Georgien und Armenien. Alternativ biete sich Marokko an. Hat man noch drei Monate mehr, könne man die Strecke auf die Arabische Halbinsel beziehungsweise nach Westafrika, Mauretanien, Senegal und Gambia ausweiten.
Wer jetzt mit dem Gedanken einer Reise rund um das Mittelmeer spielt, den müssen die beiden enttäuschen: „Die Grenzen zwischen Algerien und Marokko sind schon immer geschlossen. Algerien gibt kein Visum für Einzelreisende aus und Israel ist kompliziert.“ Wer das Mittelmeer entlangfahren möchte, müsse sich auf den europäischen Teil beschränken.
Allgemein sei Europa ein gutes Ziel für Einsteiger, denn man habe weiterhin ein „gewisses strukturiertes und gewohntes“ Umfeld. Das ist ideal, um mit sich selbst, der neuen Lebenssituation und dem Fahrzeug klarzukommen, erklären Conny und Tommy. Auch sie haben zwei Testreisen gemacht, bevor sie in entlegenere Winkel aufgebrochen sind.
Was sonst noch zu beachten wäre
Nicht nur die Entscheidung, sein Leben in einem Lkw zu verbringen, sondern auch jede kürzere Reise erfordert Vorbereitung. Oft sei es so, dass die Leute Zeit und Geld haben, aber keine Ahnung. Das gehe so weit, dass sie nicht einmal einen Reiseführer lesen, „weil sie unvoreingenommen sein wollen“, berichtet Conny. Andere stehen an der Grenze und wundern sich, dass sie ein Visum brauchen oder ein „Carnet de Passages“, praktisch einen Reisepass für das Auto, um es zollfrei einführen zu dürfen.
Und dann gibt es da noch die Länder selbst mit ihren unterschiedlichen Gewohn- und Gepflogenheiten. Wer sich vorher überhaupt keine Gedanken macht, wie man sich wo verhält, tappt oft völlig respektlos von einem Fettnäpfchen ins nächste, egal ob man im spartanischen Eigenbau-Camper oder Hightech-Wohnmobil unterwegs ist.
Auch oder gerade auf Reisen ist für Conny und Tommy das Miteinander mit den Menschen das Wichtigste, und dazu gehören einfach auch Toleranz, Verständnis und Einfühlungsvermögen. Das fehle vielen Reisenden komplett.
Zu guter Letzt ist da noch der kleine, aber feine Unterschied zwischen Ziel- und Weg-orientiertem Reisen: Wer schnell von A nach B wolle, laufe Gefahr, sich unnötig zu hetzen und zu stressen. Conny und Tommy haben zwar auch ein Ziel – aktuell ist es die Türkei, in der sie Anfang Oktober verabredet sind – wie sie dort hinkommen, wissen sie jedoch allenfalls grob, und wenn auf dem Weg noch B, C, D und E liegen, dann nehmen sie diese Gelegenheiten gern wahr.
Und die Kosten?
Unvermeidbar ist im Prinzip all das, was das Fahrzeug betrifft: Ersatzteile, Ausrüstung, Sprit. Dazu kommen Dokumente von Behörden, Auslandskranken- und andere Versicherungen sowie die Lebenshaltungskosten.
Zu zweit im Lkw könne man grundsätzlich mit monatlich 1.500 Euro unterwegs sein – oder aber auch mit 5.000 Euro. Das kommt ganz darauf an, was man sich erlauben will und kann. Je nachdem, wie viel und wie schnell man unterwegs ist, schlagen die Kosten für Kraftstoff am stärksten zu Buche: Wer drei Monate in Griechenland am Strand steht, zahlt diesbezüglich garantiert weniger als jemand, der jeden Monat 2.000 Kilometer fährt, egal, wie günstig der Sprit ist.
Ob man den Aufenthalt dann aber noch Reisen nennen könne, ist für Conny und Tommy fraglich. Treffender sei „überwintern“. Ihr Lebenskonzept beinhaltet hingegen einen regelmäßigen Ortswechsel: „Wir genießen es, maximal drei Tage an einem Platz zu sein. Und dann reicht es oft, wenn wir 20 Kilometer weiterfahren.“
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