Tagesschau schafft „Guten Abend, meine Damen und Herren“ ab
Die „Tagesschau“, Deutschlands wohl traditionsreichste Nachrichtensendung, verabschiedet sich von der Zuschauerbegrüßung „Meine Damen und Herren“. Seit dem 21. November 2024 beginnen die Sprecher die Sendung mit einem einfachen „Guten Abend, ich begrüße Sie zur Tagesschau“.
Mit der Abschaffung der Formulierung „Damen und Herren“ zu Beginn der täglichen Nachrichtensendung um 20 Uhr ändert die ARD ein langjähriges Ritual. Es ist das Ende einer jahrzehntelangen Tradition. Die gendergerechte Ansprache der Zuschauer sorgt für gespaltene Reaktionen.
Tagesschau will nicht mehr „altmodisch“ sein
Grund für die Änderung ist laut des öffentlich-rechtlichen Senders: Die Zuschauer hätten die vorherige Anrede als „zu altmodisch“ empfunden, deswegen wurde die neue, genderneutrale Sprachregelung eingeführt. Dies erklärte der Norddeutsche Rundfunk (NDR), verantwortlich für die „Tagesschau“, gegenüber der „Bild“. Die Änderung sei der Versuch, die Ansprache moderner und zugänglicher zu gestalten.
„Die Veränderung basiert unter anderem auf einer qualitativen Zuschauerbefragung und entspricht dem Wunsch nach einer authentischen und zugänglichen Ansprache“, so der NDR laut der Zeitung. Die Zuschauer hätten es sich so gewünscht und „Damen und Herren“ für altmodisch befunden. Weiter heißt es: „Die Tagesschau orientiert sich bei den Sprechertexten zunehmend am gesprochenen Wort statt an formeller Schriftsprache.“
Moderator Schreiber fragt nach Akzeptanz
Am Anfang wurde die Änderung kaum wahrgenommen. Nach ungefähr einer Woche ohne „Damen und Herren“ starteten kontroverse Diskussion in den sozialen Netzwerken.
ARD-Moderator Constantin Schreiber selbst fragte auf X: „Heute das erste Mal für mich ohne ,Damen und Herren‘. Stattdessen heißt es nun ,Guten Abend, ich begrüße Sie zur Tagesschau!‘ Was denkt ihr dazu?“
Das Feedback, zu dem der ARD-Nachrichtenmann aufforderte, ist zahlreich. Mittlerweile stehen 5.680 Kommentare unter dem Post, der von einer Million Menschen gesehen wurde. Die Reaktionen fallen gemischt aus.
Nutzerin Friederike Busch @rike_tweet findet: „Klingt moderner und grenzt niemanden aus – also gut!“
Mein Name ist Lohse @NamenLohser fragt ironisch zurück: „Die Tagesschau hat also jahrzehntelang aktiv Menschen ausgegrenzt? Ernsthaft?“
„Ist dann irgendwann auch ‚Yo, Tagesschau hier‘ akzeptabel? Ist auch moderner und grenzt niemanden aus“ ergänzt Nutzerin mrs_schiko@mistress2021.
Für manche, wie Ali Utlu @AliCologne ist die Neuerung einfach schlicht „unhöflich“, während Mrs M @MrsMertes feststellt: „Gut, dass ich das eh nicht mehr schaue. Und schön, dass Sie immerhin nicht ‚Sehr geehrte zuschauenden Personen‘ sagen.“
Thomas von Sarnowski @ThomasSarnowski erklärt hingegen: „Ohne Ihren Tweet wäre es wohl kaum jemandem aufgefallen – und das sagt vor allem etwas über die, die sich hier so echauffieren.“
von Storch: „Geschlechtslos. Gesichtslos. Identitätslos.“
Auch prominente Stimmen, wie AfD-Politikerin Beatrix von Storch @Beatrix_vStorch kommentieren dazu auf X:
„Die Tagesschau hat ‚Meine Damen und Herren‘ als Anrede gestrichen. Ganz langsam und leise werden Worte eliminiert, die aus unserem Sprachgebrauch verschwinden sollen. Wir denken in Worten. Der Gedanke soll verschwinden. ‚Damen‘ und ‚Herren‘. Wir sollen Masse werden. Geschlechtslos. Gesichtslos. Identitätslos. Würdelos. Einfach eine stumpfe, manipulierbare Masse.“
Prof. Dr. Dr. Olaf Gierhake @OlafGierhake schlussfolgert:
„Die Tagesschau bereitet keine Informationen auf, sondern verbreitet regierungstreue Propaganda. Wie sie ihre weniger werdenden Zuschauer anspricht, dürfe dabei kaum eine Rolle spielen.“
„Tagesschau“-Einschaltquoten
Laut Statistikportal „Statista“ betrug die Reichweite der Nachrichtensendung im Jahr 2023 durchschnittlich rund 9,46 Millionen Zuschauer. Im Vorjahr 2022 schalteten 10,13 Millionen ein. Während der Corona-Zeit hatte der Nachrichtenkonsum insgesamt zugenommen. Im ersten Pandemiejahr 2020 hatte die Tagesschau 11,78 Millionen Zuschauer, im Folgejahr 11,69 Millionen.
2019 waren es noch 9,8 Millionen, die die „Tagesschau“ einschalteten. Bis zum Hochschnellen des Nachrichteninteresses zur Corona-Zeit pendelte die „Tagesschau“-Quote zwischen 8,2 Millionen (1993) und knapp unter 10 Millionen, beispielsweise 9,83 Millionen im Jahr 2016.
2024 überholt Internet erstmals TV
Die Bedeutung von sozialen Medien als Informationsquelle ist laut „Deutschem Präventionstag“ rasant gewachsen. Mittlerweile nimmt ein Drittel der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren Informationen zum aktuellen Zeitgeschehen über mindestens einen Social-Media-Dienst wahr. Damit ist die „informierende Tagesreichweite“ von sozialen Netzwerken, Video-Sharing-Diensten und Instant Messengern in nur fünf Jahren um 55 Prozent gestiegen.
Erstmals überholt im Jahr 2024 das Internet in Deutschland das lineare TV als wichtigste Quelle für Nachrichten, fand eine Untersuchung des Reuters Institute Digital News Report 2024 unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Medienforschung heraus.
Demnach nutzen 42 Prozent der befragten deutschen Erwachsenen das Internet als ihre primäre Nachrichtenquelle. Das lineare Fernsehen ist erstmals (die Studie läuft seit 2012) auf Platz zwei gelandet, wenn auch mit 41 Prozent sehr knapp.
Dabei beziehen 15 Prozent der Befragten inzwischen ihre Informationen hauptsächlich aus Social Media. Überproportional sind es hier die Jüngeren, bei den 18- bis 24-Jährigen sogar 35 Prozent.
Die sozialen Medien sind für 16 Prozent der jungen Erwachsenen sogar die einzige Nachrichtenquelle. Die führenden Plattformen dabei: WhatsApp, YouTube und Facebook. Der Nachwuchs nutzt bevorzugt Instagram, YouTube und TikTok für Informationen.
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