Tausende Lichter für einen guten Zweck: Weihnachtshäuser erfreuen Besucher
Wochenlang hat Dirk van Acken Glühbirnen gewechselt, jede Christbaumkugel einzeln abgestaubt und Glühwein gebunkert – jetzt läuft in seinem Weihnachtshaus in Oberhausen wieder die Saison. Bis zum 23. Dezember kommt er aus seinem dunkelroten Nikolauskostüm mit langem weißem Bart nicht mehr raus, sagt der 45 Jahre alte Altenpfleger.
Weihnachtswahnsinn mit insgesamt drei Schneekanonen vor und hinter dem Reihenhaus, geschätzt 70.000 Lichtern und Weihnachtsmusik aus dem Internet in Dauerschleife – sieben Tage die Woche, ohne Pause. Auch andere Menschen in Deutschland bereiten mit Weihnachtshäusern Tausenden Besuchern eine Freude.
Das Weihnachtshaus wird monatelang vorbereitet
Wer sich van Ackens Wohnung mit dem großen Schneemann zum Aufblasen am Eingang nähert, sieht schon von weitem die Lichter. Drinnen herrscht regelrechter Deko-Taumel: Nussknacker, Rentiere, 44 beleuchtete Mini-Weihnachtshäuser auf dem Wohnzimmertisch, unzählige Figuren und Weihnachtsnippes aller Art füllen die 94-Quadratmeter-Wohnung – inklusive Terrasse, Garten, Bad und Küche. Kochen geht nicht mehr. Van Acken behilft sich mit einer Fritteuse und dem Grill im Garten. Aus der Toilette winkt ein an die Kacheln projizierter Weihnachtsmann.
„Seit September laufen die Vorbereitungen. Das wird immer mehr zum Großprojekt“, sagt van Acken. Das „Weihnachtshaus von Oberhausen“ gibt es mittlerweile als Ortsangabe bei Google. Es kommen mehr und mehr Besucher – 80 bis 120 pro Abend unter der Woche, am Wochenende deutlich mehr. An einem Abend schoben sich zwischen 18.30 und 21.00 Uhr schon mal 360 Menschen durch die vollgestellte Wohnung.
Van Acken empfängt jeden Besucher, wenn es irgendwie möglich ist, persönlich im Nikolauskostüm an der Tür. Die Kinder kriegen einen Schokololli und dürfen sich aus dem großen Sack ein Stofftier angeln. Erwachsene können an der Theke im Garten einen Glühwein trinken und dazu eine Grillwurst nehmen – alles umsonst, Spenden sind erwünscht.
Es folgt: eine saftige Stromrechnung
Für seine Besucher geht der Oberhausener in die Vollen: 40 Kisten Pils, 300 Liter Glühwein, über 100 Liter Kinderpunsch und 20 bis 25 Flaschen Amaretto hat er in diesem Jahr vor dem Saisonstart gekauft. Am Wochenende gehen 150 bis 200 Würstchen durch, sagt er. Und für die ganzen Weihnachtslichter hat er für 400 Euro Batterien besorgt, dazu kommt eine saftige Stromrechnung am Ende des Winters. Alles in allem schießt er jedes Jahr mehrere Tausend Euro zu, wie er sagt.
Was treibt den 45-Jährigen so sehr, dass er sogar den Arbeitgeber wechselte, weil sein alter Chef ihm keine vier Wochen am Stück vor Weihnachten mehr frei geben wollte? „Ich sehe das vor allem als soziales Projekt“, sagt er. Viele Besucher hätten wenig Geld und freuten sich über den Gratis-Glühwein. Er sammelt Futterspenden und Geld für ein Tierheim. Alte Menschen kommen oft, aber auch Familien mit Kindern. Wenn er für die Kleinen seine „magische Weihnachsmann-Kugel“ schüttelt und sie sich noch ein Stofftier extra aussuchen dürfen, strahlen die Kinder ihn an.
