Steigende Grippefälle in Deutschland: RKI warnt vor besonders hohen Infektionszahlen bei Kindern
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Die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen (ARE) unter Kindern war jüngsten Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge in der Vorwoche besonders hoch. In der vierten Kalenderwoche hatte die Zahl der Kinder bis 14 Jahre, bei denen eine solche festgestellt worden war, 21.246 auf 100.000 Einwohner erreicht. Noch zum Jahreswechsel hatte diese bei 5.932 gelegen.
Mit 18.778 durch Labore bestätigten Infektionen auf 100.000 Einwohner in der fünften Kalenderwoche ist der Höhepunkt der Welle bei den Kindern mittlerweile vorerst überschritten. Die Inzidenz ist dennoch immer noch größer als dies in der 38. Kalenderwoche 2024, dem bisherigen Saisonhöhepunkt, der Fall gewesen war. Zugleich zieht die Zahl der infizierten Personen pro 100.000 über 15 Jahre an – von 4.998 in der zweiten Woche auf mittlerweile 8.029. Mit 8.186 war die höchste Inzidenz der Saison bislang in der 40. Kalenderwoche 2024 zu beobachten.
Influenzavirus derzeit für 57 Prozent der Atemwegserkrankungen verantwortlich
Bezüglich der grippeähnlichen Erkrankungen (ILI) hatte der wöchentliche Höchstwert der Inzidenz bei Kindern bis 14 Jahren im Jahr 2024 bei 5.203 in der 51. Kalenderwoche gelegen. Nach einem kurzfristigen Rückgang nach Jahresbeginn kletterte die Anzahl bis auf 10.662 in der vierten Kalenderwoche 2025. Mittlerweile ist sie leicht auf 8.099 zurückgegangen.
Bei den Personen über 15 Jahren hatte sich die wöchentliche Inzidenz bei den grippeähnlichen Erkrankungen im Jahr 2024 zwischen 500 und 2.000 bewegt. Mittlerweile ist sie auf 2.011 gestiegen. Insgesamt haben sich dem RKI zufolge in den ersten Februartagen bundesweit etwa acht Millionen Menschen in Deutschland mit einer akuten Atemwegserkrankung infiziert. Bei 57 Prozent davon waren Influenzaviren dafür verantwortlich.
Bei den schweren akuten respiratorischen Infektionen (SARI), die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machten, waren diese in 37 Prozent der Fälle die Ursache für die erforderliche stationäre Behandlung. Demgegenüber waren nur bei sechs Prozent Respiratorische Synzytial-Viren (RSV) für eine Atemwegserkrankung mit schwerem Verlauf ausschlaggebend, in zwei Prozent der Fälle SARS-CoV-2.
RKI weist auch auf eindeutigen Trend bei Abwasseruntersuchungen hin
Während COVID-19 im Herbst des Vorjahres die am stärksten verbreitete akute Atemwegserkrankung war, hat seit Ende Dezember die Grippe die Führung übernommen. Dies geht auch aus der jeweiligen Viruslast im deutschen Abwasser hervor. Wie der MDR unter Berufung auf das RKI berichtet, lag der errechnete Corona-Schätzwert am 16. Oktober 2024 bei 176.880 Genkopien pro Liter.
Bis 29. Januar 2025 sank dieser jedoch kontinuierlich auf 69.646. Demgegenüber lag der Mittelwert bei der Influenza zwischen Anfang Mai und Ende November stabil bei 3.000 oder weniger. Seit Dezember stieg er jedoch drastisch an und erreichte bis 29. Januar einen Wert von 76.691. Dabei spielten Influenzaviren sowohl vom Typ A als auch vom Typ B eine Rolle. Im Vorjahr hatte der Vergleichswert um diesen Zeitpunkt noch bei 18.737 gelegen.
Zwar greift die Influenzawelle mittlerweile zunehmend von Kindern auf ältere Jugendliche und Erwachsene über. Auffällig ist dennoch, wie das RKI selbst deutlich macht, dass die aktuellen ARE-Inzidenzen in der fünften Kalenderwoche in den meisten Altersgruppen im vorpandemischen Wertebereich lagen. In der Gruppe der 5- bis 14-Jährigen liegen sie hingegen deutlich über dem Niveau der Jahre vor 2020.
Auswirkungen im Schulbetrieb spürbar
Vor allem die Zahl der schweren Verläufe von Grippe-Erkrankungen, die einen Klinikaufenthalt erforderlich machten, ist dem RKI zufolge derzeit dreimal so hoch wie in den Jahren davor. Speziell bei Schulkindern seien etwa 70 Prozent der Kinder, die ins Krankenhaus kamen, wegen einer Grippe-Diagnose eingewiesen worden.
Die Zahl der Arztbesuche in der genannten Gruppe stieg in der Woche vom 27. Januar bis 2. Februar gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von etwa 3.610 auf 5.150 pro 100.000 Einwohner. Eine Schätzung der Dunkelziffer von erkrankten Kindern, die sich mit akuten Atemwegserkrankungen infizierten, ohne einen Arzt aufzusuchen, ist in diesen Zahlen nicht enthalten.
Die überdurchschnittlich starke Grippewelle bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Schulbetrieb. Aufgrund der Erkrankung von Lehrern kommt es zu Unterrichtsausfällen. Der Trend könnte sich in den kommenden Wochen fortsetzen, da der Höhepunkt des Infektionsgeschehens bei Erwachsenen bislang nicht absehbar ist.
RKI nicht vollständig von „Hygienehypothese“ überzeugt
Für die besonders hohe Inzidenz akuter Atemwegserkrankungen bei Kindern zwischen 5 und 14 Jahren gibt es mehrere potenzielle Erklärungsansätze. Tendenziell war der Januar 2025 von den Temperaturen her etwas milder als in den beiden Jahren zuvor – während die Niederschlagshäufigkeit etwas höher war. Diese Kombination könnte das Risiko für Atemwegsinfektionen erhöhen.
Fraglich ist, inwieweit noch Effekte des Corona-Lockdowns auf die Infektionsneigung durchschlagen. Nach der Wiedereröffnung von Schulen und Kitas war es damals zu einer Konzentration von Infektionen in kurzer Zeit gekommen. Dies wurde häufig mit der sogenannten Hygienehypothese erklärt. Diese besagt, dass ein geringerer Kontakt mit Keimen in der Kindheit das Infektionsrisiko beeinflusst.
Das RKI hatte 2014 die Hygienehypothese als mögliche Erklärung für ein erhöhtes Auftreten von Heuschnupfen und Asthma erwähnt, allerdings auch auf Schwächen hingewiesen. Auch könnten die psychischen Belastungen während der Pandemie indirekt das Immunsystem beeinflussen und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen.
Was raten Ärzte Eltern in Anbetracht der Grippewelle?
Ärzte empfehlen angesichts der Situation einer hohen Zahl von Atemwegserkrankungen bei Kindern ein Bündel an Maßnahmen. Neben einer frühzeitigen Abklärung bei verdächtigen Symptomen sollten Eltern auch auf das Unterbleiben einer Verbreitung der Infektion achten. Dies bedeutet, infizierte Kinder zu Hause zu behalten und nicht in die Kita oder die Schule zu schicken.
Eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung können dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und die Anfälligkeit für Infektionen zu reduzieren.
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