Soziale Medien verwirren junge Erwachsene bei der Partnerwahl

Eine neue Studie enthüllt, dass soziale Medien junge Menschen bei der Partnersuche stark verunsichern. Anstelle traditioneller Werte dominieren jetzt Lustsuche und Impulsivität die Dating-Welt. Experten warnen, dass diese dopamingesteuerten Plattformen die Stabilität moderner Beziehungen gefährden könnten.
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Suchtgefahr durch Dating-Apps: Verändertes menschliches Verhalten im digitalen Zeitalter.Foto: nicoletaionescu/ iStock
Von 7. Juli 2024

Eine aktuelle Studie zeigt, dass soziale Medien viele junge Menschen darüber verwirren, wen und wie sie daten sollen. Die in Indien ansässige Ethophilia Research Foundation führte eine Untersuchung durch, die ergab, dass Social Media das normale menschliche Verhalten verändert hat – insbesondere die Beziehungsentscheidungen junger Menschen.

Traditionell geht es beim Dating darum, einen Partner fürs Leben zu finden und zusammen eine Familie zu gründen. Jedoch sei heute dieses Ziel durch das Streben nach sexueller Befriedigung ersetzt worden, was viele Menschen bei der Partnerwahl verwirrt. Impulsivität und Lustsuche spielen nun eine entscheidende Rolle bei der Partnersuche, erklärte Chayan Munshi, Gründer und geschäftsführender Direktor der Forschungsgruppe, gegenüber Epoch Times.

Er führt die Veränderung der Dating-Ziele auf die „große Menge an sexuell stimulierenden oder attraktiven Inhalten“ in den sozialen Medien zurück. „Es erzeugt eine riesige Datenbank im jungen Verstand, die letztlich Verwirrung bei der Auswahl potenzieller Partner schafft“, stellt er fest.

Die Erkenntnisse der Studie basieren auf einer Umfrage unter 150 jungen Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren.

Dopamingesteuerte Interaktion in sozialen Medien beeinflussen Beziehungen

Laut Thomas Kersting, Psychotherapeut und Autor des amerikanischen Bestsellers „Disconnected: how to reconnect our digitally distracted kids“ (auf deutsch etwa: Abgetrennt: Wie wir uns wieder mit unseren digital abgelenkten Kindern verbinden), können die Verwirrung und Instabilität in Beziehungen durch den dopamingesteuerten Einfluss von sozialen Medien erklärt werden.

„Soziale Medien zielen auf den lustsuchenden Teil des Gehirns ab, der Dopamin produziert, das Wohlfühlhormon. Mit der Zeit haben Dinge, die zuvor ein angenehmes, aufregendes Gefühl ausgelöst hätten – wie das Kennenlernen eines potenziellen Partners – nicht mehr das gleiche Gewicht im Vergleich zu dem konstanten Strom von Vergnügungen, der vom Bildschirm kommt“, erklärte Kersting gegenüber Epoch Times.

Auch Dr. Andrew Doan, Arzt für Augenheilkunde, der sich auf problematisches Spielen und übermäßige Nutzung personalisierter Technologie spezialisiert hat, betont die Auswirkungen der dopamingesteuerten Natur von Social-Media-Interaktionen auf Beziehungen. Laut Dr. Doan hat die Nutzung sozialer Medien dazu geführt, dass Beziehungen stärker auf die Suche nach „Vergnügen“ und „Adrenalinkicks“ ausgerichtet sind.

„Plattformen von sozialen Medien stimulieren das Belohnungssystem des Gehirns und machen kurzfristige Vergnügen attraktiver als den Aufbau tieferer Verbindungen“, sagte Dr. Doan gegenüber Epoch Times.

Er betonte, dass die Förderung eines „achtsamen und ausgewogenen Umgangs mit sozialen Medien dazu beitragen könnte, diese negativen Auswirkungen auf die Beziehungsstabilität junger Erwachsener abzumildern.“

Suche nach dem perfekten Partner

Soziale Medien und Online-Apps bieten einen „endlosen Strom“ sofortiger Befriedigung und Illusion, was dazu führen kann, dass Menschen zu hohe Ansprüche stellen, wenn sie nach romantischen Partnern suchen, erklärt Kersting.

„Drücke einen Knopf und kaufe sofort, was du willst. Drücke einen Knopf, bestelle Essen und DoorDash [Lieferservice] liefert es sofort. Drücke einen Knopf und zack, der Film, den du sehen möchtest, ist sofort vor dir“, führt Kersting Beispiele an, wie Apps den Nutzern sofort geben, was sie wollen.