Familie sammelt mit Lichtershow Spenden für guten Zweck
Im bayerischen Hohenlinden sammelt Familie Voß mit einer Weihnachtsshow am Haus Spenden für den Förderverein des Deutschen Herzzentrums in München. Denn die älteste Tochter der Familie ist mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen und musste mehrfach von den Experten operiert werden.
Am Eigenheim der Familie im Großraum München sind nun mehr als 30.000 Lichter so programmiert, dass sie im Takt zu Musikstücken tanzen. „Wir haben 15 Titel im Repertoire, die gespielt werden“, erklärt Hausbesitzer Sebastian Voß. Die Besucher könnten die Show selbst in Gang setzen: „Da ist am Zaun ein kleiner Knopf. Wenn man drauf drückt, wird das nächste Lied gespielt.“ Zuletzt seien jährlich etwa 4,000 Euro an Spenden zusammengekommen.
Auch Josef Glogger aus dem schwäbischen Balzhausen schmückt sein Haus Jahr für Jahr und sammelt damit Spenden. Er gibt das Geld an die Uniklinik in Ulm, wo seine Ehefrau wegen einer Krebserkrankung behandelt wurde. „Letztes Jahr habe ich 6.000 Euro weitergegeben“, berichtet er.
Eislandschaft und Geschichten
Das Weihnachtshaus in Erdmannhausen (Baden-Württemberg) mit seinen 300 Figuren und 90.000 LEDs erzählt Geschichten. „Meine Frau lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen“, sagt Andreas Niehues-Zimmermann, der dort wohnt. So erinnert ein Eisbär in Rüstung an den Film „Der goldene Kompass“.
Im gut eine Stunde Fahrzeit entfernten Lichtenstein steht am Weihnachtshaus eine Eislandschaft im Vordergrund. Bis zum 1. Januar und zwischen 17.00 Uhr und 22.00 Uhr kann die leuchtende Pracht bewundert werden. „Außerdem haben wir einen sechs Meter hohen Weihnachtsbaum“, sagt Jörg Meißel, der sein Haus seit mehr als zehn Jahren mit Dutzenden Figuren weihnachtlich schmückt. Im vergangenen Jahr hat ihn dieser Spaß rund 330 Euro auf der Stromrechnung gekostet.
Friedliches Weihnachtsmärchenland im Spreewald
Mit warmem Licht verwandeln Gisela Liebsch und Gerd Mörl ihren Hof im Spreewalddorf Straupitz seit 26 Jahren in ein friedliches Weihnachtsmärchenland. Zur Adventszeit stehen 300 Figuren zwischen ausgelegten Tannenzweigen, weitere 100 im Carport. Manche sitzen auf Schlitten, andere sind an Bäumen, im Tannengrün und an der Hausfassade angebracht.
Setzt die Dämmerung ab 15:30 Uhr ein, leuchten im Straupitzer Weihnachtsgarten Lichter in warmem Gelb – bis 19:30 Uhr. Start ist diesen Samstag. LED-Lampen nimmt das Paar für die Beleuchtung so gut wie gar nicht. Die seien zu grell, erklären beide. Dass alte, herkömmliche Glühbirnen mehr Strom verbrauchen, wird in Kauf genommen. „Wir rauchen nicht, wir haben kein Haustier, ich schneide meinem Mann allein die Haare, jeder gibt sein Geld irgendwo anders aus, wir eben dafür“, sagt Gisela Liebsch zum Familienhobby.
Das Paar ist mit seinem „Weihnachtshaus“ in dem Spreewälder Ort längst eine lokale Berühmtheit. Schon Wochen vorher fragten Familien und Kinder, wann es losgehe, erzählt Gisela Liebsch. Inzwischen hätte sich auch der neue Nachbar des Paars von der Weihnachtsbeleuchtung inspirieren lassen und schmücke sein Haus. „Das steckt schon ein bisschen an“, glaubt sie. Auch im Dorf sehe es nicht mehr so trist aus wie früher, jetzt leuchte es mehr in den Vorgärten. (dpa/red)
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