Im Falle von sozialen Medien und Dating-Apps können Menschen „mit einem Klick den attraktivsten und provokantesten Mann oder die attraktivste Frau sehen, die sie sich wünschen.“

„Diese sofortige Befriedigung und Selbsttäuschung kann junge Leute dazu bringen, zu denken, dass sie den perfekten Partner finden müssen, den es aber nicht gibt. Niemand ist perfekt, und soziale Medien erzeugen die Illusion, dass alle anderen perfekt sind und deren Leben ebenso“, sagt Kersting.

Bindungsstörungen durch Bildschirmnutzung

Laut Hilarie Cash, Mitbegründerin von reSTART Life, einer amerikanischen Behandlungseinrichtung für Internetsucht, könnte das Aufwachsen vor Bildschirmen zu „Bindungsstörungen“ führen. Betroffene Personen haben Schwierigkeiten, intime Beziehungen aufrechtzuerhalten, da sie sich emotional unsicher fühlen oder sich zurückziehen.

Eine bildschirmbasierte Kindheit fördert nicht die Entwicklung sozialer Fähigkeiten, erklärt Cash gegenüber Epoch Times. Statt durch Spielen soziale Fähigkeiten zu entwickeln, verbringen Kinder mehr Zeit vor Bildschirmen. Dies führt dazu, dass sie als Teenager mit mangelnden sozialen Fähigkeiten konfrontiert sind, was Einsamkeit und soziale Ängste zur Folge haben kann.

In vielen Fällen suchen Jugendliche dann online nach pornografischen Inhalten als sexuellen Ausweg, sagt Cash. „Pornografie trennt Beziehung und sexuelle Erregung. So hat die sexuelle Erregung nichts mit einem realen Menschen zu tun, mit dem man eine Beziehung hat … Es gibt zahlreiche Faktoren, die es den Menschen erschweren, langfristige intime Beziehungen aufrechtzuerhalten.“

Suchtgefahr durch Dating-Apps

Dr. Clifford Sussman, ein renommierter Psychiater und Experte für Bildschirmabhängigkeit, hat in einem Interview mit Epoch Times auf die süchtig machende Wirkung vieler Online-Anwendungen hingewiesen. Sowohl Spiele als auch soziale Medien bedienen sich eines Mechanismus namens „variable Verstärkung“ (variable ratio reinforcement), um Nutzer zu binden und abhängig zu machen.

Diese Methode wurde erstmals vom Psychologen B. F. Skinner in einem berühmten Experiment mit Ratten beschrieben. Dabei konnte eine Ratte zufällig ein Futterpellet erhalten, wenn sie einen Hebel betätigte.

„Je zufälliger die Belohnung erfolgte, desto schneller und häufiger drückte das Tier den Hebel, und umso schwieriger war es für die Ratte, damit aufzuhören“, erklärte Dr. Sussman.

Ein ähnliches Prinzip findet sich bei sozialen Medien und Dating-Apps wieder. Nutzer scrollen durch zahlreiche Beiträge oder Profile und stoßen dabei auf einige interessante Inhalte, während viele andere weniger ansprechend sind. Diese zufällige Belohnung löst einen Glückshormonausstoß aus und führt dazu, dass die Anwendung selbst süchtig macht, unabhängig davon, ob es zu einem Treffer kommt oder nicht.

Dr. Sussman betont jedoch, dass soziale Medien nicht nur negative Verhaltensänderungen hervorrufen. „Sie ermöglichen es Menschen, die im realen Leben Schwierigkeiten beim Dating haben, dennoch Kontakte zu knüpfen. Zum Beispiel können Personen im Autismus-Spektrum, die Probleme mit direkter Kommunikation und Empathie haben, online Gleichgesinnte treffen und Beziehungen aufbauen“, so der Psychiater.

Um die Nutzung von Online-Anwendungen sicherer und erfolgreicher zu gestalten, rät Dr. Sussman zu mehr Geduld und weniger Impulsivität. Dies könnte helfen, die potenziellen negativen Auswirkungen zu minimieren und gleichzeitig die positiven Möglichkeiten, die diese Plattformen bieten, zu maximieren.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Social Media Is Changing Young People’s Dating Behaviors: Research“. (deutsche Bearbeitung kr)



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